Ökologisch? Ökonomisch?
Viel zu lange haben wir versucht, den Weg zu Wohlstand durch gesteigerten Konsum zu sichern. Dieses Modell ist tot. In Rio müssen wir ein neues Modell für ein Wirtschaftssystem des 21. Jahrhunderts entwickeln, das den Mythos widerlegt, dass es zwischen Wachstum und Umwelt einen Nullsummen-Ausgleich geben muss. Mit intelligenten Maßnahmen können Regierungen Wachstum schaffen, Armut bekämpfen, Arbeit schaffen und sozialen Fortschritt beschleunigen und gleichzeitig die natürlichen und endlichen Ressourcen der Erde schonen.

Ban_Kim-Moon


Ökologien und Ökonomie widersprechen einander nicht. Seit ich über das Prinzip Planned_Obsolescence gestolpert bin habe ich auch endlich einen Ausdruck dafür statt nur allgemein "oh tempora, oh mores" zu seufzen.
Das Schuhe nicht mehr so lange halten wie sie es mal taten wusste ich schon vorher; ich habe ein Paar Wanderschuhe, die ich seit über 20 Jahren trage, kein neueres Paar hält da auch nur ansatzweise mit.

Die kapitalistische Wirtschaftssicht geht davon aus, dass ein unendliches Wachstum möglich ist. Was auf einem Planeten mit endlichen Vorräten fern ab jeder Gegebenheit ist. Irgendwann ist alles alle- selbst der Sand am Strand, man muss nur genug davon wegbaggern. Das Sand -im Gegensatz zu anderen Ressourcen- in wahrscheinlich ausreichender Menge für alle Buddelkisten dieser Welt zur Verfügung steht ist eine andere Frage.
Öl&Co... man debattiert ja nur, wann der Vorrat zu Ende ist, nicht ob er für immer reichen wird.

Eine stärker auf Subsistenz basierende Wirtschaft wäre nicht nur dezentral und damit weniger krisenanfällig (alle kriegen Panik wenn in New York ein Investmentbanker hustet), sie würde wahrscheinlich auch deutlich mehr Menschen deutlich besser versirgen- viel schlechter als sie es heute tut geht ja auch ehrlich gesagt nicht wirklich wenn man sich vor Augen führt, wie viele Kinder in den Armutsgebieten dieser Welt jeden Tag sterben weil sie kein saubere Wasser oder ein Moskitonetz haben.
Das ist kein Pladoyer für die pseudo-kommunistischen/sozialistischen Planwirtschaften, die haben es in der Vergangenheit auch nicht gebracht, sondern für etwas neues: den Distributionismus. Langes, komplexes Thema, deswegen hier nur was für Einsteiger, bei dem wahrscheinlich fast jeder ein Bild vor Augen hat.

Der Vorteil: man kann damit heute anfangen, bei sich und muss nicht auf die Grosse Weltrevolution warten. Wie?
Omas Einkaufbeutel in der Jackentasche statt Plastiktragetasche schont den eigenen Geldbeutel und die Umwelt gleich doppelt bei der Herstellung und bei der Entsorgung.
Bewusst kaufen- einkaufen macht nicht glücklich. Das gesparte Geld dann lieber in etwas stecken, was nicht beim nächster Gelegenheit auf die Müllhalde muss oder gekauft wird weil eingekauft werdne musste?
Handelsketten entmachten, beim Bauern einkaufen oder beim "Gemüsetürken" (sorry, aber wie schon die FAZ schrieb- Onkel Mehmet hat Tante Emma ersetzt.
Einfach mal laufen oder das Rad nehmen statt Auto fahren.
Den Fernseher auslassen, mal ein Buch lesen und sich die Gehirnwäsche ersparen.
Selber kochen- Fertiggerichte sind um 1/3 teurer als selber kochen und es ist Widerstand gegen das Vereinheitlichen auf dem Teller.
Nähen lernen- flicken statt wegwerfen. Auch so ein Hausfrauenrevoluzzerding.

Das erfordert Zeit, also die Entschleunigung des eigenen Lebens. Aber mal ehrlich: was machen wir eigentlich mit all der Zeit, die wir sparen weil wir nicht mehr Holzhacken, Wasser schleppen und 10 Stunden auf dem Feld oder in der Fabrik stehen?




ilnonno am 14.Jun 12  |  Permalink
Irgendwo habe ich mal gelesen: das ganze Elend fing an, als die Leute aufgehört haben, Socken zu stopfen.

cassandra_mmviii am 14.Jun 12  |  Permalink
das mag zwar überspitzt sein, aber irgendwie stimmt es. Wegwerfen statt mal gucken, was man damit noch machen kann.

Eine meiner Dozentinnen in Kulturanthro sagte, dass wir uns alle zu Proletariern (US-Amerikanerin, da ist "proletarian" anders konntioert als das deutsche "proletarisch", entspricht eher dem "Proll" als working class) im globalen Dorf verwandeln. Der Lebensstil der bürgerlichen Funktionsschicht sei traditionell durch zeit- und arbeitsintensive Techniken, besonders bei Kleidung und Nahrung, gekennzeichnet sowie durch langfristige, geplante Anschaffungen. Mittlerweile stopfen wir nur noch Kreditlöcher und essen fast, fat and cheap, was in der Vergangenheit eher das Kennzeichen der Ernährung der Unterschichten (sie benutzte "poor white trash" und zitierte Elvis Presley als Beispiel) lassen uns die Pizza ins Büro kommen und kaufen online weil es schneller geht.

Ich bin keine allzugrosse Freundin von endlosen "Bastel was aus Müll"-Projektwochen, da kamen -zumindest zu meiner Schulzeit- nur mehr Klopapierrollenstiftehalter raus als irgendjemand brauchen konnte, aber alles immer wegwerfen ist auch nicht der Weg zum Erfolg.