Kopfweh by R.
Der R. rief an und wie üblich frage ich mich "bin ich seltsam oder er?" (nein, bitte keine ehrlichen Antworten...)
Nach den Begrüßungsformalitäten kündigte er seinen Besuch an. Für wann? Naja, irgendwann demnächst, er steht dann einfach mal vor der Tür, er will das ganz spontan machen.
Hm... weißt du, das ist grad keine so gute Idee, wir versuchen grad, unsere Tage halbwegs geplant zu halten und nebenbei warten wir ja auf das Tigerbaby.
das stört ihn nicht, wenn es kommt, dann kann ich ja einfach ins Krankenhaus verschwinden.
Man kann ihn eh nicht aufhalten, aber ich muß ja die Tür nicht aufmachen...
Dass ist aber nett, dass Sie dann einfach ins Krankenhaus duerfen ^^
Ja, super, oder...
der Mann stand auch schon mal vor der Tür und begriff nicht so recht, wo das Problem sei als ich sagte "wir wollten grad weg". Das Tigerchaos betrachtete er und meinte den schönen Satz "Ja, wenn ihr meint...." mit Augenrollen zu mir. Das Chaos entstand zumindest teilweise, weil der Trip auf den Spielplatz durch einen gewissen R. verzögert wurde.
Haben Sie ihm nicht gesagt, dass das eine prima Idee ist, weil er dann ja auf die drei Kinder aufpassen und vor allem den kompletten Haushalt wuppen kann, wenn Sie in der Klinik sind? Sie hätten ihm auch noch anbieten können, ihm zu zeigen, wie die Waschmaschine funktioniert, falls beim jüngsten Sohn doch etwas in die Hose geht.
:-)
und dann horche ich aus sicherer Entfernung auf die Explosionsgeräusche?
Die Tiger würden mir NIE verzeihen, wenn statt des versprochenen Übernachtungsaufenthaltes bei einer befreundeten Familie (auch 3 Kinder) sie auf einen dermaßen verpeilten Zeitgenossen aufpassen müßten.
Ich bin davon ausgegangen, dass so eine Ankündigung eine sehr wirksame Abschreckung ist und er dann gar nicht erst vorbeikommt. :-)
Ich fürchte, er sieht das Problem nicht und die abschreckende Wirkung verpufft.
Vor einer Weile meinte er, er wolle ja nichts kritisieren, aber den ganzen Tag zu Hause sitzen und Nichtstun sei nichts für ihn, aber wenn ich damit zurechtkäme sei das ja schön.
Was da an "Sachzwängen" dranhängt wie pünktlich im Kindergarten sein zum Abholen und deswegen nicht telefonieren können und das übliche tröstende Ohr wegen seiner miserablen (und mAn selbstverursachten Situation) leihen, erntet bei ihm immer Schulterzucken und Augenrollen.
Letztens:
"ich muß in die Küche, Essen ist fertig und ich muß es aus dem Ofen holen"
Er: ""naja, wenn du meinst... wenn das nicht klappt, holt ihr halt 'nen Döner"
Ich erwähnte, daß ich sein Finanzproblem für selbstverursacht halte?
Richtig gut war als er sich für nachmittags ansagte, wir Muffins backten und er dann gegen halb 8 auf der Matte stand. Er hatte sich halt unterwegs verquatscht und war völlig verdattert, daß jetzt doof war, weil Kinder ins Bett bringen anstand und nicht mit ihm auf dem Sofa hocken.
Die Muffins waren bereits getigert worden und das es als Abendessen "nur Brot" gegeben hatte, fand er seltsam. Er schlug dann vor, wir könnten Essen gehen. Kinder im Bett und kein Aufblas-Babysitter in der Hosentasche. Schulterzucken "ich wollte es ja nur vorschlagen". Für ihn war, so wie er das vorschlug, es einfach nicht vorstellbar, nicht mal eben die Kinds allein lassen zu können, die schliefen doch oder ich könne ja zu Hause bleiben.Tigergatte hatte nicht so recht Lust, allein mit ihm Essen zu gehen.
Das hatten wir kurz nach der Geburt des Großen Tigers schon öfter- er kam vorbei (wohnte damals noch fast nebenan) und schlug allerlei Programm vor, für das Tigergatte aber neben Job, Diplomarbeit und frischem Baby zu fertig war und/oder keine Lust hatte, mich dauernd allein zu lassen und/oder Zeit zum Lernen brauchte.
Ich sehe schon, der Herr versteht es, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Bei dem R. handelt es sich doch um diesen tüchtigen Herrn mit dem Bachelorexamen von 3,7, der in die internationale Wirtschaft wollte, aber mit seinem Geld nicht haushalten kann, oder?
Ja, genau der. Klebt an uns wie ein Kaugummi an der Schuhsohle.
Ich verstehe ja, daß mit Zeitverträgen, die nicht mal aneinander folgen und mies bezahlt sind, das Leben nicht unbedingt Spaßgarantien bietet und zwischen dem, was man gern hätte, und dem, was man hat, Welten klaffen.
Aber das ändert man nicht mit Jammern, sondern nur, indem man irgendeinen Plan B entwickelt, auch wenn das mit noch weniger Geld und/oder Zeit verbunden ist. Ich bin zwar auch ratlos, was man konkret tun könnte, da die internationale Wirtschaft nicht grad Schlange steht, aber irgendwas muß sich doch finden lassen. Aber, Stichwort "Selbstverantwortung": nicht unbedingt von mir, sondern von ihm. Ist schließlich sein Leben.