Tigermom
Kann mich ganz kurz jemand erinnern, was an Mutter_Chua das Problem war?
Ich wünschte grad, Nachbarskind würde für ein paar Monate da in Pflege kommen...

Wir kommen vom Schulfest wieder. War nett, wenn auch regnerisch, weswegen fast alle Erwachsenen sich in der Kaffee-Ecke drängten.
Tigerpapa&ich standen abwechselnd neben dem Klettergerüst, Mini-Tiger im Auge haben, er ist ja noch keine 3 und das Klettergerüst ist auf Schulkinder ausgelegt.

Nachbars waren auch da.
Nachbarskind wollte nicht zum Schulfest.
Und weil Nachbarmutter das schon vorher gewusst hatte, hatte sie auch keine Spielstationsbetreuung übernommen, damit der Junge auch jederzeit gehen kann wenn er nicht mehr will und sich ganz frei entscheiden kann. Ist ja blöd wenn man bleiben muss weil man was übernommen hat...
Die Klasse führte was vor (Lied&Tanz), er wollte nicht mitmachen und Nachbarsmutter sagte ihm, das sei total in Ordnung und ganz allein seine Entscheidung.
Dann gab es ein Foto mit allen. Nachbarskind wollte nicht auf's Bild. Musste er auch nicht, das sei total in Ordnung und ganz allein seine Entscheidung.

Also stand er daneben und trotzte.

Der Junge muss nichts. Er will nicht aufräumen- muss er nicht.
Er will nicht zum Sport? Mutter fährt ihn hin, aber dann darf er sich daneben setzen.
Er isst hundsmiserabel wenn nicht das auf dem Tisch steht, was er sich gewünscht hat. Letztens hat Nachbarpapa doch glatt vergessen ihn zu fragen, einfach gekocht und dann sass er da. Papa fragte, ob er nicht essen wolle, die Antwort war nein, also ass er nicht.
Als Mama nach Hause kam war sie entsetzt und ging sofort zum Herd, ihm seine Fischstäbchen machen damit der arme Junge in der Stunde bis zum Abendessen nicht verhungerte. Er hatte auch wirklich Hunger und alles aufgegessen. Dafür ass er zum Abendbrot halt nichts, das war aber ganz klar des Vaters Schuld- er hätte ja das Mittagessen sicherstellen müssen!

Okay, das mit den Spielstationen war doof im Regen, haben wir auch nicht gemacht. Dafür tobten Kleiner Tiger und Mini-Tiger über das Klettergerüst als sei es ein Hindernisparcour und sie in der AGA. "Dran, drauf drüber!" schrie Kleiner Tiger als er von oben runtersprung. Tigermama ist solche Szenen gewohnt, Tigerpapa hatte als Kind dauernd irgendwas gebrochen, verstaucht oder blau.
Was tat Nachbarskind? Daneben stehen und sie volltexten, was sie alles nicht tun dürfen und wie gefährlich das nicht sei.
Nachbarsmutter stand daneben "huch, was er sich nicht alles überlegt!"
Sie sah ein hochreflektierendes Kind, das zu klug ist um mal eben in die Sandkiste zu hüpfen weil es ja "reflektierte". Ich sah eine Labertasche.
Als er denn doch mal 2 Stufen kletterte "Sei vorsichtig, komm da lieber runter, das ist nass und deswegen rutschig, du kannst dir da weh tun"

Jedenfalls hat der Junge die letzten Wochen seiner Lehrerin gesagt, dass er die Tests "doch wohl lieber nicht" schreiben will und es gelassen, also die Blätter leer abgegeben. Nachbarmutters Kommentar: "Ja, wenn er das nicht will... da muss die Lehrerin sich was überlegen. Aber das ist ja auch gut wenn er so klar ausdrückt was er will".




mark793 am 16.Jun 12  |  Permalink
Ohne Worte.
Vielleicht der Frau mal diesen Beitrag ausdrucken?

Davon abgesehen frage ich mich, was aus solchen verwöhnten Gören, denen ihre Krampfhennen von Müttern keine Grenzen und Regeln beibringen, mal für narzisstische Arschlöcher heranwachsen werden. Mannmannmann.

cassandra_mmviii am 16.Jun 12  |  Permalink
mal für narzisstische Arschlöcher heranwachsen

In diesem konkreten Fall hat das Nachbarskind hausintern schon jetzt einen "crime record" was das Drangsalieren von kleinen Geschwistern angeht.

Er ist Einzelkind (ist das die Ursache oder die Folge seines Verhaltens?) und es "nicht gewöhnt" mit jüngeren zu spielen. Grosser Tiger hat aber 2 jüngere Brüder und beide haben keinen Aus-Knopf.
Normalerweise kann ich wenn die Jungs im Garten sind auch mal kurz reingehen, Tee holen oder Wäsche anstellen oder sonstewas kurzes erledigen. Nicht wenn er dabei ist. Das klappt mit anderen Nachbarskindern auch gut- im Zweifelsfall wird das Kroppzeug halt ignoriert.

