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Kategorien : Politischer Alltag
Das Wort zum Mittwoch
"Die Abscheu gegen Gewalt ist verständlich. Gewalt, auch militärische Gewalt, wird immer auch ein Übel bleiben. Aber sie kann - solange wir in der Welt leben, in der wir leben - notwendig und sinnvoll sein, um ihrerseits Gewalt zu überwinden. Allerdings müssen wir militärische Einsätze begründen. Wir müssen diskutieren: darüber, ob sie die gewünschten Ziele erreichen oder schlimmstenfalls neue Gewalt erschaffen, und auch darüber, ob wir im Einzelfall die Mittel haben, die für ein sinnvolles Eingreifen nötig sind. All diese Fragen gehören - mit den handelnden Personen - in die Mitte unserer Gesellschaft.
[...]
Freiheit ist ohne Verantwortung nicht zu haben. Für Sie, liebe Soldatinnen und Soldaten, ist diese Haltung selbstverständlich. Ist sie es auch in unserer Gesellschaft? Freiheit und Wohlergehen sehen viele als Bringschuld von Staat und Demokratie. Manche verwechseln Freiheit mit Gedankenlosigkeit, Gleichgültigkeit und Hedonismus. Andere sind sehr gut darin, ihre Rechte wahrzunehmen oder gegebenenfalls auch vehement einzufordern. Und vergessen dabei allzu gern, dass eine funktionierende Demokratie auch Einsatz erfordert, Aufmerksamkeit, Mut, und manchmal auch das Äußerste, was ein Mensch geben kann: das Leben, das eigene Leben."
Bundespräsident_Gauck
Gewalt ist nie schön, aber manchmal nötig. Zum Schutz des eigenen Lebens, der eigenen Person, von anderen.
Wer übt mehr Gewalt aus? Der, der (notfalls eben mit Gewalt) einen Aggressor stoppt oder der, der sagt "Gewalt ist nie eine Lösung" und wegsieht?
Verantwortung... Freiheit ohne Verantwortung ist die Raubtiergesellschaft.
Verantwortung übernehmen, auch wenn es unbequem wird oder gar mit persönlichen Nachteilen verbunden...
Vor Ewigkeiten löste ich einen Shitstorm aus mit der (eigentlich völlig banalen Feststellung), dass auch der HartzIV-Empfänger in Deutschland immer noch auf der globalen Sonnenseite steht. Das es nicht drum gehen kann, niemals Kaffee zu trinken, aber das es angesichts der Arbeitsbedingungen auf Kaffee-Plantagen auch für den deutschen HartzIV-ler zumutbar ist, die 2 Euro mehr für das Päckchen Fair-Trade-Kaffee auszugeben und dafür eventuell etwas weniger Kaffee zu trinken.
Wie konnte ich nur? Ich mit meiner Mittelstandshausfrauenmoral... keine Ahnung von Armut... und als nächstes will ich gaaanz bestimmt den HartzIV-Satz auf 130 Euro kürzen weil man ja mehr zum Leben nicht braucht.
Faszinierend was man aus dem einfachen Satz "Deutsche Sozialhilfeempfänger sind nicht das global ärmste, was ich mir vorstellen kann" ableiten kann. Aber egal.
Handlungen haben Kosequenzen. Während ich mir nicht einbilde, die Lösung aller Probleme liegt im Öko&Fair-Trade-Kaffee... niemand wird via Kaffeekauf die globale Armut in den Griff bekommen. Aber vielleicht können wir die Welt ja ein bisschen menschlicher, brüderlicher, solidarischer oder auch nur erträglicher machen für die, die echt verloren haben im "wo werde ich geboren"-Lotto.
Einkaufs-Erlebnis
heute morgen in einen hier nicht näher genannten Lebsnmittel-Discounter.
Beim gemüseregal fragt mich eine ältere Frau, ob ich wisse wie viel die Zwiebeln kosten. Kurzes Suchen, Preisschild gefunden, gesagt, an der Kasse schon wieder dreiviertelvergessen.
