Mitteilung an Frau Schwesig:
"Das Betreuungsgeld ist frauenfeindlich, weil es eigentlich darauf zielt, dass einer - der Mann - viel Geld verdient und die Frau zu Hause bleibt." Und sie fügte hinzu: "Die Frauen sind nicht die Gebärmaschinen dieser Gesellschaft."
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/gebaermaschinen-streit-csu-fordert-entschuldigung-von-schwesig-a-844469.html

Ich finde es äusserst interessant, dass Sie mit Frauen, die nicht erwerbstätig sind, anscheinend "Gebärmaschine" assoziieren.

Ich hatte noch nicht bemerkt, dass der Gesetzesentwurf zum Betreuungsgeld vorsiehrt, dass Mütter zu Hause bleiben und Männer viel Geld verdienen. Können in Ihrer Welt auch Frauen gut verdienen?

Wissen Sie was: ich will diese blöden 100 Euro-Almosen nicht. Ich will wesentlich mehr, vor allen Dingen will ich nicht als Gebärmaschine bezeichnet werden!


Und irgendjemand wird mir irgendwann erklären, was genau eigentlich mit der Worthülse "frühkindliche Bildung gemeint ist, für die Eltern ja anscheinend total schädlich sind.
Spätestens wenn wieder Wahlkampf ist und die Parteien schlagartig in der Innenstadt rum,stehen udn mir erklärten, wie viel sie nicht für mich tun wollen. Bürgerdialog und so :-)




tama am 15.Jul 12  |  Permalink
Mein Verlobter und ich haben uns, wenn denn dann mal Nachwuchs ins Haus steht, bereits vorsorglich darauf geeinigt, dass derjenige von uns weiterhin Geld verdienen wird, der einfach im Vergleich besser verdient - und der andere kümmert sich bis zum Kindergartenalter um die die Kinder und steigt dann entsprechend der Situation nach und nach wieder ein.

Sollten unsere Gehälter indes ausgeglichen sein, bleibt der daheim, der den sichereren Job hat, soweit es sich in der akuten Situation beurteilen lässt.

Das Elterngeld indes ist ohnehin eine sehr witzige Idee - mir kommt es im Moment auch so vor, als wären Bibliotheken aktuell die einzigen öffentlichen Einrichtungen (Ich zähle die Regierungen mal einfach als Einrichtung, wenn es recht ist.), die die Eltern nicht nur ins Boot holen wollen, sondern die die Eltern als Hauptantrieb verstehen.

Nicht mehr lange und die Regierung kommt auf die Idee, einen Staat nach platonischem Vorbild zu errichten.
Zumindest in Bezug auf Kinder halte ich das für fragwürdig. Die sind zwar kein Eigentum - aber immerhin zumindest freie Wesen. Umkehrschluss: Bis das Kind seine eigenen Entscheidungen kund tun kann, entscheiden stellvertretend Mama und Papa. Die kennen es bis zu einem bestimmten Alter einfach am Besten.

cassandra_mmviii am 15.Jul 12  |  Permalink
Das ist eine sehr pragmatische Lösung. So ähnlich sind wir dazu gekommen. Bei uns kam hinzu, dass ich meinen Bibliotheks-Job verloren weil wir alle nur Zeitverträge hatten und Schwangere nicht verlängert werden (es war bekannt, dass man "nur" auf den Mutterschutz verzichten müsse, dann klappt das schon).

Kinder sind kein Eigentum und Menschen ganz generell sind nicht Verfügungsmasse staatlicher Planungsspielchen.

Kinder sind unterschiedlich, das allein wird schon vergessen. Das eine mag die KiTa, das andere nicht. Der eine blüht in der Gruppe auf, das andere nicht. Da diese Einheitslösungen zu verkaufen wird dem nicht gerecht.

arboretum am 16.Jul 12  |  Permalink
dass derjenige von uns weiterhin Geld verdienen wird, der einfach im Vergleich besser verdient - und der andere kümmert sich bis zum Kindergartenalter um die die Kinder und steigt dann entsprechend der Situation nach und nach wieder ein.

Das ist die klassische Lösung - und in Anbetracht der Tatsache, dass Frauen selbst für die gleiche Arbeit immer noch weniger verdienen, sind es eben die Frauen, die daheim bleiben (während die Väter dann umso mehr in die Arbeit stürzen und mehr Überstunden schieben als vor der Geburt des Kindes).

