Donnerstag, 1. November 2012
Der Gläserne Schüler
"Das elektronische Klassenbuch ist Teil des Regierungsvorhabens, die Verwaltung der rund 700 Berliner Schulen zu modernisieren. Dazu gehört auch eine einheitliche Datei, die jede Schule mit Informationen über ihre Schüler füttern soll. Was manche Schulen bisher noch handschriftlich auf Karteikarten notierten - also Name und Geburtsdatum, aber auch Daten zum Migrationshintergrund und zur Lernmittelbefreiung -, sollen sie nun elektronisch speichern. Die Datei werde derzeit schrittweise aufgebaut, sagte Stoffers.

Bestimmte Schülerdaten sollen dann auch die Polizei, das Schulamt und die Senatsschulverwaltung einsehen können. "Der weitgehende Austausch zwischen Schule, Jugendamt, Polizei, Familiengerichten und Schulaufsicht muss systematisch ausgebaut werden", zitiert die Tageszeitung "Die Welt" Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). "

Quelle

Schule, Jugendamt, Polizei, Familiengerichte und Schulaufsicht sollen also Zugriff auf Name, Geburtsdatum, Migrationshintergrund, Lernmittelbefreiung (mit anderen Worten: ob die Familie HartzIV bezieht), Fehlstunden, Unterrichtsverlauf und vielleicht auch auf die Noten bekommen. Adresse und Namen der Eltern stehe da wahrscheinlich auch.

Wozu? Damit man Schwänzer den Schulen zuordnen kann. Dazu müssen die Polizisten wissen, wie der Schüler in Mathe steht oder ob der Vater aus Frankreich stammt?

Das ganze erinnert mich an ELENA


Wozu das?
Wenn der Große Tiger nicht pünktlich mit Unterrichtsbeginn in der Klasse sitzt, bekomme ich einen Anruf. Eine SMS an sich ist nicht viel was anderes, damit sollte man keine Probleme haben, das machen auch heute schon Schulen, ganz ohne Zentralregister.
Es gibt auch legale Gründe, nicht in der Schule zu sein. Die Abwesenheit alleine sagt erst mal nicht, ob der Schüler mit 40 Grad Fieber im Bett liegt oder "unentschuldigt dem Unterricht fernbleibt" wie es zumindest zu meiner Schulzeit offiziell hieß. Dazu muß man dann irgendwann aufhörem zu "simsen" und reden und dabei auch zuhören.

Nun ist aber nicht jedes Schwänzen der Beginn einer steilen kriminellen Karriere, die sofortige Aufmerksamkeit der Jugendgerichte benötigt, sondern bis zu einem gewissen Grad einfach erst mal normales Heranwachsendenverhalten. Ich hatte zwischendurch eine gute Anzahl Fehlzeiten, damit aber erst angefangen, als ich 18 war und meine Entschuldigungen selber schreiben konnte.
Eine Mitschülerin hatte beträchtliches Talent im Unterschriftenfälschen entwickelt, das ganze flog auf als sie im Einkaufszentrum die Rolltreppe runterkam und dummerweise Mutter und Lehrer sich am Fuß der Treppe miteinander unterhielten.
Ihre Mutter bekam zu Hause einen Wutanfall und zitterte dabei so sehr, daß sie ihren Kaffee verschüttete während sie sagte "ich kann übrigens selber schreiben", was Töchterchen mit "Im Moment aber nicht!" konterte. Beide mußten dadraufhin lachen und die sache war vom Tisch. Warum schwänzte das Mädchen? Weil sie
a) ein ganz normaler Teenager war
b) "de bello civile" schon durch hatte und ihre Lateinnoten top waren, sie sich den Lateinunterricht also schenken konnte wenn man es mal nüchtern betrachtet
Eine Karriere im Fälscherhandwerk hat sie nicht angetreten.

Ich denke sowieso, der Besuch einer Schule sollte freigestellt werden. Die allermeisten Schüler werden auch ohne Schulanwesenheitszwang zur Schule gehen. Solange in jährlichen/halbjährlichen Tests das staatlich gewährleistete Mindestniveau (als "ausreichend" auf der Hauptschule) erreicht wird, hat der Staat niemandem vorzuschreiben, wo und wie gelernt wird.
Zum Lernen kann man niemanden per Gesetz oder Verordnung zwingen und allein die körperliche Anwesenheit scheint mir nicht zwangsläufig zum Lernen zu führen.
Wenn man feststellt "du willst also nicht lernen. Das ist blöd für dich, wir hoffen, daß du deine Meinung in ein paar Jahren änderst. Wenn du das tust, dann komm' einfach wieder. Aber solange störe zumindest niemanden, der Lernen will, und halte dich woanders auf" könnte man das Problem einiger Schulen, in denen Unterricht nur noch unter erschwerten bedingungen möglich zu sein scheint, zumindest verkleinern. Schulen sind zum Lernen da, nicht als Aufbewahrungsanstalten für Leute, bei denen man Schiß hat, daß sie woanders Blödsinn anstellen.

Aber auch ohne grundsätzliche Zweifel am Sinn einer Schulanwesenheitspflicht gefällt mir die Idee, Menschen einer bestimmten Altersgruppe unter Generalverdacht und -Überwachung zu stellen, gar nicht.

