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Kategorien : Politischer Alltag
Aprilscherz?
Eins mal vorweg: Klimawandel ist Realität, ebenso die menschengemachte Komponente. Wie das Klima aussähe, wenn wir drauf verzichteten, massenweise CO2 in die Luft zu pusten, weiß keiner.
Das Klima keine statische Angelegenheit ist, sondern sich immer verändert, ist auch ein Allgemeinplätzchen. Die Frage nach dem Tempo ist allerdings berechtigt und sie hat Ergebnisse, die einem nicht gefallen können.
Einem Meeresspiegelanstieg um durchschnittliche 23 cm stünde ich relativ indifferent gegenüber- aber meine Füße werden ja auch nicht naß. Leute, denen das Meer immer näher kommt, sehen das anders und für deren Sorgen habe ich vollstes Verständnis.
Mit 2 Grad mehr könnte ich (zumindest akut) ganz gut leben, aber Durchschnittswerte haben mit Einzelwerten meist herzlich wenig zu tun. Und die Frage ist auch nicht, ob ich gerne Wollhandschuhe oder lieber Bikini trage, sondern was die Großauswirkungen sind.
Als Menschheit (so ganz allgemein und genrell) haben wir ein gewisses Interesse dadran, das Großklima stabil zu halten- Stichwort "mir ist grad die Insel abgesoffen, ich komm' jetzt zu dir, notfalls mit Gewalt".
Nachdem das mal festgestellt ist:
vom Realitätsleugnen wird es nicht wärmer. Ich kann mich draußen hinstellen und lauthals verkünden, der Himmmel sei spinatrosa, aber davon wird er wohl keine andere Farbe bekommen.
TODESSTRAFE für Leugner des Klimawandels?
Und für Kondomverweigerer gleich mit.
Hallo, geht es noch? Ist schon April? Warm genug ist es draußen jedenfalls...
Gentrifizierung
klappt auch ohne Schwaben und andere Kehrwöchler, das kann man in Bremen sehr schön im "Viertel" beobachten.
Aus ehemals hippen Künstler/Hausbesetzer/sonstiges Alternativvolk-Bezirken wird teures Pflaster. Wie kommt's?
Dadrüber können Soziologen ganze Buchregale füllen und Konferenzen abhalten. Kurzfassung: weil die Hausbesetzer erwachsen geworden sind und die Künstler für ihre Bilder Käufer finden.
Das ist überspitzt und boshaft formuliert und wahrscheinlich finden sich jetzt mindestens 100 Ausnahmen, aber:
der Prenzlauer Berg war mal eine Hochburg der Besetzerszene. Und die Besetzer kamen aus netten
upper middle class-Familien (nein, nicht alle... ich weiß), brachten ihr Studium hinter sich und gingen in Lohn&Brot. Auf einmal hatten sie Geld, aber deswegen noch nicht unbedingt Lust, umzuziehen.
Dazu kamen die Leute, die es schon immer nett alternativ mochten und "so schön bunt hier" sagten.
Ja, und dann bekommen diese Leute Nachwuchs und schlagartig hat man die höchste Kinderwagendichte der BRD (angeblich), die Latte-schlürfenden Mamas und was nicht noch alles auf dem Prenzlberg wohnt. heutzutage, wo ja bekanntlich alles schlechter ist als damals.
Das ist, wenn man sich den Hintergrund der damaligen Akteure ansieht, eigentlich kaum verwunderlich.
"Forever young" sind der Highländer und Graf Drakula, aber das war's auch. Und denen fällt das scheinbar ganz schön auf den Senkel.
"Ethnisieren" muß man die Gentrifizierung nicht, das ist ebensowenig die Schuld der Schwaben wie die der Radfahrer. Das bekommen wir, wie oben erwähnt, in Bremen ohne nennenswerte Schwabenpopulation hin.
Im linken "Freiluftzoo", dem Viertel, möchte man lieber kein Asylbewerberheim haben. Die Preise für den Latte sind gesalzen und an jeder Ecke guckt ein Baby aus dem Tragetuch. Die ehemals abbruchreifen Häuser werden aufwändig restauriert und ich habe selten dermaßen viele Werbeagenturen, Architekten etc auf einem Haufen gesehen wie wenn ich (selbstverständlich mit Latte in der Hand) durch's Viertel spaziere.