Und was den Verzicht auf Mutterschutz angeht, so ist das gesetzlich verboten, siehe § 6, Abs. 1, Satz 1 MuSchG, da heißt es: "Mütter dürfen bis zum Ablauf von acht Wochen, bei Früh- und Mehrlingsgeburten bis zum Ablauf von zwölf Wochen nach der Entbindung nicht beschäftigt werden."

Diese bescheuerte Bibliothek hätte frau übrigens mit ihren eigenen Waffen schlagen und §3 Abs. 2 MuSchG anwenden können, um den Vertrag verlängert zu bekommen. Darin heißt es nämlich:

"Werdende Mütter dürfen in den letzten sechs Wochen vor der Entbindung nicht beschäftigt werden, es sei denn, dass sie sich zur Arbeitsleistung ausdrücklich bereit erklären; die Erklärung kann jederzeit widerrufen werden."

Also erst wie verlangt auf die sechs Wochen Mutterschutz vor der Geburt verzichten und die Vertragsverlängerung unterschreiben und dann sofort widerrufen. Und es wäre auch mal ganz spannend gewesen, zu sehen, was die übergeordneten Stellen zu dieser erpresserischen Vertragspraxis der Bibliothek sagen. Denn es dürfte sich dabei wohl um eine Stadt-, Landes- oder Unibibliothek gehandelt haben.

cassandra_mmviii am 16.Jul 12  |  Permalink
Das ist die klassische Lösung - und in Anbetracht der Tatsache, dass Frauen selbst für die gleiche Arbeit immer noch weniger verdienen, sind es eben die Frauen, die daheim bleiben (während die Väter dann umso mehr in die Arbeit stürzen und mehr Überstunden schieben als vor der Geburt des Kindes).

Also sorry, aber so kann man das nicht sagen Im ÖD zählt in D TVÖD und danach wird man geschlechtsunabhängig bezahlt. Sollte also alles gerecht zugehen, aber:
Tigergatte wollte als er diese Stelle anfing nach TVÖD bezahlt werden, und zwar richtig eingeordnet. Seine deutlich ältere Kollegin fand das unmöglich: sie hätten alle (ja, alles Frauen....) auf die Höhereinstufung, die ihnen zustand, verzichtet und jetzt kommt ein Mann an und will das.... typisch Mann!

Manchmal machen meine Geschlechtsgenossinnen mich zur Antifeministin.


Mutterschutz:
stimmt, den Trick kann man probieren, aber bei 3 Monatsverträgen ist das nur begrenzt möglich.
Ausserdem erscheint die Zusage "klar verzichte ich" wenn man schon vorher Mutterschutz in Anspruch nimmt (Überstundenregelungen etc) nicht sehr glaubwürdig fürchte ich. Jedefalls gab es Ärger seit ich gesagt hatte "das ist mir zu schwer zu heben" und (natürlich die ältere Kollegin) anfing zu meckern "das hätten wir uns nicht getraut als wir so jung waren!"

Aber wir haben uns nachher zu einer gepflegten Runde Arbeitsgericht getroffen, es ging da um den fehlenden Tariflohn.... 2 Euro pro Stunde für 6 Monate (so lange konnte man zurückfordern).

arboretum am 17.Jul 12  |  Permalink
Es gibt mehr als eine Studie und Statistik, die die Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern belegt. Die Mehrheit der Beschäftigten arbeitet auch nicht im öffentlichen Dienst, sondern in der Privatwirtschaft. Dass die Kolleginnen Ihres Mannes auf die Ihnen zustehende korrekte Höhereinstufung freiwillig verzichteten, ist selten dämlich. Was soll so ein Blödsinn?

Wusste der Personalrat eigentlich nichts von den seltsamen Praktiken in der Bibliothek oder war das ein völlig zahnloser Haufen? Und was sagten die übergeordneten verantwortlichen Stellen dazu? Gut, dass Sie wenigstens noch den fehlenden Tariflohn gerichtlich eingefordert haben.

tama am 17.Jul 12  |  Permalink
Der Knackpunkt für die unterschiedlichen Bezahlungen liegt aber auch oft ganz schlicht darin - das konnte man selbst an der zitierten Bibliothek gerade sehen - dass Frauen oft einfach niedriger Pokern als Männer, wenn es um Gehaltsverhandlungen geht. Und dass Frauen aufgrund ihrer vielgerühmten, sozialeren Verträglichkeit einfach häufiger einbrechen.
Hinzu kommt:
Wer nachts nicht arbeitet, kriegt auch keinen Nachtzuschlag.
Wer an Feiertagen nicht arbeiten will, bekommt auch keinen Feiertagszuschlag.
Wer nach der Babypause unverhältnismäßig lange mit dem Wiedereinstieg wartet (und das dann vielleicht sogar verbunden mit der sozialen Verträglichkeit), dem fehlt mehr Berufserfahrung, die ein männlicher Kollege bei Krankheit über die Dauer der durchschnittlichen Babypause vorweisen könnte.

