Montag, 12. November 2012
Hausgast
Wir haben noch nicht genug Lebewesen hier...

Igel im Garten gefunden. knappe 400 Gramm, wir haben also einen Hausgast, zumindest bis wir eine Igelstation ausfindig gemacht haben. Was hoffentlich bald ist.

EDIT: anscheinend sind die 500 Gramm bei geschlossener Schneedecke gemeint, der Igel kann wieder raus, soll aber im Garten gefüttert werden. Juch-hu!

Edit II: ich habe ihn nochmal gewogen bevor wir ihn rausgebracht haben. 477 Gramm (ohne Karton, man lernt ja), Futterplatz und Igelunterschlupf im Garten eingerichtet.



"Zickig"
"Manche Mädchen, die zur Schule gehen, sind zickig" sprach Großer Tiger als er reinkam von der Schule. Stress in der Klasse, da zicken anscheinend wirklich ein paar Mädchen auf olympischem Niveau.

Will ich wirklich ein Mädchen?
Mit Junx sind wir bisher doch ganz gut gefahren.
Junx können wir.
Können wir auch Mädchen?
Was tun, wenn ein Tigermädchen anfängt, Zicke zu sein?

Der Mädchenpapa (hat auch noch einen Sohn) erklärte letztens seiner Tochter, daß sei sein Auto, hier zählen seine Regeln, woraufhin Prinzessin wutentbrannt das Auto verließ. Ihr Bruder blieb sitzen.

Bis vorhin war ich mir sicher, daß ich mir ein Mädchen wünsche. Nu' weiß ich es nicht mehr. Mädchen... weiß nicht. Zickenterror vom Kindergarten bis zum Abi (danach soll sie jemanden anders anzicken) erscheint mir grad eher erschreckend.



Der naturalistische Trugschluß
"Das ist in der Natur auch so" hört man oft. Das mag stimmen oder auch nicht, auf jeden Fall wird es zur Legitimierung herangezogen. Die dahinterstehende Logik geht davon aus, daß "die Natur" gut, richtig und weise sei, schon wisse, was sie tue und so weiter.
Mit was soll "die Natur" eigentlich denken? Da steht entweder der Gedanke einer Personifikation hinter oder aber doch wieder ein Schöpfergott, den man aber lieber nicht erwähnt.


Wenn Murxus behauptet, in "der Natur" gäbe es ja Abtreibungen, also seien sie was völlig natürliches und damit schon ok, dann begeht er 2 Fehler auf einmal:
erstens verwechselt er einen Abort mit einer Abortio. Klingt zwar ähnlich, aber der Abort ist im Gegensatz zur Abortio nicht absichtlich herbeigeführt.
Das Viech, daß sich mit einem Stock solange in der Vagina rumstochert bis da was passiert, wird noch gesucht.

Als zweiten Fehler fällt er auf den naturalistischen Trugschluß rein: nur weil etwas "in der Natur" passiert, muß es deswegen nicht richtig sein.

Zwei Beispiele:
Bonobo-Schimpansen haben Gruppensex. Nett für die Bonobos (hoffe ich!). Wenn man es aber zur Verpflichtung für Menschen machen wollte, würde ich schon protestieren.

Große Schimpansen jagen ihre Artgenossen. Während man beim Bonobo-Sex noch sagen kann "tut was ihr wollt, aber laßt mich doch bitte in Ruhe", würden europäische Gesellschaften beim Versuch, einen weiteren totgeprügelten Passanten durch eine Gruppe Menschen mit "artgemäßem verhalten, tun unsere biologischen Verwandten ja auch, ist völlig natürlich" eher mit Haftstrafe als mit Verständnis reagieren.

Bonobos haben auch homosexuellen Sex. Auch wie ich hoffe schön für die Bonobos.
Das wird häufig zitiert wenn es um die "Natürlichkeit" von Homosexualität geht.

Dabei ist der naturalistische Trugschluß nicht mal in sich schlüssig: warum soll Verhalten A (Bonobos haben Spaß) als Rechtfertigung/Erklärung für menschliches Verhalten dienen, während man bei Verhalten B (Schimpansen jagen andere Schimpansen)
sagt "das geht nicht", obwohl es doch offensichtlich vorkommt?
Was hindert uns dadran, die Vorzeichen umzukehren und zu sagen "Gruppenjagden auf Nicht -Gruppenmitglieder sind völlig natürlich, aber diese Bonobo-Nummer geht ja gar nicht"?
Erst mal nichts lehrreiches aus der "Natur", sondern "nur" unsere Wertung.

Das eine ist gesellschaftlich akzeptiert, das andere nicht (wie ich dazufügen möchte: und das ist auch gut so!), aber beides kommt vor. Wenn man also in der Annahme, die "Zivilisation" habe den Menschen "verdorben", er solle "gemäß seiner Natur" leben und deswegen schaut, was denn unsere nächsten biologischen Verwandten so treiben, dann muß man zur Kenntnis nehmen, daß da wohl nicht alles auf den 1:1 Menschen übertragbar ist. Man sortiert gemäß gesellschaftlicher Normen.

