Momente, die mich (fast) zum Heulen bringen
Es war kurz nach der Geburt des Grossen Tigers. Ich war noch wackelig auf den Beinen weil ich Retro-Nudel es geschafft hatte, beinahe zu verbluten und musste mich am Kinderwagen festhalten.
Tigergatte hatte mich mit zur Post geschleppt damit ich überhaupt mal wieder rauskam. Aber die Luft drinnen war so mies, dass ich draussen wartete.
Sah ich aus wie das Bild der glücklichen jungen Mutter? Nein. Blass, man sah mir den Blutverlust an der Nasenspitze an. Dazu tat die Kaiserschnitt-Narbe weh. Und ich schwamm im Selbstmitleid deswegen. Dazu kam die wahrscheinlich tiefste und längste Glaubenskrise, die ich jemals erleben musste. Mein Kontakt zu Gott war tot, beten war reiner Lippendienst und Pflichterfüllung und irgendwann gab ich auch das auf. Wozu? Gott hörte ja eh nicht zu, sonst wäre all' das nicht passiert.
Ich stand also da. Eine Frau kam direkt auf mich zu. Man sah, dass sie irgendeine kleinere geistige Behinderung hatte. Sie luckte in den Kinderwagen und lächelte mich an. "Danke, dass sie ihn nicht umgebracht haben" und gab mir ein kleiens Bild von einem ungeborenen Kind, segnete den Tiger und mich und ging weiter.
Ich heulte mal wieder los.
Ich stand immer noch mit dem Bild in der Hand da als Tigergatte rauskam. Was denn los sei?
Wir sahen uns beide um, aber die Frau mit dem auffälligen bunten Rock, der praktische Rundfrisur und den braunen Schnürschuhen war weg.
Habe ich einen Engel gesehen? Vielleicht, aber Gott hat auch irdische Bodentruppen, die Er schickt wenn es brennt und die dann ganz kurz und nur für einen Moment zu einem Boten Gottes werden.
Ich habe den Aufkleber noch. Das allein zeigt, wie viel mir dieser kleine Moment bedeutet hat. 2 Umzüge und 2 Kinder später liegt er immer noch in der Schreibtischschubalde, um mich manchmal dran zu erinnern, dass Gott zuhört, auch wenn wir grad die Antwort nicht hören, was wirklich wichtig ist (Tigerkind wohlauf und Tigermamas bekommt man so schnell nicht klein weil Unkraut nun mal nicht vergeht) und das manchmal das richtige Wort aus unverhoffter Richtung kommt.
Warum denke ich da heute dran? Weil mich eine Frau mit Trisomie über das Baby in meinem Bauch ausgequetscht hat. Wie alt, wie groß, Junge oder Mädchen, wie schwer, kann man das schon fühlen? Leider hat der Krümel grad nicht gezappelt. Freue ich mich? Aber klar!
Barefoot, pregnant and in the kitchen
and lovin' it!
Einer dieser Vormittage, die ich liebe: Sonne scheint, es herrscht relative Ruhe und ich stehe in der Küche. Grad nur aufräumen, da ist ziemlich viel durcheinandergeraten. Wenn das Morgen auch so gut geht vom Magen her, ist Backen&Kochen dran, Vorräte auffüllen (Muffins, Hackbällchen, Teigtaschen etc für die Frühstücksdosen sind restlos alle)
Gestern abend noch mit Studienfreundin telefoniert- sie erwartet Kind Nr3! Glückwunsch von mir!
och nee III
Ich war zwischendrin Besitzerin eines Streicheltelefons. Und eines MP3-Players. Und ein paar Euro mehr hatte ich auch. Und einen Schlüssel zu viel.
Hier brach ab 2 der völlige Zoo los. Ich zog es vor, meine Übelkeit im Bett abzuwarten, notfalls mit Kissen über dem Kopf. Irgendwann müssen die Medis ja wirken und ich SOLL mich schließlich ausruhen.
Als ich mich dann wieder runtertraute, fiel ich fast um. Im Wohnzimmer sah man den Fußboden kaum noch, Haushaltshilfe fegte einhändig weil die zweite Hand ihr Telefon am Ohr hielt. Tiger nahmen weiterhin die Inneneinrichtung auseinander. Und warum lag die Jacke von Haushaltshilfe auf dem Sofa?
Ich also milde dran erinnert, daß heute Turnstunde ist und 2/3 der Tigerbande samt Haushaltshilfe rausexpediert. Ebenso milde an den Kommunionsunterricht erinnert und Großen Tiger Frommsein geschickt.
Dann entdeckt, daß der Wäscheständer im Regen stand. Supi.
Streicheltelefon eingesammelt als es klingelte, was auf dem Küchentisch vergessen war.
