Donnerstag, 9. August 2012
Der Zwischenfall in der Christ-Erlöser-Kathedrale...
Man kann viel über russische Gefängnisse sagen- unter anderem, dass es da unter aller Sau zuzugehen scheint (Hörensagen, selbst da war ich zum Glück noch nicht). Das ist ein Thema, was man grundsätzlich ansprechen sollte.
Man kann auch über "den ewigen Putin" laut nachdenken.
Alles kein Ding.

Aber was man nicht tun kann ist fröhlich ignorieren, dass der Pussy-Riot-Zwischenfall in Deutschland auch juristische Konsequenzen gehabt hätte.

"§ 167 Störung der Religionsausübung
(1) Wer
1.den Gottesdienst oder eine gottesdienstliche Handlung einer im Inland bestehenden Kirche oder anderen Religionsgesellschaft absichtlich und in grober Weise stört oder
2.an einem Ort, der dem Gottesdienst einer solchen Religionsgesellschaft gewidmet ist, beschimpfenden Unfug verübt,
wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
(2) Dem Gottesdienst stehen entsprechende Feiern einer im Inland bestehenden Weltanschauungsvereinigung gleich"

http://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__167.html

Die Bundestagabgeordneten, die diesen Brief (verlinken klaptt grad nicht)

http://www.spiegel.de/media/0,4906,29356,00.pdf

verfasst haben, sprechen das überhaupt nicht an. Sie reden von der Freiheit der Kunst. Die Freiheit der Religionsausübung geht unter. Das das Volker Beck entgeht- geschenkt!
Aber wie Katrin Göring-Eckard (Präses der Synode der Evangelischen Kirche, Rat der Evangelischen Kirche) da mitunterschreiben konnte... das verstehe ich nicht. Und Tigergatte versteht es noch weniger. Seine Reaktion: "Ich tret' aus der Kirche aus!", gefolgt von einem längeren Rant über die Frage, was der Mist soll, Geschwisterlichkeit mit den Orthodoxen und die Nummer in der Kathedrale (Tigergatte ist Lutheraner).
Das fördert die Ökumene mit der russisch-orthodxen Kirche bestimmt ganz fürchterlich, gekracht hat es um Marion Käßmann (geschieden, Frau) mit denen eigentlich schon genug.

Ich bin keine Expertin für Russisch-Orthodox, aber so viel weiss ich sicher: der Altarraum darf von Laien nicht betreten werden oder nur auf Eunladung/unter besonderen Umständen. Und genau da hüpften die Musikerinnen rum. Und irgendwie scheint mir, ihnen fehlte die Einladung dorthin.
Sie wollten die religiösen Gefühle nicht verletzen, tut ihnen leid. Ja... was habt ihr denn gedacht macht ihr da? Kirche ist mehr als eine coole Kulisse.
Wer sich die Videos ansieht merkt schnell, dass die Musikerinnen bewusst mit religiösen Gesten spielen. Das kommt nicht so gut an, was für eine Überraschung. Das sich vorher nicht klargemacht zu haben ist sträfliche Dummheit.

Ich finde die Aussicht auf mehrere Jahre Arbeitslager ziemlich hart. Und deswegen fing ich dieses Posting an mit "über Haftbedingungen in Russland muss man mal grundsätzlich reden".
Aber Sätze wie "Die Verfassung der Russischen Föderation schützt die Kunstfreiheit gemäß Artikel 44 Absatz 1: „Jedem wird die Freiheit literarischer, künstlerischer, wissenschaftlicher, technischer und anderer Arten schöpferischer Tätigkeit sowie die Freiheit der Lehre garantiert.“ In einem säkularen und pluralistischen Staat dürfen friedliche Kunstaktionen - auch wenn sie als provokant empfunden werden können - nicht zu dem Vorwurf eines schweren Verbrechens und langzeitigen Verhaftungen führen." rufen in mir den Eindruck der "edierten Wahrheit" hervor: man sagt, was einem in den Kram passt (friedliche Kunst als Protest) und ignoriert, dass diese Aktion im eigenen Land auch strafbar gewesen wäre.
Auch in einem säkularen und pluralistischen Staat sind gottesdienstliche Räume geschützt. Hoffe ich zumindest.



Donnerstag, 19. Juli 2012
Der Amtsschimmel wiehert
An den Tafeln werden Bedürftige mit Lebensmittel versorgt. Die stammen von Spendern. Und die sollen Steuern auf ihre Spende zahlen.

