Referat über Strafe im Mittelalter. Thema: Blasphemie.
Einleitungssatz: Blasphemie war strafbar, das steht so in der Bibel.
Rückfrage durch eine hier nicht näher genannte grundboshafte Bloggerin: "Wo steht denn das?"
"Bergpredigt"
"10 Gebote"
"In der Offenbarung des Johannes"
3 Referenten, drei Meinungen. Der Prof fragte "wer bietet mehr?" und wartete auf das Ende der Beratungen der Referentengruppe.
Mittlerweile boten ein paar Seminarsteilnehmer ihre Expertise an- Genesis, im Neuen Testament, im Alten Testament und ist denn das jetzt wichtig?
Dozent: Ja, ist wichtig, denn dort steht wahrscheinlich auch, wie es bestraft werden sollte
Ich sage, daß ich mir nicht so sicher bin, deswegen frage ich ja, tippe aber erst mal auf Levitikus oder Deuterononium.
Dozent: Da würde ich auch mal nachschlagen
Immer noch Rate-mal-ohne-Rosenthal auf den Referentenplätzen. Man einigt sich auf das Glaubensbekenntnis.
Dozent: Das steht aber nicht in der Bibel, das wurde auf dem Konzil von Nicäa formuliert, also später.
Dozent: sagen Sie mal, hat denn keiner von Ihnen die Bibel gelesen? Wie wollen Sie denn ohne Bibelkenntnis Geschichte studieren und das Mittelalter begreifen?
Noch ein Grund for Religionsunterricht, der mehr als weichgespülertes "Piep-Piep-Piep. wir haben uns alle lieb" ist.
"Rom ist die wichtigste Stadt der Christenheit, denn dort liegt Jesus Christus begraben"
las vor vielen, vielen Jahren die Referentin von ihrem Blatt ab.
Und im Raum herrschte diese Stille, die man greifen kann. Die Professorin guckte geradeaus, die Hälfte der Teilnehmer waren Studenten der evangelischen Theologie und in deren Augen sah man einen kleinen Luther mit Hammer, Nagel und Thesenpapier ausziehen.
Ich schrieb meiner Nachbarin ein "WTF?" auf den Tisch, gefolgt von "wenn man ein Grab hätte, wäre Jesus im Verlauf des Mittelalters in 12345678987654321 Einzelreliquien zerlegt worden", was sie zu einem Kicheranfall brachte. Normalerweise hätte das einen strafenden Blick von der Prof zur Folge gehabt, aber die versuchte immer noch, einen Anfang zu finden, während die Referentin weiter über die Bedeutung Roms als Grabesort Jesu referierte.
Die Dozentin fing sich. "Die Kreuzigung fand in Jerusalem statt".
Referentin gab sich unbeirrt. Erstens sitzt der Papst in Rom, zweitens ist da ja auch das Grab Petri, drittens haben die Römer Jesus gekreuzigt und viertens wird der Kreuzweg im Kollosseum gebetet.
Die Pro holte weiter aus. Der Papst ist der Nachfolger Petri als Bischof von Rom. Die Referentin bestätigte dies, klarer Fall.
Aber Jesus ist in Jerusalem gekreuzigt worden.
Referentin starrte auf ihre Unterlagen. Und warum ist dann das Grab in Rom?
Dozentin fragte, wessen Grab. Na, das von Jesus. "Es gibt keine Grabstätte Jesu. In Jerusalem gibt es mehrere später erbaute Kirchen, die über dem Grab stehen sollen, aber nicht in Rom".
Wieso es denn kein Grab gäbe?
Professorin erklärte, daß Christen glauben, Jesus sei von den Toten auserstanden. Ungläubiges Gesicht der Studentin "Aber das gibt es doch gar nicht!"
Das ist der Grund, weshalb man Religionsunterricht an Schulen erteilen sollte.
Eigentlich fand ich den Religionsunterricht immer eine gute Idee. Man kan europäische Geschichte und Philosophie kaum verstehen, wenn man vom Christentum völlig ahnungslos ist. Es gehört zur Allgemeinbildung, was man eigentlich an Ostern feiert oder was an Weihnachten.
Ich hatte also wenig Schwierigkeiten als ich erfuhr, daß Großer Tiger Religionsunterricht haben würde. Das heißt hier in Bremen "Biblische G eschichte" und ich dachte, daß wären dann die Bibel und was in ihr steht und was noch so "drumrum" passiert ist.