Die Frau trug eine längeren Rock und ein Kopftuch wie ich es nur von Bildern von Mennonitinnen und anderen Frauen aus dieser Richtung kenne.
An der Kasse stand sie 2 Kunden vor mir.
Immer noch so blogwürdig wie ein Regenschauer in London...
hinter mir fing ein Paar, grob das gleiche Alter, das Lästern an. ER hatte schon die ganze Zeit seine FRohnatur unter Beweis gestellt, aber nun fing sie auch mit an.
Wie die nicht aussieht...
unmöglich...
dieses Kopftuch....
wenn er das schon sähe... runterreissen könnte er es. Und der Tonfall jagte mir irgendwie Schauder den Rücken runter.
Mein pädagogischer Ehrgeiz erstreckt sich nicht auf jeden weisse-Tennissocken-und-braune-Sandalenträger, der mir über den Weg läuft, ABER: Mode-Ratschläge sollte diese Fraktion ja lieber nicht ablassen.
Ich also höflich nachgefragt, ob es ein Problem gäbe?
Ja, ob ich das nicht sähe? Wie die aussieht! Kommen nach Deutschland und ziehen sich so an! Sollen sich normal anziehen, wie alle anderen auch.
Ah, so wie Sie? Mit weissen Socken in Sandalen?
Was ich denn jetzt wolle? fragte die Frau an seiner Seite.
Er wieder: arbeiten tun die doch alle nicht. Und bekommen alles von Staat.
Ich: das wissen Sie woher?
Er: mit dem Kopftuch? Normal anziehen können sich solche Leute ja nicht. Gar kein verständnis hat er für so was. Runterreissen, das müsste man.
Gefolgt vom Rat, ich solle auch "mal lieber" arbeiten gehen, dann würde ich lernen, wie das ist.
Dann war ich dran mit bezahlen und verlies den Schauplatz, die Frau mit dem Kopftuch war auch schon draussen.
Memo von mir an mich selbst: Kopftuch für den Bedarfsfall einstecken.
Was soll so was? Einfach mal jemanden anders anders sein lassen können, nicht aggressiv werden wenn jemand anders aussieht/geht/sich kleidet/spricht... ist das denn so schwer?
Und warum erwecken Kopftücher dieses mass an Aggression?
Diskurse und Backwerk
Irgendwie ist alles Diskurs. Egal was man tut, man diskursiert. Entweder auf der einen oder der anderen Seite.
Ich stolperte gestern über einen Artikel, in dem Mitt Romneys 5. Kolonne gnadenlos demaskiert wurde:
die blaubeermuffinbackende Mormonenmama.
Die backen nämlich nicht nur Muffins, sondern bloggen das auch noch. Das lesen nicht nur andere Mormonenmamas, bei denen eh nix mehr zu retten ist, sondern empfindsame Seelen, die dadurch verdorben werden. Und so tragen muffinbackende Mormonenmamas zur Akzeptanz von konservativen Werten bei und sind plötzlich Teil des Diskurses.
Fiese Nummer.
Und nu`?
Will man den Damen das Backen verbieten? Der Muffin als krümelig-klebrige Speerspitze des Erzreaktionären muss verboten werden?
Spass beiseite: wer es schafft, sich durch einen Muffin bedroht zu fühlen, der am anderen Ende der Welt gebacken wird, hat doch einen an der Waffel.
Krippe mal wieder
Kinderbetreuung mal wieder
Das Kind auch abends um 10 in die KiTa bringen zu können ist natürlich eine Hilfe, wenn man nachts arbeiten muss. Aber muss man nachts denn arbeiten?
Das Krankenschwestern manchmal nachts arbeiten müssen, Ärzte, Feuerwehr und Polizei- logisch. Sieht jeder ein. Aber warum das, wie im Artikel angegeben, auch auf Verkäuferinnen und anderes Service-Personal ausgeweitet werden muss... die Frage stellt sich mir schon.