Bei unserer Einkommenssteuererklärung konnten wir Spenden noch absetzen.

Ich erinnere mich an den Kommentar eines Wissenschaftshistorikers bei einer Konferenz. Er hatte einen Forschungsaufenthalt in Deutschland hinter sich und Kontakt mit der Blockwartin in Mülltreennungsmission gehabt, die ihm (dem dummen Ausländer) in steigender Lautstärke und mit immer einfacheren Worten erklärte, wie das so geht. Und dann aufpasste, dass er es auch richtig machte. Machte er es falsch, kam der Müllsack bei ihm vor die Wohnungstür.
"wenn man im Zweiten Weltkrieg jedem deutschen Verwaltungsbeamten ein Gewehr gegeben hätte und ihn an die Ostfront geschickt hätte, dann hätte Deutschland den Krieg gewonnen."
So ging Deutschland korrekt verwaltet unter.



Eine Frage der Erziehungshoheit
Ich argumentiere ungern mit dem Grundgesetz, denn alles was man braucht, um dieses zu ändern sind z. Zt. 414 Leute, die die Hand heben. Wie wenig ein im Grundgesetz festgeschriebenes Recht unverhandelbar ist zeigte sich 1993 (dazu später mehr) als das Asylrecht dramatisch eingeschränkt wurde.

Aber trotzdem:
die Freiheit der Religionsausübung ist grundgesetzlich garantiert. Auch für Moslems und Juden, und das ist auch gut so.

Bei der Beschneidungsdebatte ist meiner Ansicht nach eine gehörige Portion Islamfeindschaft und der gute alte Antisemitismus dabei. Plus staatliche Omnipotenzgedanken.

Während man bei der moslemischen Beschneidung noch sagen kann, dass der Zeitraum flexibel ist, ist für Juden die Beschneidung eines Jungen am 8. Tag nach der Geburt keine Kann-Vorschrift, sondern ein Muss. Niemand wird gezwungen, sich an die Vorschriften irgendeiner Religion zu halten oder sie überhaupt für eine Vorschrift zu halten- niemand ruft die Polizei, wenn der Moslem ein Bier trinkt. Und auch das ist gut so.
Aber es ist halt auch die Freiheit, zum Bier "nein danke zu sagen" und auch seine Kinder dazu anzuhalten, "nein danke" zu sagen.

Vordergründig geht es um die körperliche Unversehrtheit und die Freiheit, sich selbst zu entscheiden. Klingt supertoll.
Aber: wir wachsen alle mit den Regeln und Wertvorstellungen unserer Umgebung auf. Diese Umgebung wird weitgehend von unseren Eltern ausgesucht.
Wer in der Anti-AKW-Bewegung ist, wird seinem Kind vermitteln, warum er Atomkraft für eine Schwachsinnsidee hält und auch die dahinterstehendenWerte ansprechen (Schutz von leben&Umwelt etc). Und das ist auch gut so- denn eine Erziehung ohne Werte bietet keien Mögliochkeit, sich an diesem Rahmen zu reiben. Zum Erwachsenwerden gehört die Auseinandersetzung mit den Werten seiner Eltern. Dabei kann es gehörig krachen. Und auch das ist gut so, denn wer nicht hinterfragt, lebt einfach nur nach und dem fällt wahrscheinlich nicht auf, wenn was aus dem Ruder läuft.

Wir wollten den Grossen Tiger eigentlich nicht taufen lassen, er soll sich selbst entscheiden dürfen und mit gemischtkonfessionellen Eltern würde er ja sowieso vor die Wahl gestellt werden.
Ausserdem ich fand es extrem schade, mich als Erwachsene nicht taufen lassen zu können weil meine Eltern (die nur in die Kirche gehen wenn sie "müssen", mein Vater sagte auch regelmässsig, dass der Pastor ihn mit dem "Quatsch" in Ruhe lassen soll) mich als Baby haben taufen lassen.

Pater H. sagte uns ziemlich offen, dass er das für feige hält. Das Kind soll also die Entscheidung treffen, vor der wir uns drücken? Von ihm aus sollten wir ihn ruhig lutheranisch taufen lassen, kein Problem, aber getauft werden muss. Entscheiden muss er sich wenn er alt genug ist sowieso, und "alt genug" wäre individuell, manche tun das schon als Kind.
Also wurde er getauft als Lutheraner. Und entschieden hat er sich- er will Katholik werden. Also wird er das im Herbst.