Statistiken sind ohnehin mit Vorsicht zu genießen. Die berücksichtigen oft keine Altersunterschiede, Ausbildungen und Positionen im Unternehmen. Arbeitszeiten im Sinne von Arbeitserfahrung ohnehin nicht, soziale Faktoren sind da dann auch gleich mit unten durch.

Alles, was mit der freien Wirtschaft zu tun hat, genieße ich persönlich auch ohne Statistik mit Vorsicht. Tariflöhne in der freien Wirtschaft sind nichts weiter als vertraglich festgesetzte Mindeslöhne für den im Vertrag festgelegten Zeitraum. Einfordern indes muss man diesen Mindestlohn aber schon alleine. Und übertarifliche Bezahlung wird einem ohnehin nicht hinterhergetragen. Es gibt nicht umsonst Seminare und Workshops zum Thema, erfolgreich das Gehalt zu verhandeln. Denn das ist es in vielen Branchen nunmal: Verhandlungssache.

Beim TVÖD hat Frau Cassandra allerdings Recht. Und da ist es ja wohl auch eine Unverschämtheit, wenn auf einmal ein Mann (!) kommt und einfach frech einfordert, was ihm zusteht. Erinnert mich an meinen Beitrag zum Thema; und bei den Kommentaren wundert mich eigentlich auch gar nichts mehr...

Das ist wie mit allem im Leben: Wo kein Kläger, da kein Richter. Auch zu niedriger Bezahlung gehören immer zwei: Einer, der es veranstaltet und einer, der es mitmacht.

cassandra_mmviii am 17.Jul 12  |  Permalink
"Dass die Kolleginnen Ihres Mannes auf die Ihnen zustehende korrekte Höhereinstufung freiwillig verzichteten, ist selten dämlich. Was soll so ein Blödsinn?"

Das ist selten dämlich. Das ist sowas von dämlich dass mir die Worte fehlen.
Was der Blödsinn soll?
Gute Frage. Wie es scheint hatten die entweder nicht auf dem Schirm, dass das geht, haben sich das nicht getraut und "alle anderen machen das ja auch so", Frau kennt ja die schlechte Haushaltslage... Bescheidenheit ist eine weibliche Tugend- und deswegen sind Frauen als Arbeitskräfte auch so beliebt.

Nicht jeder arbeitet im ÖD, stimmt, aber im ÖD zählt was in allen Branchen mit Tarifvertrag gilt: Bezahlung ist geregelt wenn man anfängt und nicht frei aushandelbar.
Frauen verhandeln anders wenn es um Gehalt geht.

Der Personalrat wusste davon. Die Frauenbeauftragte wusste davon. Aber "das ist ein befristeter Vertragm da kann man nichts machen".
Zwischendrin schlug auch jemand eine Abtreibung vor- wenn das alles so kompliziert ist, dann könnt man ja auch da mal drüber nachdenken.
Nö, kann man nicht. Das ist kein Job der Welt wert.

Die Gewerkschaft hat dann aber die Lohnnachzahlung gefunden weil nicht gemäß Tarifvertrag bezahlt worden ist. Aber gegen das Grundproblem konnten auch sie nichts tun.

Nachdem ich das Urteil hatte, hätten die lieben Ex-KollegInnen ja auch mehr Geld sehen wollen. Aber nö, lieber nicht, sonst wird der Vertrag nicht verlängert...

Das ist wie mit allem im Leben: Wo kein Kläger, da kein Richter. Auch zu niedriger Bezahlung gehören immer zwei: Einer, der es veranstaltet und einer, der es mitmacht.
Eben.

cassandra_mmviii am 17.Jul 12  |  Permalink
Tama:
ich hab mir die Kommentare bei Ihnen grad durchgelesen. das sind grösstenteils Frauen, oder?

