Accept the Challenge :-)
Ich wurde heute morgen (mal wieder) gefragt, wie man es mit 3 Kindern schaffen kann als ich den kleinen Tiger in den Kindergarten brachte. Die Mutter neben mir hat 4 Kinder und sagte "wird mir jedem Kind leichter!"

Das erste Kind ist die Umstellung, man stellt sein leben um, Kinobesuche werdne zu Logitik-Herausforderungen, man trägt auf der Party das telefon am Gürtel und wird gefragt "Ah, du bist Ärztin und hast Bereitschaft?"

Das zweite Kind ist die Umstellung. Konnte man vorher Kind Nr1 betüddeln und wenn die Nacht mal wied erzu kurz war sich eben hinlegen wenn das Kind auch schläft, muss man nun 2 Kinder betüddeln, anziehen, ins Bett bringen und so weiter. Das Jonglieren lernt man aber schnell, nach einem Jahr wird das Leben entspannt weil sich die Kinder gegenseitig beschäftigen. Im Gegensatz zur Nachbarin, die nachmittags zur Alleinunterhalterin mutiert, weiss ich "die toben zusammen rum".

Das dritte Kind läuft hinterher und einfach mit. Man ist eh beim Kinderturnen, ob da noch einer auf der Matte rumtobt ist eigentlich egal.

Die 4fache Mutter meinte, sie würden grad versuchen, Nr5 zu bekommen, es wäre bisher mit jedem Kind entspannter geworden.
Die Einzelkindmama bekam grosse Augen und leichte Panik- sie würde dabei fürchten, das sie ihre Grenzen erreicht. Wir mustsen beide lachen- unsere Grenzen erreichen wir jeden Tag und etwa 2 Mal die Woche arbeiten wir jenseits von dem, was wir früher mal als "unsere Grenzen" bezeichnet haben. Das passiert mit "vielen" Kindern nicht wirklich öfter als mit einem. Und man erweitert seine Grenzen. Man wächst, lernt und entdeckt neue Seiten an sich.

Familie ist eine Herausforderung, die man annehmen sollte.




mark793 am 18.Jun 12  |  Permalink
Muss aber jeder selber wissen,
wieviel er sich draufpackt. Dass sich mehrere Kids auch gegenseitig beschäftigen, mag sicher richtig sein, trotzdem haben wir uns eigentlich immer als Einkindfamilie gesehen und es nie drauf angelegt, noch Nachschub zu bestellen. Gar nicht mal so sehr wegen der Furcht, das nicht geschultert zu kriegen (dass es irgendwie geht, wenn es muss, ist schon irgendwie klar), es ist einfach okay so wie es ist.

cassandra_mmviii am 18.Jun 12  |  Permalink
Ich will auch keine Zwangsbefruchten, aber ein bisschen weniger Bedenkenträgerei und ein bischen mehr Zutrauen zu sich selbst wäre gelegentlich doch angesagt.

Nachbarsmutter hätte weniger Zeit, die Macken ihres Sohnes zu bestärken wenn er nicht das Daueraufmerksamkeitszentrum wäre, sondern diese Position zumindest gelegentlich teilen müsste. Für ein Kind mag man getrennt kochen wenn es nicht isst was die anderen essen, bei 3 Sondergerichten sieht es anders aus (sagt meine patchworkfamilienerfahrene Tante, die das zeitweise meinte tun zu müssen).

Besagte Nachbarin fand das letztens auch ganz problematisch, dass Grosser Tiger warten musste weil kleienr Tiger noch nicht fertig war. Ein probnlem, das sich bei einem Kind nicht stellt, aber was bei Licht betrachtet kein Problem ist.

Und ein bisschen weniger "du tust was?!"-Haltung gegenüber dem Anderen.

mark793 am 18.Jun 12  |  Permalink
Nachbarsmutter hätte weniger Zeit, die Macken ihres Sohnes zu bestärken wenn er nicht das Daueraufmerksamkeitszentrum wäre, sondern diese Position zumindest gelegentlich teilen müsste.

Mag sein, aber ich sehe auch Fälle, wo Leute mit fragwürdigen Erziehungskonzepten es schaffen, gleich mehrere künftige Neurotiker heranzuziehen. Die wären als Einzelkinder vielleicht noch schlimmer dran, kann schon sein, aber einen Grund, noch mehr von der Sorte zu produzieren, liefert das m.E. auch nicht.

cassandra_mmviii am 18.Jun 12  |  Permalink
Zumindest bei der Mutter heute morgen zwischen Tür und Angel im Kindergarten (man kennt sich in Suburbia) steckt häufiger die Haltung "bei mehreren kann man sich doch gar nicht um jedes so recht kümmern" dahinter.

Ich will nicht behaupten, dass "nicht kümmern" der Weg Zum Erfolg sei, aber ein bisschen weniger Glucken oder das Glucken verteilen wäre vielleicht doch ein Fall.

Die Welt geht nicht wirklich unter wenn Lara-Sophie-Charlottes Socken nicht mit den Haarspangen harmonieren, was aber für sie "schon schlimm" ist.

