es gibt Dinge, die sind so toll, die muss man einfach bloggen.
Das hier gehört dazu.
Das ist ein Brief, den lt dem Blog "Mädchenmannschaft" die Europaabgeordnete Franziska Brantner an Klaus-Heiner Lehne, den "Chair of the Conference of Committee Chairs" (allein den Titel finde ich zu grossartig, dass hätte ich
Lord_Vetinari zugetraut, aber nicht der EU-Verwaltung!) schrieb. Weitere Unterzeichner bleiben im Dunkeln und das kann ich ihnen kaum verübeln....
"Dear Mr Lehne,
We are writing to you as mothers and fathers of young children to raise your attention to the fact that it's not always easy to combine our political duties as Members of the European Parliament and our duties as parents.
The Parliament's crèches close at 7 pm latest, which means we have to leave at latest the Parliament at 6.45 pm or to arrange an additional child care. Of course, this does not only apply to MEPs but also to our assistants, the political groups' staff and in
general the staff of the EP.
It would facilitate our life as parents a lot if there were no official Committee meetings or related meetings such as Bureau and Enlarged Bureau meetings scheduled after 6.30pm. Of course, exceptions are always possible but the general rule
should foresee 6.30pm as the end of such meetings.
We therefore would like to ask you as Chair of the Conference of Committee Chairs to raise this point in one of the next meetings of the Conference to see with the other Chairs if and how a limitation of meetings until 6.30pm would be possible.
As you are aware, the reconciliation of family and business life is a core concern for today's society. We as elected Parliamentarians should be role models and show that the possibility of holding an office and being politically active does not eliminate the
possibility of having and caring for children.
We are looking forward to your response!"
übersetzt von mir:
"Sehr geehrter Herr Lehne!
Wir wenden uns an Sie als Mütter und Väter junger Kinder um Ihre Aufmerksamkeit auf dem Umstand, dass es nicht immer einfach ist politische Pflichten als Mitglieder des Europäischen Parlamentes und unsere Pflichten als Eltern zu kombinieren.
Die Parlaments-Krippe schließt spätestens abends um 7 Uhr, was bedeutet, dass wir das Parlament spätestens um 19:45 verlassen müssen oder zusätzliche Kinderbetreuung arrangieren. Natürlich trifft dies nicht nur auf Abgeordnete des Europa-Parlamentes zu, sondern auch auf unsere Assistenten, die Angestellten der politischen Gruppen und allgemein auf Angestellte des Europäischen Parlamentes.
Es würde unser Leben als Eltern sehr vereinfachen wenn es keine offiziellen Komitee-Sitzungen oder darauf bezogene Treffen wie Büro- oder Erweiterte Bürotreffen nach 18:30 mehr eingeplant werden würden. Selbstverständlich kann es immer zu Ausnahmen kommen, aber generell sollte 18:30 als Ende solcher Treffen vorgesehen werden.
Wir möchten daher darum bitten, dass Sie als „Chair of the Conference of Committee Chairs” diesen Punkt in einer der nächsten Sitzungen der Konferenz aufbringen mögen, um gemeinsam mit den anderen Chairs zu entscheiden, ob und wie eine solche Begrenzung bis 18:30 möglich wäre.
Wie Ihnen bewusst ist, ist die Vereinbarkeit (wörtlich: „Versöhnung“) von Familie und Geschäftsleben ein Kernanliegen der heutigen Gesellschaft. Wir als gewählte Parlamentarier sollten Rollenmodelle sein und zeigen, dass die Möglichkeit, ein Amt innezuhaben und politisch aktiv zu sein nicht die Möglichkeit ausschließt, Kinder zu haben und diese zu versorgen.
Wir freuen uns auf Ihre Antwort!"
Das ist ja dermassen daneben, dass es schon wieder komisch wird.
Die Damen&Herren wollen Rollenvorbilder sein? Aber sicher. Wie sieht das denn zB für eine Verkäuferin aus?
"Sehr geehrter Abteilungsleiter,
Wir wenden uns an Sie als Mütter und Väter junger Kinder um Ihre Aufmerksamkeit auf dem Umstand, dass es nicht immer einfach ist, unsere Pflcihten als Arbeitnehmer und unsere Pflichten als Eltern zu kombinieren.
