Katholizismus in der Politik
Ich wurde gestern hier auf Philipp Rösler und seine Mitgliedschaft im ZdK-Präsidium angesprochen. Das ZdK ist eins dieser Themen, die den Charme eines 3 Tage alten Kaugummis haben. Und die FDP auch...

Ich las dieser Tage Laborem_Exergens und stellte wieder mal fest, dass FDP und Katholizismus gar nicht geht. Ich will niemanden den Glauben absprechen, aber eine Stellungnahme zu den Widersprüchen würde mich schon interessieren.

Die FDP positioniert sich auch in anderen Fragen (embryonale Stammzellforschung, leichgeschlechtliche Eheschliessungen, Abtreibung) nicht eben erzkatholisch.


Die kommenden Wochen/Monate/Jahre könnten in den USA für Katholiken interessant werden im Sinne von "mögest du in interessanten Zeiten geboren werden". Die Gesundheitsreform von Präsident Obama sieht vor, dass auch Verhütungsmittel und Abtreibungen durch die von den Arbeitgebern (mit)finanzierte Krankenversicherung bezahlt werden. Und an dem Punkt meinen die katholischen Bischöfe "no, we can't!" und berufen sich dabei auf die verfassungsgarantierte Freiheit der Ausübung ihrer Religion, die bis auf wenige Ausnahmen genau das verbietet.

Wieso ist das für Deutschland wichtig? Weil das in Deutschland bereits Praxis ist sollte die Schwangere unterhalb einer Einkommens-oder Altersgrenze liegen. Ohne dass die Bischofskonferenz deswegen die Alarmglocke läutet.


Wenn exponierte Politiker von Parteien, die in wichtigen Punkten (wie der Arbeits- und Wirtschaftsethik oder der Frage nach Abtreibung) nicht mit der katholischen Lehre übereinstimmen, im ZdK sitzen, dann frage ich mich, wie das geht während Nancy Pelosi anscheinend einen Schritt vor der Exkommunikation steht.


"Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon." (Matth 6,24)

Benedikt XVI sagte bei seinem Deutschlandbesuch:

"Um ihrem eigentlichen Auftrag zu genügen, muss die Kirche immer wieder die Anstrengung unternehmen, sich von der Weltlichkeit der Welt zu lösen. Sie folgt damit den Worten Jesu nach: „Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin“ (Johannes 17,16). Die Geschichte kommt der Kirche in gewisser Weise durch die verschiedenen Epochen der Säkularisierung zur Hilfe, die zu ihrer Läuterung und inneren Reform wesentlich beigetragen haben.

(...)

Die geschichtlichen Beispiele zeigen: Das missionarische Zeugnis der entweltlichten Kirche tritt klarer zutage. Die von ihrer materiellen und politischen Last befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein. Sie kann ihre Berufung zum Dienst der Anbetung Gottes und zum Dienst des Nächsten wieder unbefangener leben."


Ich denken nicht, dass damit nur die Frage, wie viel Kohle die Kirche besitzt, gemeint ist. es geht auch um das nicht an weltlichen Titeln kleben und die damit kommende Freiheit, mal nicht auf x Leute und ihre Anliegen Rücksicht nehmen zu müssen.