Irgendeinen Pillepallle schlimm zu finden ist erst mal ein persönliches Privileg.
Relevant wird es, wenn Lara-Sophie-Charlottes Mama sich im Kindergarten beschwert weil die Haarspangen ihrer Tochter beim Abholen nicht richtig sassen und das mit mangelder Fürsorge gleichsetzt.
Oder wenn Lara-Sophie-Charlotte mit Panik auf die Ansage der Kindergärtnerin "lass mal gut sein, nicht so schlimm wenn deine Hose dreckig ist" reagiert weil Mama sie IMMER SOFORT umzieht.
Besagte Kindergärtnerin reagierte gelassen: sie sagte der Lütten, dass sie sich gerne umziehen könne, aber das muss sie allein machen. Was besagte Mutter zum Kochen brachte weil das schon wieder mangelnde Fürsorge war.

Da werden tw Kinder herangezogen, deren Fehlertoleranz gegen Null strebt weil ihre Eltern es immer alles "perfekt" gehalten haben.

silvia_fragezeichen am 18.Jun 12  |  Permalink
Ich kenn die Reaktion auch - "wie schafft ihr das nur mit so vielen Kindern?" Die Grauensvorstellung dahinter ist meist, daß das Arbeitspensum, das man bei einem Kind hat, in der Vorstellung für jedes weitere Kind genauso dazu kommt - während faktisch weitere Kinder tatsächlich "so nebenbei" groß werden. Weil sich die Kinder auch miteinander beschäftigen und man eben wie gesagt nicht mehr der Alleinunterhalter ist, weil ein paar Kartoffeln mehr schälen nicht so ins Gewicht fällt wie es eine komplett andere Mahlzeit würde, auch weil größere Kinder in der Lage sind, mitzuhelfen (zB Tisch decken, aufräumen, Staubsaugen) und es sogar gerne tun (das heißt nämlich, "ich kann das schon, ich mache das, was die Großen machen, ich bin schon groß!"), nun ja nicht immer natürlich - es gibt natürlich auch Zeiten, in denen alle an einem dran hängen und gleichzeitig sich gegenseitig in den Haaren und natürlich niemand auch nur das kleinste bißchen Lust dazu hat, mal auch nur ein Teil vom Boden aufzuheben - selbst nicht, wenn es das Lieblingsbuch ist und die kleine Schwester dabei ist, es kunstgerecht zu zerfetzen...
Aber wie Cassandra schon sagte, man erweitert mit jedem Kind seine Grenzen. Ich sage dann immer, daß man da hineinwächst, normalerweise bekommt man ja wirklich nicht alle Kinder auf einmal... (Ich hab aber einen Heidenrespekt vor Zwillings- und Drillingseltern...)

cassandra_mmviii am 18.Jun 12  |  Permalink
Man trainiert ja :-)

Selbst Zwillinge werden nicht als trotzige 2jährige oder düster gestimmte 8jährige geliefert, man kann sich warmlaufen.


Was mir dabei auf den Zeiger geht ist die "da muss doch ein Kind vernachlässigt werden"-Haltung oder wenn den-Müll-runterbringen mit Kinderarbeit in Manchester anno 1831 gleichgesetzt wird.

Geschwister schaden Kindern nicht (jedenfalls solange es nicht zu Chaos&Körperverletzugn im Kinderzimmer kommt...), selbst wenn das heisst, dass man relativ früh lernt, dass man ein Team ist.

Besagter Nachbarsjunge war letzten Sommer mit uns unterwegs. Das er Strassenbahnfahren nicht kannte- was soll's, sie fahren halt Auto.
Aber das er jede Aufforderung noch mal an ihn adressiert wiederholt haben musste... das habe ich mit Kindern, die Geschwister haben, noch nicht erlebt. Oder das er unterwegs stehenblieb und sich setzte- er will jetzt Pause machen. Alle anderen hatten eher weniger Lust, sich jetzt auf den Gehweg zu setzen...
Er war es gewohnt, dass er das Tempo komplett bestimmt- Einzelkind und Kind von Einzelkindern, die Großeltern wohnen auch am Ort, da kümmern sich 4 Erwachsene. Die ratio erreicht man mit Geschwistern eher selten.

Klar gibt es Tage, an denen Tigergatte nach Hause kommt und ich ganz dringend noch Milch kaufen muss :-)

Es gibt Situationen, da sind sie nicht bereit, ihre eigenen Socken auf den Wäschestapel zu tragen... im Zweifelsfall können Socken aber auch mal liegenbleiben.

Die persönlichen Toleranzen verschieben sich: die Fingerabdrücke an der Scheibe sind bestimmt auch noch da wenn ich das nächste mal Fenster putze und wenn sie von alleine weg sind weine ich auch nicht.

Das wirkt auf Aussenstehende dann schnell wie "schafft die Arbeit nicht, ist alles zu viel".

Mir hat ketztens noch eine dieser "perfekten" Mütter gesaght, ihr mann würde durchdrehen wenn es bei ihnen so aussähe wenn er von der Arbeit kommt (es lagen Bauklötze im Wohnzimmer). Bin ja ein höfliches Wesen was mit seiner Umgebung auch noch nächste Woche auskommen will, also sage ich nichts, aber: wenn es ihn stört steht es ihm jederzeit frei, den Kram aufzuheben.
Da ist halt die Anforderung, dass es jederzeit wohnungskatalogmässig aufgeräumt sein muss. Hier heisst es: wir senden live und in Farbe!


Nachtrag:
sollte bei uns nichts mehr hinterherkommen wollen wir in Pflege nehmen oder adoptieren.