Die betreibseigene Krippe schließt spätestens abends um 7 Uhr, was bedeutet, dass wir das Geschäft spätestens um 18:45 verlassen müssen oder zusätzliche Kinderbetreuung arrangieren. Natürlich trifft dies nicht nur auf Verkaufs-Personal zu, sondern auch auf unsere Regalauffüller, das Reingungspersonal und allgemein auf Angestellte dieses Geschäftes
Es würde unser Leben als Eltern sehr vereinfachen wenn es keine Arbeitszeiten oder darauf bezogene Tätigenkeiten wie Inventur oder Warenannahme nach 18:30 mehr eingeplant werden würden. Selbstverständlich kann es immer zu Ausnahmen kommen, aber generell sollte 18:30 als Ende solcher Tätigkeiten vorgesehen werden.
Wir möchten daher darum bitten, dass Sie als Abteilungsleiter diesen Punkt in einer der nächsten Sitzungen der Abteilungsleiterkonferenz anbringen mögen, um gemeinsam mit den anderen Abteílungsleitern zu entscheiden, ob und wie eine solche Begrenzung bis 18:30 möglich wäre.
Wie Ihnen bewusst ist, ist die Vereinbarkeit von Familie und Geschäftsleben ein Kernanliegen der heutigen Gesellschaft. Wir als Arbeitnehmer sollten Rollenmodelle sein und zeigen, dass die Möglichkeit, ein Einkommen zu erarbeiten, nicht die Möglichkeit ausschließt, Kinder zu haben und diese zu versorgen.
Wir freuen uns auf Ihre Antwort!"
Ich denke, auf die Antwort würde man sich wirklich freuen können- so man denn seinen Job nicht braucht.
Es ist ein extremes Privileg, in einem Parlament zu sitzen und dafür bezahlt zu werden. Politik zu machen. Viele andere Menschen machen das in ihrer Freizeit weil sie etwas verändern möchten. Sich neben dem Politikmachen nicht noch um ein Einkommen bemühen zu müssen (und Europa-Abgeordnete sind keine Geringverdiener!) sollte als das wahrgenomen werden, was es ist: eine Tätigkeit mit sehr grosser Selbstbestimmung, was viele andere Menschen nicht für sich in Anspruch nehmen dürfen.
Ihr wollt Rollenvorbilder sein? Für was? Oder besser- für wen? Für die Frauen und Männer, die dauernd Familie, Job und evetuell sogar noch Ehrenamt in Politik, Kirche oder Sportverein übernehmen?
Kommt wieder auf den Teppich. Von einer dermassen privilegierten Position aus kann man leicht über Vereinbarkeit von Familie&Beruf reden. Klar können Sie Ihr Kind solange es noch klein ist auch "mal eben" ins Büro mitnehmen. Oder einfach eher gehen. Machen Sie das doch mal am Montageband...
Geht es noch realitätsferner?
Willkommen im echten Leben, liebe Abgeordente. Das sind die Probleme, mit denen sich die von Euch Regierten jeden Tag herumschlagen müssen.
Man kann wirklich schön über "Versöhnung von Familie und Beruf" Reden halten, besonders wenn Reden-halten der Beruf ist. Diese Ideologie ausbaden müssen wir gewöhnliches Volk, der
plebs. Die Leute ohne Krippe neben dem Arbeitsplatz. Ich weiss: Sie wollen ja "machen", dass wir alle eine Krippe haben damit sie dann Reden drüber halten können, wie wunderbar Sie das doch gelöst haben.
Mein Tipp: arbeitsteilige Beziehungen haben Vorteile. Zum Beispiel dass man seinen Nachwuchs nicht erst abends um 7 aus der Krippe holt und gar nicht erst in diese Probleme kommt.
kommt der Spülmaschinentechniker. ich liebe so präzise Ansagen. Aber er ruft eine Viertelstunde vorher an, damit ich mich drauf einrichten kann...
update:
Spülmaschine wieder intakt, war sogar ein Garantiefall.
Mash and Bangers, peas & fruit dessert
Frau Maracaya, finden Sie immer noch
"Eins von diesen Essen, die grauenhaft aussehen"?
Ich habe es geschafft, Schoki in die Brotdose zu schmuggeln! Dreimal Hurra für meine kriminelle Energie! Der Guerilla-Muffin lebt und der Kampf gegen die Ernährungstotalitarismus geht weiter!