Sonntag, 23. Juni 2013
Steilvorlage
Da weiß man ja mal wieder nicht, wo man anfangen soll...


Es fängt ja halbwegs harmlos an.

"Feministische Mob-Action gegen rechte Seilschaften!"

Ich weiß zwar nicht genau, was ich mir unter einer Mob-Aktion vorstellen soll, aber ich bin ja nicht allwissend und schon ziemlich alt, was soll's also.


"Dieses Wochenende findet das Stiftungsfest der Burschenschaft Hannovera in Göttingen statt. Dazu haben sie befreundete Burschenschafter aus anderen Städten eingeladen"

Ich dachte, es wäre Stiftungsfest des Grün-Weiß-Roten Kartells. Aber ich kann mich da auch irren.

"um sich und ihr reaktionäres Weltbild zu feiern."

das kann ich mir wie vorstellen?
Bei Hannovera kann ich mir viel vorstellen und das meiste gefällt mir nicht, aber was konkret soll denn Jubelszenen auslösen?

"Das wollen wir nicht hinnehmen!"

Jedermans und -fraus gutes Recht, gegen etwas zu sein. Bloß wenn ich das Haus der Hannovera richtig erinnere, ist das eine ziemliche Burg, da werden die drinnen beim reaktionäres-Weltbild-bejubeln wahrscheinlich nicht vor Schreck lospapsten wenn draußen jemand dagegen ist.


Bisher konnte ich ja noch folgen, aber ab hier wird es dann kopfwehauslösend.

"Denn das Weltbild von Verbindungen und Burschenschaften baut auf den folgenden Grundpfeilern auf:"

Die Selbstzerstörung der Deutschen Burschenschaft gefällt mir! Das ist mehr als alle Mob-Aktionen je geschafft haben, die Burschis erledigen sich selbst. Super-Sache!
Aber: eine Burschenschaft ist immer noch eine Verbindung, von daher doppelt gemoppelt. Ein Pleonasmus, wie meine Deutschlehrerin es nannte. Von der Dame habe ich übrigens meine Vorliebe für's Flugblatt-Zerpflücken, sie nahm mal ein Flugblatt, das sie vor der Schule in die Hand gedrückt bekommen hatte, grammatikalisch auseinander. Eine der Autorinnen wurde immer kleiner und das nächste Mal war die Kommasetzung korrekt, dadrauf hatte sie nämlich nicht noch mal Lust.
Dergleichen pädagogische Effekte verspreche ich mir übrigens nicht.

Jedenfalls kann man den Pleonasmus als Stilmittel der Verstärkung einsetzen, hier jedoch bewirkt er, daß Widerspruch zwischen Verbindung und Burschenschaft angenommen wird. Wer hofft, daß hier differenziertes Denken, wenn auch grammatikalisch leicht fehlgeleitet, am Werke sei, wird jedoch entäuscht.


"• Burschenschaften und Verbindungen zeichnet ein Elitedenken aus. Sie fühlen sich einem speziellen Kreis zugehörig, in dem sie sich gegenseitig z.B. Jobs vergeben, um Politik und Wirtschaft nach ihren Vorstellungen zu beeinflussen. Daher nehmen sie auch nur angehende Akademiker auf."

- sich für Elite halten
- Vetternwirtschaft
- Weltverschwörung
- nehmen nur Akademiker auf

Für Elite kann sich erst mal jeder halten. Die Frage ist, ob der Rest der Welt diese Ansicht teilt und in welchem Ausmaß.

Seilschaften& die Weltverschwörung:
in Berlin räumt Michael Büge seinen Posten also weil seine Bundesbrüder ihn loswerden wollen? A-ha.
Und das gleiche ist dann wohl auch dem passiert.

Wie groß der Einfluß der Studentenverbindungen tatsächlich ist... ich weiß es nicht. Es gibt Akademiker, die sind trotz Mitgliedschaft im Trachtenverein mit seltsamen Regeln für die Prunksitzung Hartz-er. So sicher scheint das alles nicht zu sein. Aber man hätte es gerne, weil dann das eigene leicht verschwörungstheoretische Weltbild wieder funzt.

Studentenverbindungen nehmen nur Akademiker auf? Echt ein Skandal. Warum nehmen die keine Nichtakademiker auf? Vielleicht weil diese Folklore-Vereine Folklore betreiben, und zwar studentische Folklore?


"• Verbinder leben nach dem Prinzip des Männerbundes auf Lebenszeit."

Man kann aus Studentenverbindungen austreten wie aus dem Fußballverein auch.