Die Idee, daß "die Zivilisation" den Menschen verdorben habe, stammt aus der Aufklärung. Rousseaus "edler Wilder" wurde zum Vorbild, der im Einklang mit seiner Natur existierte und deswegen glücklich war. Bescheiden, weitgehend bedürfnislos und in Harmonie mit seinen Mitmenschen lebte er.
Trotzdem hielten eine Reihe von Anhängern der Aufklärung Sklaven... menschliche Widersprüche halt.

Mein Rat: läßt Bonobos und Große Schimpansen tun was immer sie auch tun, aber führt sie nicht als Gründe für menschliches Verhalten an.
Laßt auch Karnickel, Enten, Ameisen und welches Viechzeug auch immer in Ruhe wenn ihr Gesellschaft konstruieren wollt.
Fallt nicht auf die "in der Natur ist das ja auch so" rein. Das ist ein Holzweg.



Tagesmotto
"Was kümmert es die Eiche wenn das sich Wildschwein an ihr schrubbert"

sagte meine Oma. Recht hatte sie.

Und:
"Todays mighty oak is just yesterdays nut that hold its ground"

sagte Oma nicht. Stimmt aber trotzdem.



Kampfsäkularisten in Aktion?
St Martin, Nikolaus oder Weihnachten im Kindergarten? Geht nicht wegen der Kinder, die Moslems sind.
Ich habe die muslimische Mutter, zu der ich relativ guten Kontakt habe, gefragt, ob das wirklich so ein Problem sei für sie oder die beiden anderen, ob sie da was weiß.
Überraschter Blick. Was meine ich?

Ich erkläre: die Martinsfeier im Kindergarten ist "Lichterfest", Weihnachten feiern wir ein "Winterfest" und zu Nikolaus einen "Elfennachmittag".

Nein, sie haben sich nicht beschwert und sie wüßte auch nicht, daß die beiden anderen Familien Probleme damit haben. Sie leben in Deutschland, in Deutschland feiert man deutsche Feste. Ich erkläre, daß St Martin und der Nikolaus ja eigentlich gar nicht deutsch, sondern christlich sind. Auch kein Problem für sie.

Vor einer Weile gab es Probleme mit einem Nachbarskind, das aus einer christlichen Familie stammt, im Kindergarten. Der Junge hat Probleme mit der Emotionskontrolle, das ist bekannt, die Ursache auch und er ist wegen der recht komplexen Problematik in Behandlung. Jedenfalls hat der Junge einen Kindergartenkollegen angebrüllt als dieser behauptete, Gott gäbe es nicht, das wäre doch alles ausgedacht. Anlaß: Nachbarskind hat im Stuhlkreis gesagt, daß sie immer vor dem Essen beten, es paßte sogar in den Kontext (Essensgewohnheiten).

Vielleicht wäre das eine gute Gelegenheit gewesen, zu vermitteln, daß unterschiedliche Menschen unterschiedliches glauben. Die Emotionskontrollprobleme sind ja bekannt. Dann die Mutter einzubestellen und sie zu löchern, wo man eigentlich zur Kirche geht, ob das nicht irgendeine "Sekte" sei, wie oft man da hingehe, was man da mit den Kindern "mache", ob sie wirklich mit dem Kind beten etc. finde ich schon ziemlich dreist. Mit der Mutter wurde vereinbart, daß er bitte Beten nicht mehr erwähnen solle, man sei ja schließlich kein kirchlicher Kindergarten.
Mir platzt bei so was die Hutschnur. Man ist auch kein islamischer Kindergarten, aber Schweinefleisch serviert man nicht, gelegentlich wird sogar überlegt, ob man es nicht auch auf den Frühstücksbroten verbieten solle wegen der moslemischen Kinder, die könnten ja Brote tauschen.

Sie sind auch kein Kindergarten mit explizit atheistischem Profil (sonst ginge der Tiger da nämlich nicht hin!). Was soll der Mist also?


Mein Verdacht: dieser Lichterfest-Elfennachmittag-Winterfest-Kram wächst auf dem Mist von Krampfatheisten, die unter dem Mäntelchen der Neutralität versuchen, ihre Sicht der Dinge jedem anderen aufzudrücken.

Muß mal ein bißchen networken, heute abend ist eine gute Gelegenheit dazu, so beim gestern verabredeten Nachlaternenglühwein (ich bleib beim Kinderpunsch), den ersten Lebkuchen und Schmalzbroten in den Gärten.

Das letzte Jahr bleibt Kleiner Tiger noch da, aber ob wie den Mini-Tiger da anmelden, ich weiß es nicht.



Gut, daß wir das geklärt haben
Kleiner Tiger beim Abendessen:

"Jungs haben einen Penis und Mädchen eine Vagina"
Mama und Papa bestätigen das.
"Und wenn man ein Mädchen ist, kann man Babies bekommen"
Bestätigung.
"Und wenn man kein Mädchen ist, dann ist man ein Junge"
Bestätigung.
"Und unser Baby ist ein Mädchen oder ein Junge". Steckt sich einen Pilz in den Mund und kaut. Punkt erledigt.