Um was geht es im Meta-Diskurs?
Es geht mal wieder um die Frage, wer die Erziehungshoheit hat und ob der Staat im Interesse der Religionsfreiheit eine religionsfreie Erziehung gewährleisten soll. Es geht um die Frage, ob die Werte, die in einer Erziehung vermittelt werden sollen, staatlich vorgegeben werden sollen oder nicht.

Als Gesellschaft neigen wir dazu, immer mehr Erziehungsaufgaben an den Staat und seine Institutionen zu delegieren. Das halte ich für falsch.



Mittwoch, 18. Juli 2012
Flüchtlinx nochmal
"Vetternwirtschaft in Landshut

Der Landrat des Landkreises Landshut, Josef Eppeneder, hat seine Kinder dabei unterstützt, zwei Häuser zu kaufen, die danach an den Landkreis Landshut als Unterkünfte für AsylbewerberInnen vermietet wurden. 20 € täglich pro Person erhalten sie dafür als Miete. Die Regierung von Niederbayern scheint darin kein Problem zu sehen, im Unterschied zur Landshuter Bevölkerung, die darin eine besondere Form von Vetternwirtschaft erkennt."

http://www.fluechtlingsrat-bayern.de/

Mathe, 3. Klasse:
20 Euro Miete pro Person und Tag macht pro Monat 600 Euro für eine Person.

Der Bayrische Rundfunk sagt, dass da 20 Leute wohnen macht 12000 Euro im Monat.


Total egal, ob das Haus von den Landratskindern oder nicht gekauft worden ist:
die zwangsweise Sammelunterbringung von Asylbewerbern ist reine Schikane, Geld sparen tut man als Kommune so nicht.
600 Euro Miete sind für eine Person eine ziemliche menge. Wenn man mal kurz schaut, was der Mietmarkt in Landshut so hergibt, scheint das ein Preis zu sein, bei dem man 2 bis 4 Leute unterbringen kann. Ein Hoch! auf den freien Markt an dieser Stelle...

Bei Gelegentheit das Nachrechnen von Lebensmittelpaketinhalten.



Dienstag, 17. Juli 2012
Tabus
Moch mal püber die Frage des Darkrooms in der Grundschule nachgedacht.

Jede Gesellschaft hat Tabus. Eins davon ist bei uns Sexualität.
Kraftausdrücke und Beschimpfungen stammen bevorzugt aus dem Bereich der des Tabuisierten.

Solange wir Tabus haben, werden wir Worte haben, die man nicht gerne hört und die verletzen. Das werden wir kaum abgestellt bekommen- ausser wir finden gesellschaftlich alles superdufte, was weder erstrebenswert noch machbar ist.



Dienstag, 10. Juli 2012
Au Backe
Herr Mark verlinkte ein FAZ-Blog und ich blätterte virtuell ein bisschen.

Au Backe. Wenn das so kommt packe ich demnächst die Koffer und sehe mich nach Flugtickets um.


KiTa-Pflicht?

Also, noch mal ganz kurz: wir reden über das Betreuungsgeld, eine eine Leistung, die (so sie dann kommt, ich seh' das noch nicht passieren), die sich an Eltern von Kindern zwischen 1 und 3 Jahren richtet.

Von einer Konkurenz zum Kindergarten kann also nicht die Rede sein.


Cem Özdemir (GRÜNE):
"Die Herausforderungen an Erziehung seien heutzutage anders als vor vierzig Jahren. Allerdings sei für eine Diskussion über die Kitapflicht noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen. Zunächst müssten Kitaplätze geschaffen werden, zumal da sich bei einer Verpflichtung die Frage der Finanzierung stellen würde. „Eine durchgehend kostenfreie Kita ohne soziale Staffelung der Kosten fände ich falsch“, sagte Özdemir.

Ja, die Anforderungen heute sind anders als vor 40 Jahren. Aber nur ganz wenige Eltern waren die letzten 40 Jahre im Koma oder sind zeitreisende, dem Aspekt sehe ich also mit einer gewissen Entspannung entgegen.

Der richtige Zeitpunkt für eine Diskussion um eine KIta-Pflicht... bitte sag mir jemand Bescheid wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.

Wer soll das bezahlen?
Wenn ich mein Kind da zwangsweise hinschicken muss (so wie heute zur Sxchule), dann bitte gar nichts, ich finde es nämlich relativ dreist, seinen Bürgern vorzuschreiben, wie sie ihr Geld ausgeben.


