Immer wieder sonntags
bekommen wir ein hochklassiges Satire-Magazin frei Haus geliefert. Letzte Woche ging es um Monatstickets für Schwarzfahrer.
"Vor ein paar Jahren war es noch kein Problem, wenn eine Bremer Grunsschullehrerin mit ihren Vioertklässlern über die Pille sprach oder zur Überwmndung von Hemmungen Kondome kaufen ging" Heute wird sie dafür von religiös-konservativen Eltern jeder Konfession beschimpft"
WeserReport
Beschimpft habe ich sie nicht, und das habe ich auch nicht vor. Aber die Feststellung, dass man das für Schwachsinn, unangemessen, völlig verfehlt und die gezielte Sexualisierung von Kindheit hält, würde sie sich schon anghören müssen. Und die Tiger hätten wenn dieser Schulausflug ansteht wahrscheinlich einen üblen Fall von Schnupfen.
Kinder haben ein Recht auf Kindheit. Kinder haben eine Sexualität, aber in der spielen Kondome keine Rolle. Das ist das Aufdrücken von Erwachsenensexualität auf Kinder und dafür gibt es ein Wort: sexueller Missbrauch (im Unterschied zur Kindsvergewaltigung, die genau das ist, was dieses Wort sagt: die Vergewaltigung eines Kindes).
Der Bereich treibt die buntesten Blüten:
http://www.youtube.com/watch?v=d-kHnOgOwgE
WTF... was soll das?
Aehm. Bis zu welchem Alter geht nochmal die Grundschule?
"Kinder zu offenen Menschen erziehen". So ein Quark. Die sind von vornherein total offen. Dafuer muessen sie nicht nen Darkroom pantomimisch darstellen (WTF????).
Die sind von vornherein total offen.
Ach ja? Wenn dem so ist, bleibt die Frage, wie lange dieser Zustand anhält je nach Elternhaus und Umfeld. Bei uns in der Grundschule war "schwul" ein schlimmes Schimpfwort, wenn auch nicht unbedingt jeder, der es verwendete, klare Vorstellungen hatte, was genau das bezeichnet.
Ich will damit nicht sagen, dass ich das alles vollumfänglich gutheiße oder für total nötig halte, was ich da sehe in diesem Filmchen, aber andererseits, hey, wenn wir davon ausgehen, dass gewisse Prozesse heutzutage etwas beschleunigter ablaufen als frühen, kann ich es zumindest verstehen, wenn man mit diesen Erziehungszielen nicht unbedingt zuwarten will, bis die gesamtgesellschaftlich immer noch recht wirksamen Vorurteile sich auch in der nachwachsenden Generation festgesetzt haben.
Herr Mark:
Ich fürchte, dass diese Bemühungen eher für ein breiteres Schimpfwortarsenal sorgen denn Verständnis&Toleranz wecken.
Ihre Grundschulzeit ist noch etwas länger her als meine und die fand gefühlt in der Kleinen Eiszeit statt. Das schien doch damals etwas zu sein, was vor allem vorpubertäre Jungs betraf. Das tritt zwar heute angeblich alles früher ein und verläuft noch ein bisschen wilder als damals, aber im Grunde ist das eine Phase, die vorbeigeht und nicht jeder, der "du schwules Irgendwas" über den Schulhof brüllt, tritt später der homophoben Weltverschwörung bei.
Ich habe eher Sorge, dass zu deutliche pädagogische Bemühungen durch Übersteuerung genau das Gegenteil bewirken.
"Man macht das nicht" wussten die entprechenden Kandidaten damals bei uns sehr genau, machten es aber trotzdem. An Unwissen lag ses also nicht. Eher an vorpubertärtem Übermut und der Lust, was Verbotenenes zu tun.
Ich seh' das eher als "gut gemeint ist nicht gut gemacht" an.
Ob man so viel verpasst, wenn man "Darkroom" nicht pantominisch darstellen kann oder will... ich denke, das wird man ohne grössere Schäden überleben. Auch nach der Pubertät.
Frau Maracaya:
wie lange dauert in berlin die Grundschule? Da sind Sie eher Fachfrau.
Ich habe eher Sorge, dass zu deutliche pädagogische Bemühungen durch Übersteuerung genau das Gegenteil bewirken.