Warum wohnen wir eigentlich nicht da? Weil die Mieten unbezahlbar sind. Nicht für alle wie es scheint...
Einer der ehemaligen Abhäng-Plätze der Junkies ist mittlerweile einer der angesagtesten Spielplätze, da hat man übrigens Elterndienst- "halte unseren Spielplatz sauber" und so. Paßt man ins Profil, kann man da ausgezeichnet den einen oder anderen Nachmittag verbringen. Spritzen & Co findet man da nicht mehr, und will das jemand beweinen?
Das Menschen mit weniger Kohle immer öfter wegziehen weil sie sich den Spaß nicht leisten können beklagt Herr Therse zu
Recht. Aber das ist schwabenunabhängig und hat wenig mit der Wecken vs. Schrippen-Kontroverse zu tun.
cassandra_mmviii am 04. Januar 13
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Theorie und Praxis
Da tun sie sich wieder auf, die Abgründe.
Kleiner Tiger hat gestern eine CDU-Einkaufswagen-Münze angeschleppt. Hat ihm ein Mann vor dem Einkaufsladen geschenkt, wo er mit Nachbars unterwegs war. Zusammen mit einem Luftballon, aber der ist schon auf dem Nachhauseweg weggeflogen. Die Parteiwerbestände haben also wieder Saison.
CDU muß ja nun gar nicht. Die Schnittmenge zwischen mir und dem Kanzlerinnenwahlverein ist so gering, das ist vernachlässigbar.
Aber selbst wenn es eine Partei gäbe, die ich voll und ganz unterstützte- Kinder als Werbeträger für Parteipolitik finde ich daneben.
Soweit die Theorie.
Wie bekomme ich den CDU-gesponsorten "Schatz" denn jetzt gesichert? Das ist die Praxis...
Äpfel und Birnen
Rimsha Masri, wahrscheinlich geistig behindert und ungeklärten Alters, aber auf jden Fall minderjährig, wird der Blasphemie beschuldigt, was im Fall einer Verurteilung die Todesstrafe bedeutet hätte. Sie soll in einer Mülltüte Seiten des Koran verbrannt haben.
Bringt man das Thema auf diplomatischer Ebene zur Sprache?
Fliegen Bundestagsabgeordnete zur Anhörungsterminen?
Weltweite Aktionstage zu ihrer Freilassung?
Petitionen zur Religionsfreiheit von Bundestagsabgeordneten?
Todesstrafe finde ich ein paar Nummern heftiger als 2 Jahre Sibirien.
Fehlanzeige oder ich habe es nicht mitbekommen. War entweder nicht wichtig genug, um sich dafür einzusetzen oder es in die Nachrichten zu schaffen (Radio Vatikan ist echt nicht die Tagesschau).
Das ist traurig.
Aber auf der anderen Seite: das leise, stille, unauffällige Gebet... hat es gewirkt? Rimsha wird nicht hingerichtet.
Mölln
In der Nacht vom 22. auf den 23 November verbrannten Yeliz Arslan, Ayşe Yılmaz und Bahide Arslan, ihre Großmutter, in ihrem Haus in Mölln.
Die Täter waren siebeneinhalb und 14 Jahre im Gefängnis, verurteilt für 7fachen versuchten Mord.
cassandra_mmviii am 20. November 12
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Nachrichten
Gucke grad Morgennachrichten.
Ungefähr 16.000 Menschen sind in der "Terrorsdatei" mittlerweile egspeichert. Das gibt es seit 2007, seitdem werden da daten eingegben.
Aufgenommen werden Leute, die der Staat für potentielle Terroristen hält, und ihr Umfeld.
16.000 Leute sind also in der BRD akut terrorismusverdächtig oder ihr direktes Umfeld? Und wieso ist es dann so völlig unmöglich, Terroristen wie dwn NSU aufzuspüren bevor sie in die Polizeiwache spazieren?
Wer landet in dieser Datei und wie? Und vor allem: wird man da auch wieder gelöscht wenn der terrorverdächtige Nachbar, für den man netterweise mal ein Paket angenommen hat, umzieht?
Kann man da nachfragen, ob man selbst drin steht?
cassandra_mmviii am 06. November 12
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irgendwo zwischen Rassimus und Erfahrungswert
bewegte sich (ist schon 'ne Weile her, Lebensmittelmärkte versuche ich noch zu meiden) eine Penny-Verkäuferin.