Wohnzimmer aufgeräumt.
Jede Menge Kleingeld gefunden, was wie sich später rausstellte aus Hauhaltshilfes Tasche gefallen war als die Jacke auf dem Sofa lag (warum eigentlich?).
Festgestellt, das mein Maus wohl nicht funktioniert weil jemand seinen MP3-Player mit dem Mouseport verbunden hat. Nutzte aber nicht viel, Laptop ist passwordgesichert.
Kurz vor Wutanfall gewesen.
Bei ihrer Rückkehr Haushaltshilfe unter Aufbietung aller verfügbarer Diplomatie (ist ist jetzt bis Ende der Woche alle!) gesagt, daß das so nicht geht udn ihr Kohle, Handy und MP3-Player wiedergegeben. festgestellt, daß Jacken keine Spielzeuge sind und das es hier nicht zugehen darf wie im Irrenhaus (Diplomatie jetzt alle, ich war netter).
Eben klingelt das Telefon. Sie stand bei sich vor der Tür und stellte fest, daß sie mangels Schlüssel nicht reinkommt. Ob ich mal eben unter dem Sofa nachsehen kann, da wo die Jacke gekegen hat. Klar, ich rutsche gern auf dicken Bauch unter Möbel...
Schlüssel gefunden. Haushaltshilfe kommt jetzt nochmal...
selbstidentifiziert....
Das Internet ist eine Quelle unendlichen Amüsements. Katzen fahren Skateboard auf youtube zum Beispiel. Oder Gangman-Style-Parodien. Und manchmal diskutieren Leute, die ansonsten einen recht intelligenten Eindruck machen, über Klos. Man google "Toilettenbeschriftung" bei der Mädchenmannschaft und erfreue sich an den Kommentaren.
"Self-identified men" als Beschriftung... also, mal ganz ehrlich: wenn ich einen Menschen, den ich als Mann identifiziere, auf dem Damenörtchen treffe, schlage ich Alarm und weise ihn sehr deutlich dadrauf hin, daß er sich wohl in der Tür geirrt hat. Da ist mir relativ egal, ob und wie er sich selbst definiert. Das ist eine massive Grenzverletzung.
Zu meiner Studienzeit wurde auf der Bibliothekstoilette eine Frau vergewaltigt. Dadraufhin sollten alle Kabinen und der Waschbereich mit Notrufknöpfen ausgestattet werden, was natürlich nicht passierte (offiziell: wegen der Gefahr von Spaßalarmen). Ja, nicht jeder Mann ist ein Vergewaltiger und Gewalt von Frauen gegen Frauen kommt vor, wird aber tabuisiert und die meisten Vergewaltigungen finden weder im Parkhaus noch im dunklen Wald noch in der Toilettenkabine statt, sondern im engsten Familien- und Freundeskreis, also durch Menschen, die vertraut sind und nicht erst einbrechen müssen. Man hat ihnen die Tür geöffnet, und das nicht das erste Mal.
Trotzdem. Nur ein sehr kleiner Trost für die Frau, die auf besagter Toilette vergewaltigt worden ist.
So was lese ich und frage mich, was in den Köpfen vorgeht.
Vorsorgeuntersuchung
40 Minuten Wartezimmer (und zu lesen lag da nur die "Emma" und ein Geo-Special über Städtereisen), 5 Minuten Arztkontakt.
Sprechstundenhilfe will Urin und einen Tropfen Blut, sagt mich auch gleich den Hb-Wert und gibt Ratschläge, was zu tun ist gegen den sinkenden Eisenwert. Blutdruck mißt sie auch.
Und sagt mir 4 Mal, daß ich gern ein Ultraschall als Privatleistung machen lassen könne.
Ärztin fragt, ob ich Blutungen oder irgendwelche Fragen habe. Ja, was tun wir wegen der Übelkeit weiter? Ich bin nicht fit (Herzrasen, Kaltschweißausbrüche, nachmittags immer noch Kotzerei), nehme immer noch Vomex, um überhaupt durchzuhalten, was mich müde macht.
Ärztin fragt, ob ich im Krankenhaus war. Ja, war ich. Dann sollte es jetzt besser sein. Das war's, Haushaltshilfenverordnung verlängert sie nicht, das zahle die Kasse eh nicht, sie hat mit der Kasse telefoniert.
Fragt nach dem Zuckerbelastungstest. Ich sage, bisher noch nicht gemacht, weil ich die süße Pampe grad nicht ohne Kotzen runterbringe. Sie sagt, daß müsse aber sein. Ich frage, was wir tun wenn ich das zeug wieder auskotze. Sie weiß es nicht.