Mißtrauisch hätte ich werden müssen als beim Begrüßungselternabend die Frage aufkam und die Rektorin schnell antwortete, daß sie da nicht das Christentum behandeln, "da können alle kommen, auch Moslems".
Ich wollte die Frage aber nicht vor ganz großem Publikum nochmal stellen, also lies ich es dabei.
Was tun sie denn in Biblischer Geschichte? Was tut man, wenn man keine Ahnung hat? Man googelt :-)
1. und 2. Jahrgangsstufe
Religionsdidaktischer Rahmen: Kinder fragen nach dem Leben
1.1 Sich selbst entdecken:
erkennen und mir bewusst machen, dass ich einmalig bin auf der Welt
Ich – Erfahrung und Selbstreflexion:
Ich habe viele Fragen:
erfahren und erkennen, dass ich schon eine Menge weiß, aber noch viel mehr wissen will
Ich bin nicht allein:
erfahren, wie gut und wichtig es ist, sich geborgen und be-schützt zu wissen und sich auf jemand verlassen zu können
Wir – Erfahrung und Gemeinschaftsorientierung:
Miteinander leben lernen, erkennen und akzeptieren, dass ich als Teil einer Ge-meinschaft meinen Teil zur Gemeinschaft beitragen muss
Ohne Regeln geht es nicht:
erkennen und akzeptieren, dass es ohne Regeln keine wirkliche Gemeinschaft unter Menschen geben kann
Das tut mir wirklich leid:
erfahren, wie gut es tut, wenn mir verziehen wird und wie schwer es manchmal ist zu verzeihen
Alle Jahre wieder ...:
die christlichen Feste im Jahreslauf kennen lernen und gemeinsam vorbereiten, feiern und erleben
4.2 Erzähl mir vom Glauben ...:
wie ist das bei euch? entdecken und erfahren, dass Kinder aus unterschiedlichen Kulturen von Festen, Bräuchen und Religionen erzählen können
Wenn ich groß bin...:
erfahren, dass alle Kinder Zukunftswünsche und -träume haben und erkennen, dass manche Vorstellungen Träume bleiben
In die weite Welt hinaus ...:
entdecken, dass die Welt doch größer ist als bisher gedacht und geglaubt
Wie man sieht, man kommt weitgehend ohne Bibel aus.
Das sind ja alles keine schlechten Fragestellungen und Themen, aber mit der Bibel hat es nur ganz am Rande zu tun. Das klingt nach Sachkunde.
Ich also bei nächster Gelegenheit die Rektorin drauf angesprochen. Biblische Geschichte... das nutzen die Klassenlehrinnen immer sehr gern als Zusatzstunde, als Förderstunde für Kinde rmit besonderem Förderbedarf und für die Sozialerziehung, das sei wirklich toll, dafür Zeit zu haben.
Ich fragte, wann denn diese Zusatzstunde läge. Blick auf den Stundenplan "Das kann ich Ihnen nicht sagen, das entscheidet die Klassenlehrerin".
Die Klassenlehrerin sagte, daß sie das immer "ganz nach Situation" entscheide. Wir wollen den Großen Tiger bitte aus dem Religionsunterricht abmelden. Planloser Blick... ja, aber warum denn? Wir erklärt, daß uns die religiöse Erziehung sehr wichtig sei und wir auch volles Verständnis für Förderstunden haben, so denn der Bedarf danach besteht, aber den Unterricht in Biblischer Geschichte möchten wir als Christen so nicht mittragen.
Ja, aber der ist doch "mit der Kirche" abgesprochen und was wir denn gegen die Inhalte haben? Das sei alles sehr wichtig. Ja, bestimmt, aber es ist nun mal kein Religionsunterricht.
Ich sprach unseren Gemeindepfarrer drauf an. Er verzog das Gesicht als hätte er plötzlich auf etwas sehr scharfes gebissen. Ein sehr schwieriges Thema... die katholische Kirche war nie in die Planungen einbezogen und es gibt Gründe, weshalb man in Bremen den Außerschulischen Religionsunterricht ab Klasse 2 habe.
NRW will an Schulen islamischen Religionsunterricht
erteilen.
An sich keine schlechte Sache, aber wenn das so endet wie "Biblische Geschichte", dann würde ich mir als Elternteil 2 Mal überlegen,. ob das eine gute Idee sei.
Großer Tiger ist zur Zeit noch im schulischen "Ringelpiez mit Anfassen", da er eh Anwesenheitspflicht hat und auch in einer Randstunde nicht nach Hause dürfte (noch so eine Bremer Regelung...)