Um die 300 Tacken kostet das pro Monat. Welche Verkäuferin kann sich das eigentlich leisten? Das ist schon für die Krankenschwester ein ziemlicher Happen, bei dem irgendwann von ihrem gehalt nicht mehr viel übrogbleibt. Aber Moment, ich vergess' das immer: wir arbeiten ja nicht mehr wegen der Kohle, sondern weil wir alle so viel Spass da haben, es dringend für unsere Persönlichkeitskonstruktion (früher sagte man Selbstfindung) brauchen und weil wir die Protestantische Ethik gefrühstückt haben.
Vielleicht sollte man anfangen, ehrlich zu sein und so etwas nicht "familienfreundlich" nennen, sondern "arbeitgeberfreundlich", "wirtschaftsfreundlich"oder von mir aus auch "raubtierkapitalistenund heuschreckenmentalitätsfreundlich".
Welche familie möchte eigentlich so viel Zeit voneinander getrennt zubringen? Das das im Notfall passiert- klar. Und dann einzuspringen ist auch richtig und wichtig. Aber diesen Notfall auszuweiten und als Normalfall zu etablieren ist eine völlig andere Kiste.
"Inna Zone" gab es die Wochenkrippe, arbeitsplatznah, so das Mama Schichtdienst am Band schieben konnte zwecks Aufbau des Sozialismus. Wir führen das jetzt auch ein, haben aber nicht mal die Aufbau-Ausnahmesituations-Ausrede, sondern rudern nur gegen "die Krise" an, die Krise, die mittlerweile ein Dauerzustand geworden ist. Wann die letzten 20 Jahre war eigentlich nicht Krise?
Mal ein bisschen Sozialchauvinismus
Kumpel hat nach Studienabbruch einen Job gesucht und ist bei der privaten Jobvermittlung gelandet. Die fragten ihn, was er kann. Er hatte gedacht, erst mal irgendeine klasissche Maloche anzunehmen und sich währenddessen einen Plan B zu überlegen. Also Führerschein&Co eingetragen.
Nee, das wolten sie nicht wissen. Der Mann hatte studiert... und sie suchten jemanden für die Stellenvermittlung. Er kam also tatsächlich mit einen Job wieder raus. Wurde so mittelprächtig bezahlt, aber ging so.
Wir haben letztens telefoniert. Er ist dabei, sich nach eigenen Worten in seinen absoluten Alptraum zu verwandeln. Warum? Zuviel Realitätskontakt.
Nach drei Tagen telefoniert man hinterher weil sie nicht beim Job auftauchen.
Keinen Schulabschluss, keine Ausbildung, aber Gehaltsvorstellungen.
Vermittlungsformulare ohne Namen.
"Guten Morgen" ist eine unbekannte Kunst, Duschen geht ja gar nicht.
Bewerbungen, in denen statt Name, Anschrift etc nur die Handy-Nummer steht.
Kontaktaufnahme zum künftigen Arbeitgeber per sms.
Er hat keinen Bock mehr. Auf sich selbst und den Hals, den er auf dem Job dauernd bekommt.
das mit dem Nichtstun
ist so eine Art von running gag hier.
Nach der Geburt des Grossen Tigers fragten mich öfter Leute, was ich den den ganzen Tag tun würde.
Erstens war ich durch Kaiserschnitt und Blutverlust (grob die Hälfte war weg, trotz Bluttransfusion)körperlich so fertig, dass es für Heldentaten einfach die falsche Zeit war. Das wussten besagte Leute auch. Aber gegen die Frage "wie, du machst den ganzen Tag nichts? Da musst du doch verblöden" half das auch nicht.
Weitere hilfreiche Kommentare:
"ich hab auf den Mutterschutz verzichtet, bin ja Feministin" (ehemalige Arbeitskollegin)
"Ein halbes Jahr willst du zu Hause bleiben? Das ist viel zu viel"- konkret hatte ich eigentlich ein Jahr geplant...
"Also mir würde den ganzen Tag Windelnwechseln ja nicht reichen..."
"Also, hier hat es auch schon mal ordentlicher ausgesehen..."
"Kochen?! Ihr habt doch die Pizza-Bude gegenüber!"
Und so weiter.
