Donnerstag, 19. Dezember 2013
Mensch oder Maschine
Leseempfehlung, schön auf den Punkt gebracht.

Es geht darum, jeder einzelnen Familie die Möglichkeit zu geben, sich selber zu gestalten statt staatlicherseits zu definieren, wie das auszusehen habe. Es geht nicht um das Verbot aller Kinderkrippen oder um Ketten, die Mütter und/oder Väter an Schreibtisch oder Herd festketten sollen, sondern um Gestaltungsfreiheit.

Es geht nicht um Rabenmüttervorwürfe oder Heimchen-am-Herd-Schelte, sondern um individuelle Situationen.

Es geht am Ende um die Frage, wer für wen denkt.



Krankenstandsbericht
Ein bißchen Reis, viel Tee mit Zucker und einmal Elektrolytlösung. Ich denke, wir können hier bleiben.



Erwartungen
Nur um nicht mißverstanden zu werden: es gibt Dinge, für die man die Leute, die sie anstellen, zum Mond schießen könnte, und die man sich selber tunlichst verkneifen sollte. Der Auftritt des Vaters von Uwe Mundlos gestern vor Gericht scheint nach allem, was man als jemand, der selber nicht da war und auf die Presse angewiesen ist, dazuzugehören. Und sein Sohn ist nicht Opfer des NSU.

So, das mußte erst mal klargestellt werden.

Nun aber: was erwartet man sich vom Vater eines im Prinzip Angeklagten als Zeugen? Heulende Zusammenbrüche und Selbstanklagen? Details über den Bombenbau? Ja, sein Sohn war ein gewälttätiger Neonazi, der anscheinend mehrere Menschen ermordet (Mord ist defineirt als Tötung aus niederen Beweggründen, und das Verbreiten von Angst ist ein niederer Beweggrund) hat. Aber ob Zeuge Vater Mundlos etwas über die Taten wußte oder Kontakt zu seinem gesuchten Sohn hatte, scheint nicht die Frage gewesen zu sein.
Was trägt so ein Zeuge zur Wahrheitsfindung bei? Es geht um die Frage, ob und wenn ja in welchem Ausmaß Beate Zschäpe bei den Straftaten des NSU beteiligt war.

Da wird, so zumindest mein Eindruck, grad jeder geladen, der die drei schon mal getroffen hatte. Frau Zschäpe macht von ihrem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch. Beiträge zur Klärung der prozeßrelevanten Fragen sind von ihr ebenso wenig zu erwarten wie von Nachbarn.
Da wird gerade viel Lärm und nichts gemacht, denn solange die Angeklagte nichts sagt, so lange wird sich die Kernfrage nicht mit Hilfe von Nachbarn oder Kindheitsgeschichten klären lassen.

Die Frage, ob und wenn ja in welchem Ausmaß Geheimdienste wußten, was passierte oder gar beteiligt waren, sollte auch geklärt werden. Vater Mundlos hate eine denkbar schlechte Form gewählt, diese Frage zu stellen und sein Sohn ist kein Opfer einer Geheimdienstverschwörung (denn es wird ihm keiner mit sofortiger Erschießung gedroht haben falls er nicht in den untergrund geht), aber war das nicht was mit Ausweisrohlingen?

Was erwartet man von so einem Zeugen?



Elternhobbies
Ausflüge in die Notaufnahme gehören zum festen Repertoire einer jeden Familienbühne, zumindest wenn Junx zum Ensemble gehören. Die Einzelmädcheneltern von nebenan ware da noch nie...
wir lernten die Räumlichkeiten kurz nach dem Umzug kennen. Spielplatzsturz.

Dieses Gastspiel stand gestern in einer Neuinszenieerung auf dem Plan: Tigermädchen muckt rum mit dem Essen und hat Durchfall. Und weil sie so ein Leichtgewicht ist, gaben wir mal wieder alles:

Trip zum Kinderarzt. Kinderarzt weist in die Kinderklinik ein. Und dann inszenierten wir den Familiären Katastrophenfilm.