Zumindest sind die meisten Argumetationen weiblich- sieh das mal positiv, erwarte nicht zu viel etc. und das trägt zumindest zu den angesprochenen Lohnunterschieden bei.

tama am 17.Jul 12  |  Permalink
Ah, Sie haben es erfasst^^ - ganz genau, mit dieser Einschätzung liegen Sie richtig (murxus ist der einzige Mann in der Runde - und ich finde, das merkt man deutlich! (Und ich rede nicht von seinem Diskussionsstil, sondern von der Einstellung dahinter.).

Jedenfalls zweifelte ich da wirklich an meinem Verstand.

cassandra_mmviii am 17.Jul 12  |  Permalink
Das meine ich mit meine Geschlechtsgenossinnen machen mich zu Frauenhasserin.

Das erste Mal merkte ich das noch zu Abi-Zeiten. Bio-Lehrer (Mann) fragte nach einer Selbsteinschätzung bzgl der mündlichen Prüfung. Und auf einmal verwandelte sich ein Haufen eigentlich ganz rationaler Mitschülerinnen in flötende, tiefstapelnde Dummchen.
"Ach, ich wär' ja schon froh, wenn ich überhaupt bestehen würde" in verschiedenen Variationen&Tonlagen (grösstenteils Sopran).

Ja, sindwa denn inna Oper hier?
Seit ihr jetzt alle geistig blond?

Ich: "Ich dachte so an 10 bis 12 Punkte"

Stille im Raum. Bio-Lehrer: "Ja, das hätte ich jetzt auch eingeplant", er ignorierte die entsetzten Blicke.


Frauen stapeln tief. Und beschweren sich dann wenn jemand es nicht tut.

tama am 17.Jul 12  |  Permalink
Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist es auch, sich über Frauen aufzuregen.

Leider liefern ausgerechnet sie immer so gute Vorlagen.

Und das traurige ist, dass das u.a. auch auf mich zurückfällt - bin ja leider auch eine.

Ihre Einstellung kann ich also ganz ausgezeichnet nachvollziehen! (In der Schule habe ich mich immer lieber mit Jungen als Mädchen umgeben - während des Studiums wechselte das dann studiengangsbedingt.)

cassandra_mmviii am 17.Jul 12  |  Permalink
Ich habe Mädchenfächer studiert und dabei viel Gelegenheit gehabt, mir Frauen anzugucken...

Ich verstehe es nicht.
letztens jammerten ein paar Mütter (als Frauen) auf dem Spielplatz, weil ein paar Jungs zu laut rumbolzten. Da würde die Unterdrückung doch schon anfangen... die Jungs hätten nie gelernt "Frauen ihren Raum zu lassen"- ihre Mimosentöchter hatten sich verkrümelt als die Jungs auftauchten.

Ja, was sollen die Jungs denn tun? Sich in Luft auflösen? Lieber rosa Glitzponies kämmen als Fussball bolzen?

Ich war ja kurz davor, ihnen zu sagen, das meine Jungs ihre Töchter später ganz fürchterbar unterdrückten würden, die Mädchen sollten entweder lernen, sich zu wehren oder lernen, sich zu verpissen, damit ihnen nichts passiert.

Die dressieren ihren Mädchen an, sich zu beschweren und vor allen Dingen nicht mal Tacheles zu reden, sondern rumzuzicken.

Unser KiGa hat einen "Mädchentag" an dem die Mädchen notfalls mit Gewalt in den Bauraum verschleppt werden den sie dann geschlechtsgetrennt nutzen sollen. Warum? Angeblich wegen der Geschlechtsrollenerziehung, aber mich beschleicht immer das Gefühl damit sie lernen, dass sie Sonderschutzzonen brauchen.

tama am 17.Jul 12  |  Permalink
Hach ja, die schöne, über alles gelobte Gleichberechtigung.

Vielleicht ist in dieser Hinsicht ja auch Esther Vilar "Der dressierte Mann" ganz aufschlussreich. Offensichtlich hat sich dieses "weibliche" Verhalten ja bewährt... (Aus meiner Sicht ein wirklich gutes Buch!)

Brr. Nee: Mich überkommt auch immer das kalte Grausen beim Zuhören bei "emanzipierten" Frauen. Muss nicht sein. Meine potentielle Tochter kriegt realistische, menschliche Werte mit. Aber garantiert nicht sowas.

cassandra_mmviii am 17.Jul 12  |  Permalink
Ich betrachte diese ganze gender-Erziehungsnummer mit Kopfschütteln.

Ich erzieh' den Jungs das Junx-Sein nicht ab. Nicht mal wenn es sooo viel korrekter wäre.