Was tut man eigentlich mit Eltern, die wie ich ihr Handy fast nie anhaben oder keins haben? Ich habe seit 2 Monaten wieder eins und kann nicht behaupten, daß ich grad weiß, wo es ist und ob es grad überhaupt Strom hat.
Oder mit Eltern, die das zwar zur Kenntnis nehmen, aber unwillig sind, was zu ändern?

Wenn der Teenager morgens um halb 8 mit Rucksack und Frühstück loszieht, habe ich als Mutter nur begrenzte Kontrolle dadrüber, wohin er geht. An der Schultür abliefern werde ich keinen 16jährigen. Da ändert auch eine SMS nichts.



Neid!
Neid ist ja an sich nichts, wodrauf man stolz sein sollte (2 Todsünden bei einer Gelegenheit..), ABER:

Großer Tiger kommt maulig wieder rein. ER hat beim Besten Kumpel geklingelt und der kann noch nicht rauskommen, der sitzt nämlich noch am Frühstückstisch weil er bis 11 geschlafen hat- solange bis seine Mutter zu Maßnahmen griff.

Ich bin seit 6 wach weil ein Mini-Tiger nach Saft&Unterhaltung verlangte...



mein Halloween
*Ich* hatte Spaß.

Es fing gegen 5 an als die ersten Rudel Teenager (alle männlich, alle in den gleichen öden "Scream-Masken") klingelten und irgend etwas gröhlten, was leider durch die Masken unverständlich war.

Ich, Sweetie-Schale in der Hand: "Erschreckt mich"
Einer probierte es mit "BUH!", war aber durch diese Maske arg gedämpft und verlor deswegen an Effekt, was er auch selbst erkannte.
Ich hob die linke Augenbraue (Anglistinnen-Grundübung, erstes Semester, so ähnlich wie der Große Kopierschein für Historiker).
Einer probierte es mit "FREDDIE!" und wurkste am Hals seines Kumpels rum. Die Vorstellung, einen erwürgten Teen in der Auffahrt liegen zu haben, gruselte mich dann doch ein wenig, aber solange er noch kicherte schein das alles im grünen Bereich.
Die Tiger waren im Wohnzimmer, Süßkram vertilgen, "Shawn das Schaf" gucken und hatten drauf bestanden, die "Jesus-Kerze" (Tigersprech für Osterkerze) anzuzünden und luckten sich wohlig gruselnd ums Eck.
Die Sekunde suchte sich der schwarze Kater aus, um im Flur aufzutauchen, was ernsthaftes Erschrecken bei den Halloweenies auslöste "Die hat 'ne schwarze Katze!" und das Blödeln war irgendwie vorbei. Ich lächelte, das war zu komisch und nebenbei fing das an, mir Spaß zu machen.
Ich fragte, ob sie wüßten, bei welcher Temperatur menschliche Knochen verbrennen. Der erste wich lieber einen Schritt zurück, rettete sich aber in Coolness: "100 Grad!" und weiteres Erwürgen des Kumpels.
Ich schlug vor, sie könnten ja mal was Gruseliges machen und singen. Sie bekamen die ersten Zeilen des Halloween-Songs von Tim Burtons "Nightmare before Christmas" hin, andere Lieder kannten sie nicht... Als sie nicht weiterkamen, fragte ich, aus wie vielen Knochen der Mensch besteht und bot an, sie könnten ja mal nachzählen, ich hole kurz das Skelett (war ein Bluff, wie haben gar keins im Haus...). Noch größere Augen, der Kater setzte sich zu meinen Füßen und guckte aufmerksam. Ging bei bescheidenen Ansprüchen als Familiar durch, aber wie paßte das zum Kruzifix im Flur? Dergleichen inqusitorische Fragen stellte zum Glück keiner, sie starrten den Kater an und fragten, ob wir den immer haben...
Irgendjemand erwähnte wieder diesen Freddie...
Ich hatte jetzt genug Teens geärgert, verteilte Süßdope und wartete auf die nächsten. Die kamen auch prompt.

Die bekamen dann große Augen als ich fragte, ob sie männliche und weibliche Schädel auseinanderhalten können. Präpubertäre Bemerkungen über sekundäre Geschlechtsmerkmale bringen übrigens mich nicht in Verlegenheit.

Daneben hatten wir natürlich jede Menge Hexen im Kindergarten-Alter, ich mußte Tigergatten davon abhalten, "thou shall not suffer the witch to live" mit Brennpaste in die Auffahrt zu schreiben oder aus den gesamelten Stöcken im Garten Scheiterhaufen zu bauen, schockierte eine Kindergartenmuter mit dem Hinweis, daß Knochen aus Friedhofsbegräbnissen nie im (Un)Leben weiß sind, dafür muß man sie bleichen (Memo von mir an mich selbst: ich muß ihr bei Gelegentheit mal erzählen, wie wir ein Date im Knochenhaus hatten... Tigergatte mußte Proben entnehmen und ich saß daneben, den Flur runter gab es auch Mumien... total romantisch), das Nachbarsmädchen sah unter ihrer Gespenster-Verkleidung nichts, weil die Augenöffnungen im Bettlaken verrutscht waren und fiel hin, dann hatten wir sogar echtes Blut, und für nächstes Jahr brauchen wir dringend ein Lehrskelett, die "Buffy"-Flasche mit Weihwasser und noch ein paar andere Kleinigkeiten.

Heute dann Allerheiligen (ich hoffe, ich schaffe es zur Kirche!) und morgen Allerseelen.