Ich packe und telefoniere gleichzeitig. Irgendwann brauche ich mal eine Freisprecheinrichtung, damit so was nicht immer mit steifem Nacken endet.
Nachbarin kann die Tiger vom Kindergarten abholen und hütet sie über Nachmittag, gerne auch morgen und übermorgen.
Großer Tiger kann zum Schulkumpel gehen. Volles Verständnis, wenn es nicht anders klappt, kann er gerne auch da schlafen, das macht den Jungs bestimmt Spaß.
Weitere Nachbarin steht auf Reserve bereit.

Pausenclowndarbietung:
Tigergatte kommt auf die seltsame Idee, seine Mutter (157 km weit weg) zu fragen, ob sie nicht vorbeikommen kann und helfen... ich gehe geistig schon wieder in die Luft, habe aber keine Zeit, Wutanfälle wegen Schwiegermonster zu bekommen.
Schwiegermonster ruft an. Sie hat keine Zeit. Ich bedanke mich für ihre Mühen und will auflegen, ich brauche nämlich beide Hände. Aber so nicht schnell. Also heute kann sie nicht. Und morgen auch nicht. Aber Freitag, da könnte sie für 2 Stunden kommen. Dann muß sie aber ganz pünktlich wieder weg, weil sie woanders dringend helfen muß. Ich diagnostiziere mal wieder Unabkömmlichkeitskomplex. Macht nichts, ich habe grad keine Zeit. Und am Samstag, da kann Tigergatte die Kinder zu ihr bringen, wenn er sie Sonntag abend wieder abholt. Denn Montag ist sie absolut unabkömmlich auf der Arbeit. Sie ist ja eigentlich krank und muß zum Arzt, aber das schafft sie nicht, sie wird nämlich so dringend gebraucht. Ich habe grade keine Lust auf Diplomatie und keine Zeit zum Zuhören. Also schlage ich vor, sie könne Freitag in diesen 2 Stunden (plus Fahrzeit eher 5 Stunden) zusehen, daß sie ihren Arzttermin bekommt statt durch die Gegend zu juckeln. Nein! Keinesfalls! Sie muß uns doch helfen!
Ich lächle, sage, daß ich das schon organisiert habe. Beleidigtes Schweigen. Wie denn? Wir haben hier doch niemanden. Sie reibt sich auf in dieser Familie, die so weit vertreut wohnt, und keiner dankt es ihr! Ich widerstehe der Versuchung, mit dem Wahnsinn vernünftig zu reden, und sage nur noch, daß ich das schon schaffe. Aber das Kind ist doch krank! Und ich bin doch keine Krankenschwester und habe auch keinen Pflegekurs gemacht! Und ihre Erfahrung mit kranken Kindern!
Ich lege auf. Danke, aber grad wirklich keine Zeit für's Schwiegermutteregobetüddern.

Gepackt. Und los. 1 Sunde durch die Stadt zur Kinderklinik.
1 Stunde Wartezeit.
5 Minuten Ärztin. Die Kleine sieht doch ganz fit aus. Ja, das kann alles ernst werden, aber noch ist es nicht ernst. Ich kann wieder nach Hause. Soll wiederkommen wenn ich denke, daß es ernst wird. Kind Nr4, da kann man mir ja vertrauen. Erfahrung habe ich ja bestimmt genug. Ich soll kurz demonstrieren, daß ich Austrocknungsanzeichen erkenne, weiß, was als Essen angesagt ist, bekomme gesagt, daß sie zwar dünn ist, aber trotzdem nicht zum Essen gezwungen werden soll und sie 10 Tage Zeit hat, sich zu bessern. Die junge Dame trinkt den ihr angebotenen Traubenzuckertee und pinkelt beeindruckende Mengen klaren Urins, keine Nierenprobleme erkennbar.

Also retour, (wieder 1 Stunde), wo Tigergatte grad alleine in der Küche steht. Die Jungtiger sind mit Nachbars unterwegs und kommen erst am Abend wieder. Großer Tiger nutzte die Gelegenheit, beim Kumpel zu schlafen.

Tigergatte ruft seine Mutter an, sie beruhigen. Nun will sie wirklich kommen, ich brauche doch Hilfe mit dem kranken Kind zu Hause. Sie kennt das ja alles. Von früher.


Was macht das mindestens kranke Kind jetzt? Schlafen, brav seinen Traubenzuckertee getrunken haben.


ich räume mal auf, für den Fall, daß ich "Hilfe" bekomme...