27. Januar- Tag der Auschwitz-Befreiung
Man kann den Jahrestag der Auschwitz-Befreiung auf zwei Arten sehen: Freude über das Ende dieser Hölle auf Erden oder Trauer um die Menschen, die dort litten und starben.
Ich weiss es nicht. Was ich aber ganz genau weiss ist: nie wieder.
Mein ganz persönliches Gedenken: ich werde heute einen ausführlichen Spaziergang machen und jeden rechtsradikalen Aufkleber (davon haben wir hier seit einiger Zeit eine Menge!) entfernen, den ich sehe.
Spachtel und Aceton sind schon eingepackt. Und irgendwann erwische ich diesen "Bad Nenndorf war ein Kriegsverbrechen!"-Vertreter und dann kann ich ihn mal fragen, was der Unfug soll. Nett und höflich selbstverständlich!
21% der Deutschen unter 30 wissen mit dem begriff "Auschwitz" nichts anzufangen.
Jeder dritte Deutsche weiss nicht, wo Auschwitz liegt, 43% haben noch nie eine KZ-Gedenkstätte besucht.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,811338,00.html
Traurig. Punkt 3 muß vllt nicht sein, aber von 1 und 2 eine Ahnung haben - das wär doch schon mal was *seufz*
Es ist in Deutschland zu meiner Schulzeit ziemlich üblich gewesen, mit der Schulklasse im Rahmen des Geschichtsunterrichts eine Gedenkstätte besucht zu haben. Von daher verwundert mich das.
Aber da die DDR/Verfolgung in der DDR, Opposition in der DDR, DDR als Diktatur den Nationalsozialismus als Unterrichtsthema abgelöst hat, wundert mich das andererseits wieder nicht.
Ich hatte eine Nachhilfeschülerin, die eine Kurzgeschichte interpretieren sollte. Wolfgang Borchert, lebte in der DDR.
Mann erhält Brief, dass seine Tötung bevorstünde mit ein paar admninistrativen Hinweisen, geht am festgesetzten Tag zum Bahnhof, steigt in einen Zug und an einem roten Klinkergebäude raucht ein Schornstein als er aussteigt. Das sei die kaputte Heizung wird ihm gesagt.
Das sei ganz klar die DDR, sagte die Schülerin. War doch ne Diktatur.
Das Borchert auch den NS erlebt hatte... war nicht so wichtig.
Oh ja, man könnte meinen, dass die heutigen Geschichtsschreiber, Lehrplanerfinder und Schulbuchautoren die DDR als dankbare "Ablösung" nehmen.
Ich finde auch, dass die Gedenkstätten an die Massenvernichtung zwingend in jede Schülerausbildung gehören. Spätestens 8. Klasse.
Nichts vermittelt die grausige Wahrheit der nicht allzu weiten Vergangenheit anschaulicher, als ein Besuch vor Ort. Vor allem nachhaltig, den letzten Zweifler mitnehmend. Die DDR war vergleichsweise ein netter Sandkasten hierzu.
Mir sind die Leichenberge in der DDR bisher auch nicht untergekommen.
Oppositionelle einzusperren ist abzulehnen, aber immer noch einen andere Nummer als Säuglinge umnzubringen weil sie die falsche "Rasse" haben.
Die DDR war meines Wissens nicht eliminatorisch, der NS aber deutlichst. Und diesen Unterschied darf man nicht durch "aber es waren beides Unrechtsregimes" abbügeln.
Wobei ich mit diesem Begriff eh Schwierigkeiten habe: beide Staaten funktionierten strikt nach geltendem Recht und Gesetz. Das waren Rechtsstaaten, so sehr das auch fällt. Das, im NS in deutlich stärkerem Ausmass als in der DDR, durch diese Gesetze Gruppen von Menschen diskriminiert (das ist ein harmloser Ausdruck dafür, wenn man ermordet wird, aber für die DDR sind stärkere Begriffe nicht angemessen...) ist ein anderes Thema.
Das ist nicht mal mehr Äpfel und Birnen vergleichen, das ist eher die Banane zum Kernobst definieren.
Wenn es um Recht oder Unrecht geht bietet auch ein demokratisches Gesellschaftssystem wie das unsrige reichlich Zündstoff, das geht sogar menschenverachtend. Da braucht es keine Diktatur im engeren Sinne.
Da reicht die Großfinanz mit all ihren Verstrickungen...
Ups, was für´n Bogen. Aber der lockert mich zwischen den Bürgern.
Demokratie ist kein Garant für Recht im moralischen Sinn. Eine Demokratie kann genauso Verbrechen im Sinne gegen die Menschheit begehen wie eine Diktatur. Beispiel: der Genozid an den amerikanischen Ureinwohnern. US-Regierung war gewählt, und trotzdem gab es die Ausrottung/Verdrängung bis zum Tod.
So weit ist der Bogen eigentlich gar nicht.