"In diesen sind Frauen nicht zugelassen,"

Wenn ich das dringende Bedürfnis hätte, unbedingt Pannesamt zu tragen, träte ich in eine Damenverbindung ein oder in eine gemischtgeschlechtliche Verbindung.
Hier hätte sich ein differenzierender Blick gelohnt: es gibt Verbindungen, die Frauen aufnehmen, wenn dies auch keine Burschenschaften sind.
Dieser Satz ist schlicht und einfach falsch.


"da sie diese für emotional und schwach halten. Sie werden nur als „schmückendes Beiwerk“ gesehen, die als Hausfrau und/oder Mutter dem Verbinder das Leben erleichtern."

Das mag sein oder auch nicht, ist aber auf jeden Fall nur das Präludium hierzu:

"Verbinder werten Frauen somit ab"

Geht doch spielen...
Die Wertung "Hausfrau&Mutter=minderwertig" macht nämlich hier ihr. Wieso ist Reproduktionsarbeit in eurem Weltbild eigentlich minderwertig?

"und verschärfen bereits bestehende Geschlechterungleichheiten in der Gesellschaft!"

wenn man davon ausgeht, daß Reproduktionsarbeit niedriger steht als Lohnarbeit- sicher. Die Frage ist- wer geht davon aus? Wer entscheidet eigentlich, das Reproduktionsarbeit unterdrückend ist?


"• Die Geschlechtervorstellungen von Verbindern beschränken sich auf Mann und Frau, die heterosexuell leben.
Somit schließen sie alle anderen (z.B. schwule, lesbische, queere*) Lebensrealitäten und Identitäten aus!"


Gut zu wissen. Ich werd das den schwulen Verbindern, die ich kenne, bei Gelegenheit stecken, damit sie endlich realisieren, daß sie ihren Partner nicht mehr mitbringen dürfen. Bedanken tun sie sich dann hoffentlich beim Feministischen Mob.


"• In Verbindungen zählt „deutsche Zugehörigkeit“ als identitätsstiftend. Der Verbinder muss männlich, deutsch und weiß sein."

Wenn ich damit fertig bin, die Schwulen rauszuwerfen oder mindestens deren Partner, werfe ich die nichtweißen Bundesbrüder raus.

Nochmal und ganz langsam, damit auch die, die ihr Fachwissen aus solchen Qualitätspublikationen beziehen, mitkommen können:
nicht alle Verbindungen sind Burschenschaften und noch viel weniger fordern alle Verbindungen weiße Haut oder die deutsche Staatsangehörigkeit allr Vorfahren bis anno dunnemals. Vor ein paar Jahren war ein Wahlplakat der Grünen angeblich der absolute Renner in Heidelberger Verbindungshäusern: da sah man nämlich wenn man genau hinsah, daß einer der lieben Farbenstudenten Nichteuropäer war.

Hier würde sich wieder ein differenzierender Blick lohnen: Burschenschaften wollen tatsächlich die deutsche Staatsangehörigkeit sehen, sind damit sie aber ziemlich alleine.
Und damit wäre auch dieser Satz falsch.

"Sogar über die Wiedereinführung eines „Ariernachweises“ wurde diskutiert"
über diese Frage zerlegt sich die Deutsche Burschenschaft, er ist also so weder für alle Burschenschaften noch für Studentenverbindungen im Allgemeinen richtig.

"und das Singen aller drei Strophen des „Deutschlandlieds“ gehört zum guten Ton."

Ich bin mir sicher, daß diese Aussagen auf ausführlichen Undercover-Ermittlungen beruht.


"• Verbindungen und Burschenschaften sind nationalistisch!
Verbindungen stabilisieren elitäre Zirkel, verbreiten sexistisches, rassistisches und nationalistisches Gedankengut und verhindern so eine emanzipatorische und befreite Gesellschaft, in der alle Menschen teilhaben können."


Kann mir bitte jemand erklären, wie das alles zusammenhängt? Das erscheint mir als Großellershäuser Kirmesrundschlag.


"Dem stellen wir uns entgegen :
Wir wollen eine Gesellschaft, in der es nicht darauf ankommt, in welche Familie du hineingeboren wirst!"


Das kann ich nur unterstützen! Endlich mal was, wo ich denke "yupp, alles klar, will ich auch!"

"Wir wollen eine Gesellschaft, in der es nicht darauf ankommt, welches Geschlecht dir bei der Geburt zugeordnet wurde!"

