Gangs of Bremen
Die beiden grösseren Tiger sind diesen Frühjahr anscheinend Teil einer Strassengang. Sie besteht aus allen Kindern dieser Strassenseite. Und wir haben einen erbitterten Gangkrieg- gegen die andere Strassenseite. Warum? Weil es geht.
Ich werde da nicht die UN spielen. Vergesst es. Bekriegt euch- ich vertraue euch und mir soweit, dass ihr das irgendwann überwindet, vielleicht sogar Freunde werdet und am Ende nicht zusammen irgendein harmloses Nachbarland überfallt und dort Massaker anrichtet.
Man muss nicht alles problematisieren, auch wenn das gleiche Verhalten, 1:1 in die Erwachsenenwelt übertragen, wahrscheinlich zu grösserem Ärger führen würde.
Aber die zusammegerotteten Kinder einer Strassenseite sind nun mal nicht gleich die Wehrmacht an der polnischen Grenze.
Hintergrund: ich wurde von Kleinem Tigers Kindergartenerzieherin mal wieder auf sein aggressives Verhalten aufmerksam gemacht. Wenn man ihn schubst.. dann schubst er tatsächlich zurück! Er versucht gar nicht erst drüber zu reden "Du.. Lasse-Ole... ich finde das jetzt nicht nett wenn du mich schubst", sondern macht gleich klar, was passiert wenn hier noch ein Mal geschubst wird.
Kindergartenerzieherin sprach die Sprachentwicklung dabei an, die sei ja immer noch nicht gut, das führe zu aggressivem Verhalten.
Ich sehe das anders: er kann sich wehren, er hat das Durchsetzungsvermögen und das Selbstvertrauen, das auch zu tun und lässt sich nicht rumschubsen. Mir ist ein Kind, das sich wehrt, wesentlich lieber als eins, was still leidet.
Kindergartenerzieherin legte viel Wert auf die Erziehung zum Gewaltlosigkeit. Ich will ja auch nicht, dass er jede Schlägerei mitnimmt, aber genausowenig will ich, dass er wegsieht wenn jemand Schwächeres geschlagen wird. Oder sich verprügeln lässt.
Kleiner Tiger ist ein Kerl: springt beim Kinderturnen von Hindernissen, die grösser sind als er, macht dabei einen Purzelbaum, fällt runter, klopft sich ab, versichert allen "nichtspassiert. E-echt!" und geht wieder rauf.
Er will Kampfpilot werden? Kein Ding, du schaffst das!
Tigermama wird zwar jeden Tag entsetzliche Angst haben, aber das ist Tigermamas Problem. Das einzige, was Tigermama dazu sagen wird ist: "Ich bin stolz auf dich!"
Ich würde die Anstrengungen der Erziehung zur Gewaltlosigkeit doch in erster Linie auf die Kinder richten, von denen Erstgewalt ausgeht und nicht auf die, die sich wehren.
In der hiesigen Einrichtung (oder genauer gesagt, in der Gruppe, in der die Kleine war) lief es so, dass ab einem gewissen Punkt, wenn das "Du.. Lasse-Ole... ich finde das jetzt nicht nett wenn du mich schubst" gar nichts fruchtete, auch ausdrücklich zu körperlicher Gegenwehr ermutigt wurde. Nicht als Standardprozedur, aber als letztes Mittel, wenn alle anderen Optionen ausgeschöpft waren - und ich muss sagen, das deckte sich ziemlich genau mit unseren Vorstellungen. Gab vereinzelt auch Eltern, die deswegen rumkrampften, aber das waren im Zweifelsfall auch diejenigen, deren kleine Tyrannen und Terroristen auf dem Weg mal endlich Grenzen gesetzt bekamen.
Eben. Gelegentlich ist es nun mal die letzte Option. Und die grundsätzlich abzulehnen heisst, den Schulhoftyrannen Freie Fahrt zu geben. Muss ja auch nicht sein.
Kleiner Tiger scheint auch keinerlei Probleme mit dem Schutz der Schwächeren zu haben- letztens hat er weil ein zumindest kleineres Kind geschubst wurde eine Form von Sturmangriff quer über die Spielfläche gegen den Aggressor gefahren.
Das ist mir erst einmal lieber als wegsehen oder gar mitmachen.
Give this boy not a gun!
Sonst wird er die "ANDERESEITEGANG" noch angreifen ... ;-)
Da sie sich gestern kurz vor'm Abendessen prima verstanden haben (eine Tüte Kekse löst viele probleme) sehe ich noch keine grösseren Massaker. ich gebe mich allerdings auch nicht der Illusion hin, dass damit alles ausgestanden wäre.
Schon mit Sushi probiert?
Mir war jetzt nicht danach, der Nachkommenschaft der halben Nachbarschaft Sushi im Vorgarten zu servieren. Soooo wichtig ist mir ein Friedensschluss in diesem Fall nicht.