Tageskarte
Prekarisierte Männlich sozialisierte Feudalistische Gewaltausübende mit Eroberungsdrang
dazu warmer Schokopudding und Backäpfel
Wer rät, was es gab?
Ochsenschwanzsuppe?
Freitags gibt es hier kein Fleisch.
Arme Ritter mit warmen Schoko-Pudding und Backäpfeln sind mit das grossartigste Freitagsessen, was es gibt.
Arme Ritter kenne ich noch aus meiner Kindheit, aber ich hab ka Ahnung, wie oder woraus man die macht.
Brötchen in Milch einweichen bis sie schön patschig sind, dann in Butter anbraten bis sie wieder knusprig sind.
Und gewinnt den Thilo-Sarrazion-Preis für Hauswirtschaft.
@: By the way
Für meine Tante, die wahrscheinlich jünger als dein Vater ist, ist die TK-Pizza das äusserste, was an Fast Food geht. Alles andere ist für sie hart auf der Grenze zu "asozial". Und seine Kinder hungrig zur Schule zu schicken ist jenseits dieser Grenze und verdient überhaupt kein Verständnis.
Aufgewachsen ist meine Tante auf dem Dorf in den frühen 1950ern. Auto hatte man keins, Klo war neben dem Geräteschuppen, fliessend Wassser gab es in der Küche, gebadet wurde im Zuber.
Essen zu gehen gönnt man sich gelegentlich und im Urlaub immer (sie haben da sehr feste Gewohnheiten und fahren immer in die gleiche hundefreundliche Frühstückspension in Bayern), aber wenn man zu Hause ist, isst man auch zu Hause. Alles andere ist ihr zu teuer.
Letztens verstieg sie sich in den Satz dass sie, im Gegensatz zu einem anderen Teil der Familie, finanziell recht gut dastehen weil sie ihr Geld nicht "zum Fenster rauswerfen": man geht mit dem Hund und bringt den Kleinkram an Lebensmitteln mit statt extra zu fahren, kocht selber statt "zur Wurstbude" zu gehen, Kleidung wird repariert statt sie wegzuwerfen.
Das hat eine befreundete Ernährungswissenschaftlerin mal durchgerechnet: Fertigprodukte kosten 1/3 Drittel mehr und gehen ihrer Ansicht nach nicht unbedingt schneller- wie man zB bereits geschälte Kartoffeln im Glas kaufen kann geht an ihr vorbei.
@"wie man zB bereits geschälte Kartoffeln im Glas kaufen kann geht an ihr vorbei." -- an mir auch. Aus Hausbesetzungszeiten kenne ich noch Reis mit Scheiß und Ähnliches:
Säcke voll mit Reis, getrockneten Linsen und kiloweise Nudeln. Dann gab´s den einen Tag Reis mit Scheiß (irgendwelche Küchenreste -Abfälle), den nächsten Tag Linsen, dann Nudeln mit Ketchup, dann Wassersuppe mit Reis, Nudeln mit Linsen, Wassersuppe mit Nudeln usw. Bonbons machte man sich, indem man Brotkrumen naßmachte, mit Zucker einpuderte und in die Bratpfanne schmiss, bis Karamell daraus wurde. Salat pflückte man sich aus Löwenzahn, Klee und Brennesseln im Stadtpark. Und natürlich regelmäßig Supermarktdiebstähle, und Bierkästen für lau aus dem Getränkemarkt abgefahren. Nannte man catering by Fielmann - nicht einen Pfennig dazugezahlt;-)
Beim Abbau des Wochenmarktes einkaufen und dann tw das Gemüse kistenweise für fast schon lau bekommen.
So haben wir für die Zietenkasernen-Flüchtlinge die Gemüseversorgung damals öfter aufgebessert.