In der Dunkelkammer ist man beim
Rassismus und ich stehe mal wieder vor Anspruch und Realität und fühle mich, als würde ich versuchen, einen Pudding an die Wand zu nageln.
Es war Samstag abend, wegen der obligatorischen Tüte Chips habe ich mich noch mal auf's Rad geschwungen. Da Tigergatte in solchen Fällen allein die "Abendshow" übernimmt, war ich echt nicht böse drüber, nochmal rauszukommen :-)
Im Laden war die übliche
crowd aus Späteinkäufern, Partyvolk und Leuten wie mir, die irgendeinen Döddel vergessen hatten beim morgendlichen Großeinkauf. Also ein eher unzielstrebiges Publikum. Was sich kurz drauf ändern sollte, auf einmal schien es, als wollten alle nur eins: bezahlen.
Ich war grad dabei, mit Umwegen zur Kasse kommen, also der Lärmpegel deutlich stieg. Was war los?
Familie X. hatte den Laden betreten. Ich weiß ziemlich genau, daß es Familie X. war, denn J. hat den Haken im Kindergarten neben Kleinem Tiger und J. war dabei. Wie üblich im rosa Jogginganzug.
Konkret Frauen und Kinder aus Familie X, hatten den Laden betreten und unterhielten sich weiter, quer durch die Gänge. Wenn die Distanz zu groß wird, wird man halt lauter... dazu rennende Kinder, es herrschte auf einmal eine sehr unruhie Athmosphäre und war irgendwie extrem klische.
Ich stand dann an der Kasse an, was einige der Frauen aber nicht störte als sie an mir vorbeigingen und ihren Kram auf's Band legten, der Rest zog nach. Ich machte den Mund auf, um was zu sagen (und tut bloß nicht wieder so, als würdet ihr mich nicht verstehen... ) als die Verkäuferin dazuschoß, mich zur anderen Kasse zog und flüsterte: "Das ist mit denen immer so, da kann man nichts machen".
Erfahrungswert? Rassismus? Irgendein Mix?
Mit J. gibt es dauernd irgendeine Ausnahme- alle Kinder sollen um 9 dasein weil dann das Waffelfrühstück anfängt, J. kommt um 11 wenn ich samt Waffeleisen wieder einpacke, Oma trägt noch den Schlafanzug unter'm Mantel. J. hat immer noch nicht gelernt, sich in einer Schlange anzustellen, was öfter zu Ärger führt, da die anderen Kinder drauf bestehen, zuerst dagewesen zu sein (woher J. das hat, erklärte sich mir an diesem Samstagabend sehr schlüssig). J. wird mal um 12, mal um 2 und mal um 4 abgeholt, mittlerweile hat J. einen Ganztagsplatz damit es einigermaßen planbar ist (Fehlkinder sind im Betreuungsschlüssel nicht so dramatisch wie Extrakinder). Kleiner Tiger ist ein paar mal in Ärger mit J. geraten- er ist da so herrlich unbeschwert von erwachsenen Überlegungen zu Antirassismus und korrektem Verhalten. J. versuchte ihm zu drohen, prallte aber an der tigerlichen Unkenntnis der Erwachsenenwelt und solidem Vertrauen in die eigene Stärke ab.
Die Kindergartenleitung hat kapituliert- bloß keine aggressiven Auftritte der Familie mehr, da gab es ein paar, bei zweien war ich dabei.
Die Elternschaft sah auch zu, daß man einfach nur heile und ohne größere Szenen durchkam.
Ist im "echten Leben" manchmal komplizierter als in der politischen oder pädagogischen Theorie.
Man könnte jetzt über europäische Sozialdisziplinierungstraditionen, mittelständisches Konfliktverhalten, akademischen Anspruchsdenken und deutsche Normgesellschaft reflektieren, aber hilft das konkret?
Was tut die Kindergartenleitung, wenn bei ihr drohende Väter auftauchen? Die Polizei rufen? Drüber reden bei 'nen Schnittlauchtee? Sich selbst hinterfragen? Karate lernen?
Soll sie mit allen Eltern einzeln über J. und ihren anderen kulturellen Hintergrund solange reden, bis alle erstarrt sind?
Wie arbeitet man mit einem Kind pädagogisch, daß durch seine Familie den üblichen pädagogischen Maßnahmen entzogen ist?