Wenn er bei uns im Garten ist fange ich an, mich in einen Wachposten zu verwandeln weil er es jedesmal schafft, dass Mini-Tiger heulend ankommt- weil der deutlich grössere Junge ihn letzens zB mit Schwung&dem Trecker angefahren hat. Da gab es dann eine sehr klare Ansage.

Ich hatte ihn ein Mal (und danach nie wieder!) zum Essen da. Weil ich wusste, das das alles schwierig ist, habe ich Spaghetti gemacht. Wenn er das Gemüse dazu nicht ass- was soll's, ihm werden schon nicht sofort wg Mangelerscheinungen die Fingernägel ausfallen.
Der Junge sass mit spitzen Lippen am Tisch "Ich würde aber lieber einen Schoko-Keks essen"- Pech gehabt, die könnt ihr haben wenn der Teller leer ist.

Immer wenn ich mit dem Jungen zusammentreffe komme ich mir vor wie Mrs Chuas europäische Nichte.

Ich find ja auch nicht, dass man alles machen muss nur weil alle anderen es tun, aber ein gewisses Mass an Gruppenkonformität ist schon angezeigt. Wenn deine Klasse etwas vorführt, stellst du dich zumindest dazu. Das war ein Lied über Farben, kein marodierender Trupp einer Eroberungsarmee.
Wenn alle beim Müllsammeltag das Schulgelände saubermachen stehst du nicht daneben mit Händen in den Jackentaschen und wiederholst alle 10 Sekunden "ich mache das aber nicht!" (ja, ich war Hilfsmutter- Mini-Tiger fand das toll, er durfte einen Sack herumschleppen und hatte Handschuhe an wie die Grossen).

Und so was zu machen ist weder Zeichen von ausgeprägtem Selbstbewusstsein noch von Individualität oder einer starken Persönlichkeit oder sonstwas.
Ich habe schon mal versucht, mit ihr drüber zu reden. Sie meinte, dass "ihn zu etwas zwingen" ja die "Unterdrückung seiner Persönlichkeit" wäre und das er da "selbst was entwickeln" müsse und das es doch gut sei.
"Wenn alle später rauchen sagt er dann als einziger "Ich mach das nicht"" kam als Argument, weil ja sein Selbstbewusstsein so unverbogen ist. Ich seh den Jungen eher im Suffkoma landen oder als einzigen anfangen zu rauchen- weil ja kein anderer raucht.


Tigergatte will demnächst mal versuchen, mit seinem Vater abends ein paar Bier zu leeren und das unter Männern anzusprechen.

Wenn sich die Tiger so verhalten würden.... keine Ahnung was, vielleicht würde ich dann auch zu Puppenhausverbrennungen schreiten.

mark793 am 16.Jun 12  |  Permalink
Ich habe ja den Verdacht,
dass hinter solchem ach so repressionsfreien und fortschrittlichen Persönlichkeit-entwickeln-lassen oft eine tiefsitzende Unsicherheit und Konfliktscheu verbirgt. Natürlich ist es unbequemer und manchmal verdammt mühsam, gewisse Regeln zu vermitteln und deren Einhaltung zu fordern.

Es überrascht mich auch nicht, dass das dann mit einem Überbehüten und ständigen Warnungen einhergeht. Noch falscher geht es m.E. gar nicht, als dort, wo es drauf ankäme, keinerlei Regeln zu formulieren und durchzusetzen und andererseits dort, wo es wichtig und problemlos möglich wäre, dass das Kind sich mal erprobt und seine Grenzen austestet, immer nur mit ogottogott zu reagieren.

cassandra_mmviii am 16.Jun 12  |  Permalink
Eine relativ kleine Anforderung wie "schreib den Mathe-Test" ist kein persönlichkeitszerstörender Druck.
Gerade wenn das Ego stimmt (und zumindest Mutter ist ja fest überzeugt, dass das alles Ausdruck von Selbstbewusstsein sei) kann man auch mal was wegstecken, was nicht so prima läuft ohne deswegen mit zerstörter Persönlichkeit durch's restliche Leben zu gehen.

ginnyweasley am 17.Jun 12  |  Permalink
Ich würde ja echt sagen, wenn man einige Dinge nicht machen will (z.B. fotografiert werden) find ich das auch nicht schlimm. In dem Fall ist es ja wirklich okay.
Aber so ziemlich alle Anforderungen mit, "ist meine Entscheidung, wird also nicht gemacht" abzutun könnte statt Selbstbewusstsein auch teilweise eine Art Angstreaktion sein.

cassandra_mmviii am 17.Jun 12  |  Permalink
Was dagegen sprechen sollte wenn man auf einen Foto zu sehen sein wird, dass in die Schulhalle als Erinnerung an das Schulfest soll verstehe ich nicht. Grundsätzliche Erwägungen wie zB "der Junge ist Amsih, die lassen sich nicht fotografieren" können nicht rangeholt werden.

Am Ende geht es um die Frage, ob man imstande ist, mal über den eigenen Schatten zu springen und was für andere zu tun, auch wenn es nicht zum eigenen Vorteil ist.