Montag, 27. Januar 2014
"Das ist sozusagen eine freiwillige Angabe"
Ich komme vom Verwaltungsdreikampf zwecks Erfüllung der Schulpflicht wieder. Auf manche Dinge kann man sich verlassen...

Schulsekretärin fragt alles mögliche. da wir aber eh vorhaben, einen Antrag auf Besuch eienr anderen Schule zu stellen und die Erfahrungen mit der zuständigen Schule keine Empfehlung zulassen, war ich nicht drauf aus, da besonders lange zu verweilen oder Angaben zu machen.

Die Daten auf der Geburtsurkunde und die Meldedaten von mir aus. Mehr nicht.
Gefragt wurden:
Sprache im häuslichen Umfeld. Laut Schulsekretärin war diese Angabe verpflichtend. Also erfüllte ich meine Auskunftspflicht mit der Aufzählung aller Sprachen, die wir so sprechen, inklusive Altgriechisch. Das wollte ich schon lange mal tun :-)
Danach versuchte sie, mir die Frage nach dem Kindergarten als gesetzlich vorgesehen zu evrkaufen. Ich erinnerte mich aber recht gut daran, daß es sich dabei um eine freiwillige Angabe handelt. Ich verweigerte also.
Sie bestand darauf, das sie das eintragen müsse. Ich fragte nach, mehrfach. Sie las das Formular "äh, ja, das ist sozusagen eine freiwillige Angabe"
Ja, was ist denn "sozusagen freiwillig"?
Antwort: das fragen sie immer.
Sehr hübsch, aber keine Antwort auf meine Frage.
Sie fragte nochmal. Und weil ich immer noch nicht auskunftswillig war, guckte sie den Antrag auf Schulwechsel an und sah, daß da ein Kindergarten erwähnt war. Also trug sie den ein. Von mir aus. Ist zwar nicht unser Kindergarten, aber was soll's?
Ich wiedersprach der Schweigepflichtentbindung.
Ich verweigerte die Antwort auf die Frage nach Hortbetreuung- das Kind soll da ja nicht mal zur Schule, also stellt sich die Frage nach Hort erst, wenn feststeht, daß er dahin muß.
Email-Adresse.
Kinderarzt.
Krankenversicherung.
Die Dame hatte immer noch nicht begriffen, daß ich nur die gesetzlich vorgeschriebenen Angaben zu machen gedenke.
Irgendwann reichte es ihr und sie fragte, warum ich denn die Angaben nicht machen wollte. Weil das Kind hier nicht zur Schule soll, mit Glück brauchen sie diese Angaben also nicht. Sollte dem Antrag auf Schulwechsel nicht stattgegeben werden und auch eine Klage nicht erfolgreich sein, kann ich die Angaben immer noch machen.
Einwilligung für Presse- und Internetfotos- verweigert. Ja, aber ist doch schön wenn die Kinder in der Zeitung sind. Will ich nicht noch mal überlegen? Nein, will ich nicht.

Und warum muß ich unbedingt rumzicken? Weil die Rektorin im Nebenzimmer saß, erkannt hatte sie mich auch schon. Sie entscheidet über den Antrag und vielleicht will sie sich den Nerv, sich wieder wöchentlich mit uns rumärgern zu müssen, ja nicht geben...

Wenn ich die nächsten Tage schlechte Laune habe, finde ich raus, ob die Frage nach den im häuslichen Umfeld gesprochenen Sprachen freiwillig war oder Pflicht. Dann kann ich mit Dienstaufsichtbeschwerde drohen. Mal gucken.



Tiger Mom schlägt wieder zu
Amy Chuas neues Buch steht auf meiner Leseliste. Den erstens war ihr erstes Buch anders als die Kritiken suggerierten und zweitens: ich bin neugierig.

Der Vergleich mit Thilo Sarrazin wird gezogen. Soweit ich das bisher (ohne Lektüre immer Kaffeesatzleserei) ersehe, verzichtet Chua allerdings auf Expeditionen ins Land der Genetik, sondern beschränkt sich auf kulturelle Faktoren: anerzogene Leistungsbereitschaft, anerzogene Selbstdisziplin und die vermittelte Zugehörigkeit zu einer Gruppe- Mormonen sind beim besten Willen keine Ethnie.

Soweit, so politisch korrekt. Wenn man darauf verzichtet, alle Eigenschaften genetisch zu erklären, steht man eigentlich auf sicherem Boden. Oder hat sich das die letzten jahre geändert?

Das eine Umgebung, die Leistung einfordert, leistungsfördernd wirkt, ist auch so weit unbestritten.

Das sich ein Gruppen leicht für überlegen halten, ist auch bekannt. Gründe gibt es dafür viele:
- weil sie eine so großartige (Sub)Kultur haben
- weil sie die coolere Musik hören
- weil sie im Kleinstadtpromimagazin schon mal erwähnt worden sind
Sich irgendwie für besser zu halten, passiert leicht. Wenn leute das denken weil sie sich die "richtigen" Eltern ausgesucht haben, zeigen sie eminer meinung nach ja höchstens ihre Klatsche und auch andere "Leistungen" wie den Rekord im Bierschnelltrinken nötigen mir nicht zwangsläufig Bewunderung ab oder lösen akute Unterlegenheitsgefühle aus. Sollen sie in ihrer eigenen Welt ruhig die Oberhelden sein :-)

Haarig wird es, wenn man sagt "du kannst da nicht zugehören weil du falsch bist" und genau das scheint Prof. Chua nicht zu tun- sie betont immer wieder, jedes Kind könne so Klavier spielen wie ihre Tochter, wenn es nur ausreichend übt- es läge an den Eltern, die ihre Kinder zu schnell vom Haken lassen.

Wie gesagt, steht auf meiner Leseliste.