Das klingt so als würde die Hebamme bei der Geburt würfeln, was es denn sein soll oder das per Quote vergeben. Ich erinnere mich da was anderes, Stichwort: Anatomie. So völlig aus der Luft gegriffen ist der Eintrag "männlich" oder "weiblich" auf der Geburtsurkunde nun nicht.


"Wir wollen eine Gesellschaft, in der du nicht danach beurteilt wirst, wieviel Leistung du bringst!"

Dann lieber eine Gesellschaft, in der du danach beurteilt wirst, aus welcher Familie du kommst oder wie? Eine Gesellschaft, die dich danach beurteilt, was du tust und sagst, klingt mir da erstrebenswerter.


Gesamteindruck: naja, habe schon überzeugenderes über die Hannovera gelesen und gehört. An denen kann man nämlich viel kritisieren, da muß man gar nicht auf vorgebackene Allgemeinplätzchen von zweifelhafter Qualität zurückgreifen.



Donnerstag, 23. Mai 2013
Ethnische Verwirrung
Ich war in einem Teil Bremens unterwegs, in dem sicherheitshalber alles 3-sprachig ist beim Arzt und ein paar Broschüren bekommt man in noch mehr Sprachen. Wenn man mit einem nur bedingt deutschem Nachnamen rumläuft, ist die Sprechstundenhilfe ürigens so nett, in einfachen Sätzen und etwas lauter mit einem zu reden, Migrationshintergrund macht nämlich schwerhörig.

Aber was bin ich? Welche Informationsbroschüre ist für mich?
Hochgesteckte Haare- Russin.
Keine Absätze und Hose- doch keine Russin.
Nachname- Polin.
Bluse- doch Russin oder Polin.
Türkin schied aus.
Fingernägel kurz und nicht plastikbunt- keine Deutsche.
Verwirrung. Dann fragte sie nach, in welcher Sprache ich die Infos gerne hätte.

Ich widerstand der Versuchung, Kurdisch zu verlangen.

Wer sich fragt, wo ich die ganzen Klischees denn aufgesammelt habe:
im Wartezimmer.



Freitag, 17. Mai 2013
Alle gaga- außer mir
Eigentlich bin ich ja der Ansicht, daß man, wenn alle anderen "rot" sagen, aber man selbst sieht gelb, man zumindest mal drüber nachdenken sollte, ob gelb wirklich die richtige Antwort ist. Man muß ja nicht falsch liegen nur weil alle anderen behaupten, es sei rot, aber man könnte. Wenn man denn nach Betrachtung der Situation zum Schluß kommt, daß es wirklich gelb sei, dann heißt es ""Todays mighty oak is just yesterdays nut holding its ground""

Aber heute sind sie echt alle völlig durch.

Schwiegermonster mal wieder beleidigt, Tiger übermüdet (und endlich im Bett). Nachmittags steht die Nichtmehrzumgeburtstageinladerin vor der Tür samt Nachwuchs. Ihr Nachwuchs springt auf dem Sofa rum und irgendwann sage ich, daß mir das grad alles zu laut und zu wild wird, sie möge bitte die Kinder vom Sofa holen. Sie fängt an zu lachen und witzelt irgendwas von "du hast doch 4 Kinder, das bist du doch gewöhnt, wenn dir das zu laut ist, dann war wohl das Vierte die falsche Entscheidung".

Schick deine Kinder bei dir hüpfen. Und bring mir endlich meinen Küchenkram zurück. Und nein, du kannst dir nicht grad mal eben das Backbuch ausleihen, denn dann sehe ich meine Mini-Muffin-Bleche nie wieder!

Gute nacht. Und morgen ist ein neuer Tag, da wird alles besser.



Real life
Sollte ihre Familie es auch schaffen, ihren Puls in Regionen zu treiben, die jeden Arzt dazu bringen würden, Sie zu bitten, seine Praxis zu verlassen damit Sie nicht bei ihm in der Praxis sterben und er den Ärger mit der Leiche, der Staatsanwaltschaft, der Versicherung und seiner Putzkraft hat...

... beruhigen Sie sich. Nehmen Sie sich etwas Popcorn und tun Sie so, als sei das ganze eine SitCom. Freuen Sie sich, Sie sind beim Casting für die Hauptrolle ausgewählt worden- die des einzig vernünftigen Menschen, aus dessen Sicht das ganze erzählt wird. Die anderen sind einfach nur völlig überzeichnete Gestalten, die im echten Leben nicht vorkommen.



