Sonntag, 27. Juli 2014
Problemlösungen, die welche sind
Nach 14 Jahren lerne ich, wie man mit den Schwiegereltern umgehen muss.

Schwiegervater brüllt mich an weil er was anders geplant hatte als ich es machte. Antwort: "Dann rede vernünftig mit mir, ich bin Mutter, Gebrüll verstehe ich grundsätzlich nicht"
Reaktion: Türenknallen.
Reaktion meinerseits: gehen. Kann ja ankommen wenn er was will. Oder mal vorher mit mir reden, was er plant, dann weiß ich zumindest wenn ich mal wieder "rumspinne".

Schwiegermonster droht zu hyperventilieren als ich was anders will als sie. Sie will mit den Kindern in den Raucheraußenbereich weil sie gesagt hat, daß man auch draußen sitzen könne. Ich weise auf auf das massive Qualmen hin, sage, daß ich damit nicht einverstanden bin und drinnen sitzen will. Sie sagt, daß sie das aber nicht gewußt hat. Ich sage, daß sei ja nicht schlimm, ich sage es ja. Sie beginnt zu hyperventilieren (ernsthaft...) und wiederholt, daß sie aber gesagt habe.... ich lächle und setze mich. Im Zweifelsfall sitzen wir halt getrennt und ich zahle halt für das Eis, zu dem sie uns einladen wollte, aber im Qualm sitzen weder ich noch die Kinder. Sie schluchzt und sieht sich nach Tigergatten um, der aber woanders ist.
Ich bestelle. Sie setzte sich. Tigergatte kommt an und fragt, warum wir nicht draußen sind. Ich sage ihm, da wird geraucht. Er setzt sich- Schwiegermonster beginnt wieder nach Luft zu schnappen. Ich frage ihn, ob er schon weiß, was er will.

Lösung: einfach mein Ding durchziehen, Familienfrieden können auch mal andere herstellen.



Katastrophenprägung
* Beispielsweise macht es einen Unterschied, ob jemand persönlich Krieg und Flucht erlebt, u.U. keinen sicheren Aufenthaltstitel und durch Behörden und vor allem weiße Deutsche Alltagsrassismus erlebt, der zusätzlich noch regelmässig von den Titelseiten deutscher Medien prankt, oder ob jemand anderes in friedlichen Verhältnissen ohne Todesangst aufgewachsen ist, einen dauerhaft sicheren Aufenthaltsstatus hat und somit keine Angst vor Abschiebung haben muss, etc. Genauso macht es auch einen Unterschied, ob jemand mit der deutschen Vergangenheit und den Großeltern als Tätergeneration bzw. mit dem europäischen Hintergrund der Ritualmordlegende aufgewachsen ist oder mit einem Hintergrund, in dem diese eben fehlen und dafür andere Aspekte im kollektiven Gedächtnis vorhanden sind (wie etwa den Kolonialismus, die Kreuzzüge, die teilweise bis heute die Stereotype von Europäer*innen als aggressiv, unsauber oder rohes Fleisch essend, etc. prägen, bzw. in diesem konkreten Fall eben die Nakba).

Generell möchte ich erst einmal anmerken, daß es gewagt ist, von "die sind ja alle weiß" auf Großeltern als Angehörige der Tätergeneration zu schliessen. Entgegen den "Stürmer"-Karikaturen erkennt man Juden nämlich nicht an vorstehender Unterlipee und Riesennase- die sehen aus wie wir, ein paar sind sogar blond&blauäugig.
Da könnten familiäre Erinnerungen an Shoa und das Überleben der Shoa oder auch das alltägliche Erlebenmüssen von Antisemitismus durchaus prägend. Also erstmal vorsichtig mit Äußerungen wie "denen fehlt die persönliche Betroffenheit".

Zweitens ist diese Nakba nun etwa so lange her wie die persönlich auch traumatisierende Vertreibung oder Flucht aus den ehemals deutschen Ostgebieten und mein Verständnis für Vertiebene der Dritten Generation ist eher mau. Erika Steinbach ist nicht meine Lieblingspolitikerin.

Aber drittens, und das wollte ich eigentlich nur loswerden: vielleicht ist man so als Migrationshintergrundmensch ja nicht von der europäisch-mittelalterlichen Ritualmordlegende geprägt, sondern von Verkaufsschlagern wie "Mein Kampf", den es durchaus auch in arabischer Übersetzung gibt. Oder dem Knüller "Die Protokolle der Weisen von Zion", die man auch in arabischer Übersetzung und vor allemn unantiquarisch bekommt.
Es gibt auch im arabischen Raum und dessen Traditionen antisemitische Legenden, die prägend wirken. Das ist blöd (vor allem, wenn Leute so einen Müll glauben!), aber hier ist es weniger Zeit für generisches Antikolonialismus-Rhababern, sondern Zeit, sich zu fragen, was Leute dazu bringt, nicht die von der Hamas programmatisch geforderte Zerstörung Israels anzusprechen. Denn diese Rhetorik der Hamas fällt ja nicht vom Olivenbaum, sondern steht auch auf diskursiver Tradition.

Denken. Bitte. Und dann den Idioten, die Kinder beim Tunnelbau krepieren lassen, klar die Meinung sagen.