Norbert Bischoff (SPD), Minister für Arbeit und Soziales von Sachsen-Anhalt, sprach sich für eine Kindergartenpflicht aus. Auch sie sei eine Frage des Geldes, sagte er der F.A.S.. „Wenn der Bund sich beteiligen würde, fände ich es gut, das letzte Jahr vor der Schule verpflichtend zu machen, eventuell auch die beiden Jahre davor“, sagte Bischoff. Diese Kindergartenpflicht müsse dann der Schulpflicht entsprechend gestaltet sein. Eine Parallele zur Kitapflicht in der DDR sieht Bischoff nicht. „Bei der Kitapflicht ging es in der DDR um Indoktrinierung, hier geht es um frühkindliche Bildung.“ Die Bildung beginne ab dem zweiten Lebensmonat, dies habe die Hirnforschung festgestellt. Man müsse in diesen Fragen allerdings die Eltern einbinden, nach dem Vorbild von Frankreich oder Skandinavien. „Dann wird Deutschland auch wieder ein kinderfreundlicheres Land.“

Ich fürchte, die DDR sah das auch als Bildung an. Nur wenige Leute stehen da und sagen "ich will leute in völligem Kokolores indoktrinieren", sondern meist haben sie gute Gründe, auf die sie sich berufen.

Bildung beginnt vor der Einschulung. Sicher. Aber Lernen findet immer und überall statt, nicht nur in eigens dafür geschaffenen Institutionen. Also auch zu Hause. Oder geht es nicht zum Schluss doch um die Frage der Lufthoheit im kindlichen Kopf? Bildung ist nicht werteneutral. Was soll denn gelehrt werden?
Wenn ich mir das Mass an Indoktrination in Sachen gender-Kappes angucke, dass im Kindergarten vermittelt wird, dann denke ich, dass es doch um die Frage "was denkst du?" geht.


Das Deutschland kinderfeindlich ist erkennt man ua an der weitgehenden Verdrängung von Kindern aus dem öffentlichen Raum. Das wird unter Garantie nicht besser wenn wir die Kids endgültig von 7 bis 17 Uhr aus den Augen-aus dem Sinn haben.



Mittwoch, 20. Juni 2012
Wahlfreiheit
Wahlfreiheit gibt es nur wo man die Wahl hat und die Freiheit, sie auch zu treffen.

Kindererziehung ist in allererster Linie Sache der Eltern. Die Umgebung erzieht immer mit, klar, aber die erste Verantwortung dafür tragen die Eltern. Wie immer darf man auch dabei nicht von links rechts vom Pferd fallen- "ist doch meine Sache ob ich mein Kind mit der Bratpfanne schlage" läuft nicht, da kommt der Staat ins Spiel.

Eltern entscheiden, wie und wo ihre Kinder erzogen werden. Aber Entscheidungen trifft man nur selten irgendwo im idealen Raum, siondern sie spiegeln oft genug Notwendigkeiten wieder.

Grammatik scheint bei politischen Entscheidungsträgern -egal welchem politischem Zeltlager sie entlaufen sind- dieser Tage seit der Grundschule ausgefallen zu sein, denn sonst wäre der Unterschied zwischen den Modalverben "wollen" und "können" schon mal aufgefallen.

"Viele junge Frauen wollen und können heute aber nicht mehr abhängig sein vom Verdienst des Partners" sagte mir eine grüne Wahlkämpferin letztes Jahr. Kurz darauf erklärte sie sich zur "Selbstversorgerin" weil sie ihr Kind in die Krippe geben und arbeiten gehen wolle. Abhängigkeit von einem Mann könne sie sich ja so gar nicht vorstellen. Wie kann man "selbstversorgend" sein wenn man einen staatlich, also durch Steuergelder, bezuschussten Krippenplatz annimmt?

Vollzeit arbeiten wollen ist die eine Sache. Nicht mehr von einem Verdienst leben können eine völlig andere. Das ist Zwang. Das hat mit Wahlfreiheit nichts mehr zu tun. Mal auf den Punkt gebracht: kommt jemand auf den Gedanken, dem zum Tode Verurteilten zu sagen "das ist jetzt deine Entscheidung, du hast ja Wahlfreiheit" wenn man ihn fragt "Strick oder Spritze?".

Reden wir mal über das Problem statt über diese lächerlichen 100 Tacken: dadrüber, dass heute ein Verdienst meist nicht ausreicht. Das dann mit "Wahlfreiheit" oder "Emanzipation" oder"Wollen" oder "Teilhabe" zu bemänteln ist entweder naiv, realitätsfremd oder scheinheilig. Oder alles drei.