Dienstag, 14. Mai 2013
PDU?
Ich traf vor Jahren einen PDS'ler, der Christian Wulff kurzerhand mit SPD-Parteibuch ausgestattet hatte. Das der damalige Ministerpräsident nicht in der SPD, sondern in der CDU war, paßte nicht in die Argumentationskette und was nicht paßt wird passend gemacht :-)

Das ist ja schon absurd genug. In Berlin geht es offensichtlich noch absurder.

Eigentlich kann es einer Regierungspartei ja völlig wumpe sein, was die Opposition will. Die können im Prinzip Urlaub auf dem Ponyhof für alle fordern und es muß die Regierung nicht kratzen.
Das der Opposition Politiker nicht passen- ist normal, es ist der Job der Opposition, Krawall zu machen.
Aber das die PDS eine Entlassung fordert und dann auch bekommt- das ist mehr als seltsam.

Ich habe das erst gestern mitbekommen und bin etwas überrascht. Wieso macht die CDU was die PDS (ich weiß, die heißen mal wieder anders...) will?

Es ist ganz gut, daß ich weder im Dipomatischen Dienst noch in Parlament bin, denn meine erste Reaktion wäre wohl so was wie "geht doch spielen" oder "ich stelle sofort noch einen Burschi ein" gewesen.



Mittwoch, 24. April 2013
Ärgs
Mini-Tiger war zum Geburtstag eingeladen. Die Mutter hatte sich Muffin-Bleche und Waffeleisen ausgeliehen und mein Muffin-Backbuch.

Kein Ding.

Dann rief sie an daß der Geburtstag verschoben werden müsse weil eins der Gästekinder erkältet sei. Der Geburtstag werde nachgeholt.

Okay.

Tja, und eben erzählte sie mir, wie nett der Geburtstag gewesen sei. Sie habe mich dann nicht mehr angerufen, so mit 4 Kindern sei das ja alles schon genug Streß, da müsse man ja nicht noch mehr Termine haben. Das sei doch gut gewesen, oder?


Ich will meinen Kram zurück. Den hatte sie nämlich nicht mitgebracht.



Donnerstag, 18. April 2013
Fast 5 %
Wer bisher der Meinung war, daß die Fön-Frage das seltsamste sei, was man auf Elternabenden diskutieren kann, nimmt sich bitte eine Tasse Kamillen- oder Fencheltee und tut eine Dosis Baldrian rein bevor er oder sie weiterliest :-)


Die Kakao-Kriege

Vor langer Zeit, in einer weit entfernten Galaxis...

da tranken wir in der Pause Schulkakao vom Hausmeister. Oder Vanillemilch. Und die meisten von uns haben überlebt, aber wahrscheinlich nur ganz knapp.

Auf dem Elternabend scheiterte der Versuch, in der Klasse den Kakao zu verbieten.
Warum versuchten das Leute? Weil der Schulelternrat messerscharf erkannt hat, daß Kakao Zucker enthält. In diesem Fall sogar Zucker und Traubenzucker in unerhörten Konzentrationen von fast 5%

Der Schulelternrat hat die Gefahr erkannt und versucht sie zu bannen, scheiterte aber an den anderen Eltern.
Neben Tigergatten saß ein Vater, der erst sagte, ihm habe der Kakao immer geschmeckt und er wäre nicht für ein Verbot zu haben. Danach gab es ein Zettelchen zum Nachbarvater, auf dem stand, ihm haben auch die Snickers-Riegel in der Pause geschmeckt :-)
Man wird nie zu alt, sich gegenseitig Zettelchen zu schreiben, oder vielleicht liegt es auch nur an der Schulluft, dem Aroma von Putzmittel, Kreide und dem Lösungsmittel im Uhu...

ich geh' mal 'nen Kakao trinken!



Dienstag, 16. April 2013
Vorschlag :-)
Großer Tiger geht auf Klassenfahrt. Gestern Elternabend dazu.

Die Frage, wie das mit dem Duschen sei, kam auf. Es gibt anscheinend Kinder, die nicht alleine duschen, sondern dabei angeleitet werden müssen.
Naja, wird schon kein Weltuntergang sein wenn man 2 Tage lang (solange dauert das große Abenteuer) nicht ordnungsgemäß duscht- denke ich. Nur meine persönliche Meinung...

Und was ist mit den Haaren? Die müssen doch gefönt werden. Das klappt auch nicht alleine. Also kam der Vorschlag auf, die Lehrerin möge doch einen Fön einpacken und den Mädchen dann nach dem Duschen nacheinander die Haare fönen...

SagenSe mal, ist die Frau Lehrerin oder Friseurin?