Kinderbetreuung mal wieder
Das Kind auch abends um 10 in die KiTa bringen zu können ist natürlich eine Hilfe, wenn man nachts arbeiten muss. Aber muss man nachts denn arbeiten?
Das Krankenschwestern manchmal nachts arbeiten müssen, Ärzte, Feuerwehr und Polizei- logisch. Sieht jeder ein. Aber warum das, wie im Artikel angegeben, auch auf Verkäuferinnen und anderes Service-Personal ausgeweitet werden muss... die Frage stellt sich mir schon.
Um die 300 Tacken kostet das pro Monat. Welche Verkäuferin kann sich das eigentlich leisten? Das ist schon für die Krankenschwester ein ziemlicher Happen, bei dem irgendwann von ihrem gehalt nicht mehr viel übrogbleibt. Aber Moment, ich vergess' das immer: wir arbeiten ja nicht mehr wegen der Kohle, sondern weil wir alle so viel Spass da haben, es dringend für unsere Persönlichkeitskonstruktion (früher sagte man Selbstfindung) brauchen und weil wir die Protestantische Ethik gefrühstückt haben.
Vielleicht sollte man anfangen, ehrlich zu sein und so etwas nicht "familienfreundlich" nennen, sondern "arbeitgeberfreundlich", "wirtschaftsfreundlich"oder von mir aus auch "raubtierkapitalistenund heuschreckenmentalitätsfreundlich".
Welche familie möchte eigentlich so viel Zeit voneinander getrennt zubringen? Das das im Notfall passiert- klar. Und dann einzuspringen ist auch richtig und wichtig. Aber diesen Notfall auszuweiten und als Normalfall zu etablieren ist eine völlig andere Kiste.
"Inna Zone" gab es die Wochenkrippe, arbeitsplatznah, so das Mama Schichtdienst am Band schieben konnte zwecks Aufbau des Sozialismus. Wir führen das jetzt auch ein, haben aber nicht mal die Aufbau-Ausnahmesituations-Ausrede, sondern rudern nur gegen "die Krise" an, die Krise, die mittlerweile ein Dauerzustand geworden ist. Wann die letzten 20 Jahre war eigentlich nicht Krise?
Kumpel hat nach Studienabbruch einen Job gesucht und ist bei der privaten Jobvermittlung gelandet. Die fragten ihn, was er kann. Er hatte gedacht, erst mal irgendeine klasissche Maloche anzunehmen und sich währenddessen einen Plan B zu überlegen. Also Führerschein&Co eingetragen.
Nee, das wolten sie nicht wissen. Der Mann hatte studiert... und sie suchten jemanden für die Stellenvermittlung. Er kam also tatsächlich mit einen Job wieder raus. Wurde so mittelprächtig bezahlt, aber ging so.
Wir haben letztens telefoniert. Er ist dabei, sich nach eigenen Worten in seinen absoluten Alptraum zu verwandeln. Warum? Zuviel Realitätskontakt.
Nach drei Tagen telefoniert man hinterher weil sie nicht beim Job auftauchen.
Keinen Schulabschluss, keine Ausbildung, aber Gehaltsvorstellungen.
Vermittlungsformulare ohne Namen.
"Guten Morgen" ist eine unbekannte Kunst, Duschen geht ja gar nicht.
Bewerbungen, in denen statt Name, Anschrift etc nur die Handy-Nummer steht.
Kontaktaufnahme zum künftigen Arbeitgeber per sms.
Er hat keinen Bock mehr. Auf sich selbst und den Hals, den er auf dem Job dauernd bekommt.
Nu' ist Grosser Tiger krank.