Die 100 Euro ersetzen keinen Verdienst. es geht nämlich nicht um die Frage "Krippe oder zu Hause" sondern um "Job oder Kindererziehung" für Eltern.

Wahlfreiheit ist mehr als Krippe und arbeiten gehen. Es heisst, wählen zu können. Wählen zu können, wie man leben will. Ob man stinknormal langweilig mit Mutter-Vater-Kind im Reihenhaus sitzen will, ob man in der WG wohnen will, ob man alleine wohnen will. Wie man die Erwerbsarbeit verteilt, ob einer, beide Eltern verdienen.

Vor lauter Patchworkfamilienhype (die in der Realität nicht immer so einfach flutschen wie das die schöne neue Familienpropaganda glauben lässt) vergessen wir, dass es auch andere Familien gibt: ohne 4 Kinder aus drei Scheidungen und die resultierende Beuteverwandtschaft.

Die immer wieder beschworene "Buntheit" ist mehr Migrationshintergrund und Wohnen in der Land-WG.
Da muss auch Platz sein für den Gartenzwerg, sonst wird das ganze nämlich genauso spiessig wie die Schrebergartenkolonie 1965. Linksspiessig halt.


In den öffentlichen Diskussionen um die Fragh geht es um Frauen (Männer können in der ach-so-durchemanzipierten Welt der Lufthoheitsbehaupter keine Reproduktionsarbeit leisten), Lebensentwürfe von Frauen, Frauen und Berufstätigkeit und Quoten für Frauen.
Um was es sehr selten geht sind Kinder. Klar, es geht um die frühkindliche Bildung. es geht um Bildung, nicht um Kinder.

Kleiner Tiger war um seinen ersten Geburtstag rum ein Mama-Kind. Er wich mir nicht von der Seite. ich konnte nicht mal alleine auf Toilette gehen. Das dauerte nicht ein paar Tage, nicht ein paar Wochen, sondern Monate. Ihn im Sportstudio in der Kinderbetreuung abgeben? Vergiss es! Ich ging ungesportelt wieder.
Er schlief bei uns im Schlafzimmer, alleine ging nicht. meist endete er die Nacht sogar im Bett. Er klammerte. ich hatet zwischendurch oft das gefühl, ich ersticke.
Zum Kinderarzt mit dem Problem. Kinderarzt fragte, ob er denn in die Krippe müsse. Nein, muss er nicht. Das war gut- so ein Kind mit Gewalt in die Krippe zu schicken sei das schlimmste was man tun könne. Eines Tages werde er loslassen, viele Kinder haben das.
Die verwandte Erzieherimn gefragt- kein problem, ganz normal, gut wenn man sich die Zeit nehmen kann.
Für Kleinen Tiger hätte die Krippe genau gegenüber stehen können mit freien Plätzen. Es wäre für ihn falsch gewesen.

Diese Kinder gibt es auch. Aber vor lauter frühkindlicher Bildung nehmen wir die frühkindliche Bindung nicht mehr wahr.


Oh schöne neue Welt...



Samstag, 16. Juni 2012
Entführung, Menschenhandel und gezielte Tötung von Mädchen
Zwangsabtreibungen als Folge der Ein-Kind-Politik Chinas hatten wir gestern.

Eine Meldung heute passt dazu.

Eine Begründung (ausser der generellen Schlechtigkeit der Menschheit und dem Drang, viel Geld mit relativ wenig Arbeit zu verdienen), warum der "Markt" in China anscheinend floriert, sind die Folgen der Ein-Kind-Politik.

Der traditionelle Wunsch nach einen Sohn führt dazu, dass Mädchen vermehrt abgetrieben werden. Oder um es kurz zu fassen:
bei einer Junge-Mädchen-Rate von 100:118 zeigt sich, dass Mädchen häufiger abgetrieben werden als Jungen, dank pränataler Diagnostik ist das ja leicht festzustellen.

In Indien sieht es ähnlich aus, auf 1000 Jungen kommen 927 Mädchen, auch ohne staatliche Ein-Kind-Politik.

Was sind die Folgen?
"Mein Sohn findet keine Frau, also kauf' ich ihm eine". Wer das für Horrorgeschichten hält mag vielleicht hier lesen.