Sie fühlt, ob der Muttermund geschlossen ist und wieder raus.
Ich beschließe auf dem Rückweg, nur noch wenn unbedingt nötig zur Frauenärztin zu gehen. Alles andere kann die Hebamme machen.
Ich das ganze Tigergatten erzählt nachdem ich erst mal dringend ins Bad mußte, weiterkotzen. Panikreaktion, völlig normal bei Hyperemesis.
Tigergatte erst mal mich ins Bett gepackt (völliges Zittern und so, ich kam die Treppe nicht mehr hoch), dann bei der Krankenkasse angerufen. Nee, sie haben gar nicht mit der Frauenärztin telefoniert. Wieso sollten sie auch. Sie zahlen solange das nötig ist, das sei doch selbstverständlich.
Zuckerbelastungstest hält der Diabetologe für nicht nötig- wir wissen ja, daß ich ihn nicht bestehe... ich soll mal vorbeikommen, mir die Teststreifen abholen, dann mache ich die Kontrollen zu Hause, ich weiß ja wie das geht und was zu hoch ist.
Und ich frage mich, warum ich noch mal zur regulären Vorsorge zur Frauenärztin soll. Organultraschall macht es der Ultraschallspezialist.
Den Rest kan auch die Hebamme machen, die kommt hierher und die sehe ich länger als 5 Minuten.
Laienmedizinerwissen
Wer auch immer das ganze "Morgenübelkeit" genannt hat, sollte mal drüber nachdenken, daß grob die Hälfte der Frauen zu anderen Tageszeiten sich übel fühlen.
"Aber das hat man doch nur morgens"- medizinisches Wissen, daß anscheinend jeder hat. Trotzdem Irrtum. Mir geht es morgens- ausgeruht und ausgeschlafen- ziemlich gut, ab Mittags setzt es dann ein.
cassandra_mmviii am 14. Oktober 12
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Seltsame Gelüste
In der letzten Schwangerschaft wurde ich von Heißhunger auf Schokolade und Lakritze geplagt. Nicht gut bei Diabetes.
Beim Mini-Tiger leibte ich Tütensuppen mit ganz viel Natriumglutamat.
Beim Großen Tiger verspeiste ich bergeweise Camenbert, den ich eigentlich nur gebacken mag.
Und diesmal?
Haferflocken mir Naturyoghurt (1,5% Fett)
Selleriesalat
rohes Gemüse
grüne Salate
Rosa
scheint ja eins der ganz großen Aufreger-Themen zu sein. Man haßt es oder man liebt es. Man sehnt sich zurück in die Heile Welt der 1970er als noch alle Kinder Cordlatzose und Polyester-Ringelpulli trugen oder man rennt vor dieser Vorstellung kreischend weg.
Ich gehöre zur KreischendWegRennFraktion.
Ich war eins dieser Kinder, die Latzhose, Ringelpulli und Einheitstopfschnitt trugen. Zwangsweise.
Dickköpfig wie ich nun mal bin, wehrte ich mich. Ich wollte Röcke, Kleider und Zöpfe. Und ich hatte eine Verbündete: meine Oma.
Meine Mutter kaufte Hosen- sie strickte mir Röcke. Friseurbesuche mit meiner Mutter endeten mit "praktischen Kurzhaarschnitten" (streichholzlang...), Oma züchtete Zöpfe. Ich durfte tatsächlich auch im Winter einen Rock anziehen, dann trug ich halt Strumpfhose.
Höchstwahrscheinlich ist Oma also schuld, daß ich das völlig "verkorkste" Wesen bin, das ich bin. Ich trage auch heute lieber Röcke als Hosen, verweigere mich Kurzhaarschnitten, bekomme ganz viele Kinder und was ich sonst noch alles an furchterregenden Nummern draufhabe (Kochen, Backen und Häkeln zB).
Und sobald ich wieder Schokolade mag, kaufe ich mir ein rosa Ü-Ei!
Schluss mit Lustig
Ich bin ab morgen im Krankenhaus. Das geht so einfach nicht weiter.
"Die Tudors"
auf arte.
http://www.arte.tv/de/programm/244,broadcastingNum=1368340,day=6,week=37,year=2012.html
Nicht unbedingt ein uni-tauglicher Lehrfilm über Heinrich VIII, aber immer wieder schön. Kulisse und Kostüme sind einfach nur großartig. Okay, Heinrichs Leibesfülle wird nur sehr mangelhaft wiedergegeben, wenn man den Darsteller nicht austauschen will ist das wohl auch fast unmöglich. Und er war nun mal rothaarig.
Reinste katholische Propaganda- ansehen und diese ganze Reformationsnummer für völlig überflüssig halten und Mary für die rechtmäßige Erbin!