"Das Beängstigende dieser Art von Paternalismus ist das notorisch gute Gewissen derjenigen, die sich anheischig machen, dem Familienvater zu sagen, wie viel Zeit er mit seinen Kindern verbringen soll, und der jungen Mutter, welche Rollenbilder für ihre Kinder die geeigneten sind. Es ist wirklich eigenartig: Wenn der Staat über seine Dienste auf die Telefondaten der Bürger Zugriff nimmt, steht die halbe Republik Kopf: Kaum drängt er sich ins Haus, um Ratschläge zu allem und jedem zu geben, wird ihm bereitwillig die Tür geöffnet."
Ich mag Herrn Fleischhauer nicht. Trotzdem hat er hier recht: was verflixte Socke geht es die Regierung an, wie wir unser Familienleben gestalten?
Wieso sollte der Staat sich in Rollenverständnisse einbringen?
Man kann jetzt sagen, daß das wieder mal alles nur Fleischhauersches Gepöbele ist (deswegen mag ich ihn ja nicht) und der Mann eh nur selektiv zitiert weil er nun mal pöbeln will. Das tun erstens alle und zweitens steht im Koalitionsvertrag tatsächlich:
"Aktive Väter: Eine zeitgemäße Familien- und Gleichstellungspolitik bezieht auch Jungen und Männer ein. Wir wollen auch die Rolle des aktiven Vaters in der Kindererziehung und Familie weiter stärken. Erforderlich sind bessere Rahmenbedingungen, damit Väter und Mütter Aufgaben in Familie und Beruf partnerschaftlich aufteilen und Männer eine engagierte Vaterschaft leben können"
Erst mal unterstellt es, daß Väter, die der ganz bösen traditionalen Rollenverteilung folgen, sich nicht für ihre Kinder interessieren.
Zweitens, daß eine klassische Aufgabenteilung nicht partnerschaftlich wäre.
Drittens finde ich Tigergatten und seine Arbeitstage recht engagiert- er tut das nämlich auch für uns. Er tut das, damit Zeit für Familie da ist statt das wir uns die Türklinke in die Hand geben und die Jungs zwischen uns und dem Spätdienst der Ganztagsschule rumjonglieren.
Und das alles kulminiert in der Frage: was interessiert das die Regierung?!
"Ja, aber Cassie, ganz viele andere Pare wünschen sich da Hilfe"- dann sollen sie sich hinsetzen und miteinander reden und wenn nötig einen Unparteiischen ihrer Wahl dazuziehen, aber das ist doch keine Aufgabe für eine Regierung!
Diese Fragen stellen sich mir auch wenn ich weiterlese:
"Mädchen- und Jungenpolitik: Mädchen und Jungen sehen sich heute mit unterschiedlichen, oft widersprüchlichen Rollenbildern konfrontiert. Sie müssen sich auf neue Anforderungen einstellen. Die geschlechtsspezifische Arbeit mit Mädchen und Jungen soll weiterentwickelt und Rollenstereotypen entgegengewirkt werden. Eine zeitgemäße Gleichstellungspolitik bezieht Jungen und Männer mit ein. Die Jungenarbeit soll nicht zu Lasten der Mädchenarbeit ausgebaut werden."
Wieso will die Regierung Rollenstereotypen entgegenwirken und kann mal jemand definieren, was genau die meinen? Das steht da nämlich nicht.
Gesamturteil: das kann ja heiter werden...