Wieviel Rassimus in Form von Verachtung von allen, die nicht in ihre
in-group gehören, ist auf seiten der Familie X. im Spiel?
Äks. Alles etwas komplizierter als einfache Antworten es fassen können.
Tigergatte sprach mich als wie die Tüte Chips plünderten auf das Thema Rassismus übrigens an als ich ankam und erst mal ein wenig vor mich hin schäumte.
Machmal, aber nur manchmal...
Man verbringt etwa die Hälfte seiner wachen Zeit, so man einen Vollzeitjob hat, bei der Arbeit. Wenn man sich aussuchen kann, was man arbeiten will, ist es also eine kluge Entscheidung sich etwas zu suchen, was man gern tut oder zumindest nicht total nervt.
Es ging mir gestern gut genug, um einen Ausflug zum Spielplatz zu wagen (Handy in der Tasche für den Fall das ich zusammenklappe, bin ja lernfähig).
Jedenfalls traf ich da die Mutter eines Kindergartenkumpels vom Kleinen Tiger. Kinder tobten und sie guckte ständig auf ihr Handy. Irgendwann klingelte das dann auch. War ihr Boss. Am Sonntagnachmittag?
Sie arbeitet jetzt ja wieder und das ist ja so toll. Mein Traum wäre es nicht, in der Speditionsbranche tätig zu sein (mir reichen die knapp 3 Jahre während des Studiums), aber Menschen sind ja bekanntlich verschieden.
Sie ist jetzt in der Projektgruppe und darf da auch sehr viel Verantwortung übernehmen. Und ihr Chef vertraut ihr so weit, daß er ihr doch sogar ein Handy mitgibt, damit sie auch zu Hause erreichbar ist! Toll, oder?
Ich weiß ja nicht... will ich ständig für meinen Chef erreichbar sein?
Nochmal damals
2. Oktober 1990:
Ich war in der 10. Klasse und die 10. Klassen waren zwangsrekrutiert worden, die Schule für die Einheitsfeier am 3. Oktober zu schmücken.
Ich war damals an einer Schule, an der es die Tradition der Mittwochsprügelei gab- da kamen nämlich "die Linken" und droschen sich mit "unseren" Jungnazis.
Diese Jungnazis umfassten Leute, die ein bisschen später nicht nur von der Schule flogen weil sie ihre Klappmesser nicht bei sich behalten konnten, sondern ihre nun frei gewordene Zeit für
FAP-Aktivitäten nutzten.
Da stand ich also und blies Luftballons mit klappmessertragenden FAPlern auf, die "meine Ehre heisst Treue" auf dem Ärmel trugen... kann sich jemand meine Begeisterung für die Veranstaltung vorstellen? Okay, waren nicht alle Mitschüler Nazis, denn beim Luftballonaufblasen sagten ein paar, dass ihnen Nazis Angst machten und das sie befürchteten, dass im vereinigten Deutschland solche Leute Aufwind bekommen würden.
Eine Lehrerin (ich meine mich zu erinnern, dass sie Kunst unterrichtete) hielt dadraufhin eine tränenbewegte Ansprache. Das würden sie und die anderen Erwachsenen niemals zulassen. Deutschland würde ein Land werden, in dem alle Menschen friedlich zusammenleben, die Friedliche Revolution in der DDR habe doch gezeigt, dass man mit Gewalt nichts erreicht. Sie und alle anderen Erwachsenen würden sicherstellen, dass Nazis niemals mehr einem Menschen schaden können. Das verspricht sie uns.
Die anstehende Einheitsfeier habe ich übrigens zugunsten eines ausführlichen Vollbades geschwänzt. Man konnte zwar während der Schulzeit zu allerlei Unsinn gezwungen werden, nicht aber zur Teilnahme an der Feier selbst. Was unser Rektor schade fand.
Ich denke dieser Tage viel an diese Ansprache und würde mich gern mit Frau Hastenichgesehn drüber unterhalten, was sie uns damals versprochen hat.
cassandra_mmviii am 25. August 12
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Zur Erinnerung
20 Jahre
Rostock-Lichtenhagen
eins der Ereignisse, die mich wahrscheinlich am stärksten geprägt haben.
Einen Menschen auf dieser
Liste kannte ich persönlich.
Der Soundtrack dazu
Gewalt von Slime.