Es gab hilfreiche Vorschläge, was ich denn tun könnte- zB als Postbotin arbeiten, ich müsse ja eh mit dem Kind "mal raus".
Den Mist hab ich mir jetzt 7 Jahre angehört. Und irgendwann fing ich an, drüber zu lachen. Ja, den ganzen Tag nichtstun, immer den Bauchnabel in die Sonne halten... das erschöpft :-)
Der Teufel liegt im Detail, ist ein Eichhörnchen und trägt Prada
CDU und FDP wollen gewalttätige Salafisten ausweisen.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/salafisten-cdu-und-fdp-fordern-ausweisung-von-radikalen-islamisten-a-832149.html
Die Überlegung geht davon aus, dass da Ausländer gewalttätig geworden sind. Das scheint aber nur eingeschränkt der Fall zu sein, rekrutieren sich die salafistischen Splittergruppen doch wie es scheint stark aus Konvertiten, die die deutsche Staatsbürgerschaft haben.
Das grundsätzliche Pro und Contra bei Ausweisungen mal aussen vor: kann man deutsche Staatsbürger des Landes verweisen?
Da ist es wieder, der wuschelige prada-tragende Detailnager
Paragraph 166 Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen
(1) Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
(2) Ebenso wird bestraft, wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) eine im Inland bestehende Kirche oder andere Religionsgesellschaft oder Weltanschauungsvereinigung, ihre Einrichtungen oder Gebräuche in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören.
Wenn die selbsterklärten Abendlandverteidiger von Pro-NRW ungedingt gegen Islam, Islamisierung undsoweiter demonstrieren wollen... bitte, ist ihr Grundrecht.
Wer bei einer Demo in Sichtweite einer Moschee diese unsäglichen Mohammed-Karikaturen zeigen muss, der will provozieren. Das wiederum ist geeignet, den öffentlichen Frieden zu stören, wie man hier
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,830761,00.html
lesen kann.
Damit möchte ich jetzt nicht "Achmed Djihad knüppelt mit der Fahnenstange auf Team Grün-Weiss ein" schönreden, aber warum wird den ach-so-verfassungswertverliebten NRWlern nicht klar gesagt, dass die freie Wahl der eigenen Religion einer der Werte ist, die sie ja unbedingt schützen wollen? Und dass die gezielte Beleidigung einer Religion in der BRD schlicht und einfach strafbar ist?
Auf der anderen Seite muss Team Turban-und-Bart dringend lernen, dass man solche Probleme mit dem Anwalt und nicht via Fahnenstangenknüppelei löst, aber ganz allgemein gesagt schützen die Gesetze der BRD sogar und auch gerade sie. Und das ist auch gut so!
St Patricks Day
Wir riefen gestern auf der Grünen Insel an, einem Freund, der sich aus beruflichen Gründen in Dublin aufhält, zum Namenstag gratulieren.
Er war dermassen genervt, dass seine Abendplanung vorsah, sich eine orangen Pullover überzuziehen, sich vor das Postamt zu stellen und unflätige Dinge über de Valera zu behaupten.
Muss nachher mal nachfragen wie es ihm geht :-)
Sicherheitsbedenken?
Die FIFA erlaubt Fussballerinnen das Kopftuchtragen
http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,819108,00.html
Warum sollte das verboten sein? Das ein Fingerring die Sicherheit der Torthüterin beeintrachtigt- klar. Aber die Anzahl an Spielerinnen, die sich mit dem eigenen Kopftuch stranguliert haben, dürfte doch relativ übersiichtlich sein.
In Burkha etc zu spielen (was bisher meines Wissens nie jemand probiert hat und auch gar nicht zur Debatte stand) ist wahrscheinlich behindernd, aber wenn die Spielerin/das Team diesen Nachteil in Kauf nehmen will- bitte, verliert doch.
Aber ein Kopftuch spielt da doch in einer anderen Liga.
Warum entscheiden alte Männer eigentlich, wie Frauen auszusehen haben? Das finde ich viel interessanter als den Quadratmeter Stoff, der die Welt anscheinend zum Beben bringen kann.