Man kann sagen:
"Ja, alles ganz schlimm, aber wir müssen das Bevölkerungswachstum irgendwie begrenzen".
Auf einem Planten mit endlichen Ressourcen haben nur endlich viele Menschen Platz. Einfache Sache. Aber wenn man sich ansieht, was passiert sobald das Bildungsniveau und die soziale Absicherung steigen, wird man feststellen, dass auch in Entwicklungsländern die Geburtenrate in der Mittelschicht sinkt

Japan und Korea (beides Länder, in denen die Wertschätzung eines Sohnes auch sehr ausgerägt ist) haben niedrige Geburtenraten, auch ohne dass Schwangere aus ihren Häusern entführt und zur Abtreibung gezwungen werden, was an der intensiven Ausbildung liegt, die den Kindern dort oft zuteil wird.
Es ist also nicht davon auszugehen, dass wir alle demnächst Chinesen im Vorgarten zelten haben werden wenn die Durchsetzung der Ein-Kind-Politik wegfallen würde.



"Quod licet Jovi non licet bovi"
Ich dachte immer, dass für einfache Gesetze einfache Mehrheiten reichen und das eine Beschlussfähigkeit des Parlamentes auch bei leeren Bänken gegeben sei- da herrscht ja eher selten Gedränge wie beim Sommerschlussverkauf, sondern eher gähnende Leere (und Langeweile wie es scheint).

Jedenfalls kann das Parlament nicht beschliessen wenn nicht mindestens die Hälfte_der_Abgeordneten da sind.

Das die Opposition sich denkt "ob ich dagegen stimme oder in der Südsee wendet ein Hai" kann ich ja noch verstehen. Das ist zwar eine hundsmiserable Arbeitshaltung, aber die bekommen ja auch keine Sozialleistungen und müssen deswegen nicht leistungswillig sein und/oder haben keinen Chef, der lästige Fragen wie "Müller, wo waren Sie eigentlich gestern?" stellt.
Das die Opposition zu Hause bleibt oder die Gelegenheit für "kleine Abgeordnete" zu gehen, mal 'nen Kaffee zu trinken oder die Emails zu checken- okay.

Aber was war eigentlich mit den Regierungsparteien? Das wäre doch DIE Gelegenheit für eine Schlagzeile "Bundestag beschliesst einstimmig das Betreuungsgeld!" gewesen.

Dabei geht es eigentlich nicht wirklich um das unendliche Thema Betreuungsgeld, sondern um Arbeitshaltung.
Das Büromäuschen wird ja auch nicht gefragt, ob die Daten, die sie ins System eingibt, brennend interessieren oder ihr wirklich am Herzen liegen. Sie hat in der Arbeitszeit an ihrem Schreibtisch zu sitzen.

"Quod licet Jovi non licet bovi"

Ansonsten kenne ich schon jetzt das Thema des Sommerlochs: Betreuungsgeld.



Freitag, 15. Juni 2012
Tod
Zwangsabtreibung

Irgendwie erwartet die naive Optimistin in mir, dass so was Konsequenzen hat- dass die wiederholt bekannt gewordenen Fälle con Zwangsabtreibungen in China endlich im Westen thematisiert werden. Dass die Menschenrechtsfraktion sich dafür interessiert, dass wirtschaftliche Sanktionen folgen.

Da ist ein Mensch umgebracht worden weil seine pure Existenz dem Staat und seinen Bürokraten nicht passte.
Diesen ganzen "nur ein Klumpen Gewebe"-Müll kann man jemandem weismachen, der noch nie Ultraschallbilder von ungeborenen Kindern gesehen hat (mir also definitiv nicht mehr)

Der Bürgermeister war also da und hat sich entschuldigt. Na super. "Sorry, es tut mir total leid dass euer Kind umgebracht worden ist, kommt auch ganz bestimmt nicht wieder vor. Kann ich dir noch 'ne Tasse Tee holen?" oder wie kann ich mir das vorstellen?!

Einerseits erwarte ich, dass eine Gesellschaft, dioe für sich in Anspruch nimmt, die Würde des Menschen als oberstes Gut zu schützen, das hört und sagt "Stop, so nicht".

Aber ich weiss:
das wird nicht passieren, dazu sind "die chinesischen Märkte" zu "wichtig" und das ungeborene Kind zu unwichtig, ebenso wie seine Eltern.

Es ist ja nicht das erste Mal, dass solche Geshcichten es in die medien schaffen. Und was ist bisher passiert? NIX.

Ich bin traurig. Und sehr, sehr wütend.