Das Risiko besteht durchaus. Ich habe das ja schon mehrfach geschildert, wie der in meiner Gymnasialzeit (bzw. in meinen Gesamtschuljahren ab Klasse 9 nach dem Schulwechsel) ins Extrem getriebe NS-Bewältigungskult nicht verhinderte, sondern gerade erst recht beförderte, dass sich einige Leute Richtung rechts radikalisierten.
Ist halt wie vieles im Leben eine Frage der Dosis, die Medizin und Gift unterscheidet. Wie ich diese Berliner queerpädagogischen Bemühungen auf dieser Skala einordnen soll, weiß ich nicht so recht. Dafür demonstrieren, dass sowas hier auch stattfindet, werde ich sicher nicht.
"Dafür demonstrieren, dass sowas hier auch stattfindet, werde ich sicher nicht"
... ich wohne in Bremen, da kommt das von alleine.
Ich habe letztens mit dem Grossen Tiger "Zorro" geguckt. In der Fechtszene zieht Zorro Elena per Degeneinsatz aus.
Grosser Tiger: "Was macht der denn da?!"
Ich "Ich glaub', die wollen am Ende des FIlms heiraten"
Grosser Tiger mit abgeklärtem Gesichtsausdruck: "Aber da müssen sie sich vorher doch kennenlernen. So geht das nicht!"
Ob man verallgemeinern kann, dass Kinder ohne Nachhilfe in der Vorpubertät zu Komplettrüpeln werden weiss ich nicht, das waren ja auch damals nur ein paar Kandidaten (die üblichen könnte man fast sagen).
Vielleicht sollte man eher versuchen zu vermitteln, was Partnerschaft ist statt technische Details ver verbreiten. Könnte auch dem "immer früher" entgegenwirken.
Klar, wir leben in einer Welt, in der die feste Mama-Papa-Kinder-Familie nicht mehr unbedingt die Norm ist, aber das scheint kontextabhängig zu sein. In unserer Heilen-Welt-Ecke von Bremen (ein stadtgewordenes Problemviertel) ist die Scheidungsrate niedrig und die Klasse des Grossen Tigers hat tatsächlich nur zusammenerziehende Eltern, die meisten sogar verheiratet. "Lisa lässt sich von Horst scheiden, um dann Emma zu heiraten und der Horst geht dann eine Dreiecksbeziehung mit Louisa und Yügal ein" ist nicht deren Lebensrealität. man muss die Realitäten der Kinder einbeziehen, aber sie ihnen nicht aufpropfen.
Kindheit in dem Ausmass zu sexualisieren finde ich mehr als nur problematisch. Das sind Erwachsenenprobleme. Queer-Politik gehört nicht in die Grundschule. Damit können sie lieben Kleinen (so sie denn wollen) anfangen, wenn sie begreifen, wo das Problem liegt.
hat sich die Frage vor etwa zwei Jahren mal gestellt, da waren wir auf eine Art Vermählungsfeier zweier Frauen im kirchlichen Rahmen (ich sage ausdrücklich nicht "Hochzeitsfeier") eingeladen. Bei der Gelegenheit haben wir der Kleinen erzählt, dass neuerdings auch zwei Frauen und zwei Männer mehr oder weniger heiraten können wenn sie das möchten. Sie fands gut, dass man sich das aussuchen kann und hatte keine weiteren Fragen dazu. Von daher wäre ich auch nicht unbedingt dafür, ihr jetzt mit mehr Details zu kommen als sie wissen will. Aber die Info, dass sowas geht, finde ich schon nicht ganz unwichtig.
das ist etwas anderes. Kind hatte ausserhalb der Aufklärungsbuch-Realität Kontakt mit der Frage, war also eine gute Gelegenheit, es anzusprechen. Und sie war noch weit von der Vorpubertät entfernt und ein Mädchen, was das Blödsinns-Risiko beides herabsetzt.
Das Hineinzwängen in die Situation finde ich wesentlich problematischer.
Wir können evtl bald erklären, was Scheidung ist weil das Thema anstehen könnte im Familienkreis und Folgen haben wird.
Auch die Frage, wie das mit den Jungs&Mädchen und den Babies ist, stand schon mehrmals aus aktuellem Anlass auf dem Spielplan.