Im Land der Dichter und Denker...
... wären wir gerne. Das deutsche Bildungssystem wird immer wieder eigengelobt dass wir -würde Eigenlob tatsächlich stinken- alle mit der Gasmaske rumlaufen würden.

http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/bundesbildungsbericht-jeder-fuenfte-schueler-hat-keine-chance-a-840347.html

Auch hier geht die Schere auseinander- die einen profitieren, die anderen verlieren. Und wie üblich zählt: wer hat, dem wird gegeben.

Wer Geld hat, schickt seine Kinder auf die Privatschule wenn ihm der Schulzirkus zu bunt wird. So er das Kind denn rechtzeitig -also bei Verlassen der Geburtsstation- angemeldet angemeldet hat. Etwas, was wir unterlassen hatten, ua weil wir bei Geburt des Grossen Tigers noch gar nicht in diesem Bundesland gewohnt haben. Das andere grosse Argument war unsere Blauäugigkeit. Als wir also an den Privatschulen nach einem Platz fragten kamen wir auf die Wartelisten, die etwa so lang wie "Krieg und Frieden" waren und von uns aus Schulwege bedeutet hätten, deren Länge mit der Transsibirischen Eisenbahn konkurrierten.

Es gelang uns, einen Schulplatz auf der etwa genauso umkämpften Nachbareinzugsgebietsschule zu bekommen.

Wieso sollen alle Kinder auf die Schule statt auf die eigentlich zuständige?

Zum einen weil wir alle Bordieu und seine Sozialisierungstheorien zumindest theoretisch kennen. Wer will schon, dass sein Nachwuchs mit den Kindern aus den Wohnblöcken spielt und sich da deren Gewohnheiten abschaut?
Zum anderen weil die "Brennpunktschule" ganz viel Sozialkompetenz-und-allgemeine-Lebenshilfe-Unterricht auf den Stundenplan gesetzt hat. Was irgendwie auf Kosten von verzichtbarem Spasskram wie Lesen geht.
Dadrunter leiden dann vermehrt die Schüler, in deren Elternhaus abends weder die Märchen der Gebrüder Grimm noch Janosch vorgelesen wird. Und ob die geforderten Sozial- und Praxiskompetenzdinge im Unterricht vermittelt werden können kann auch diskutiert werden.
Zum dritten jedoch pauschalisiert es die gesamte Schülerschaft als life-skill-mässig herausgefordert, unabhängig vom familiären Hintergrund.

Vielleicht sollte Schule sich wieder auf Lesen-Schreiben-Rechnen konzentrieren statt Ersatzfamilie zu spielen. Das kann Schule nicht leisten. Gleichzeitig muss man die Familien auch wieder stärker in die Pflicht nehmen.
Das scheint mir sinnvoller als die Schule macht alles ein bisschen, aber nichts richtig (was sie wie gesagt auch gar leisten kann).