Alea iacta est
heißt übrigens nicht "Die Würfel sind gefallen" weil:
a) alea singular ist, ebenso est.
b) iactare werfen und nicht fallen heißt

Der Würfel ist jedenfalls geworfen. Mal gucken, wie er fällt.




admiral am 19.Okt 13  |  Permalink
Du versaust hier bei den meisten ihre wertvolle humaninstische Asterix-Bildung!
Bei mir aber nicht. Ich wußte das tief in mir drin.

cassandra_mmviii am 19.Okt 13  |  Permalink
meine Latein-Lehrerin wurde nicht müde, die landessprachliche Messe zu betrauern, zu tridentinischen Zeiten hätten alle Katholiken Grundkenntniss ein Latein gehabt.

Oh tempora, oh mores!

cut am 19.Okt 13  |  Permalink
Und wieder was gelernt. Locker im vorbeigehen am Teetisch.

Ein Frage habe ich aber noch, Frau Lehrerin. Was würde denn "die Würfel sind gefallen" auf Latein heißen? Das dürfte ja wohl in aller Regel gemeint sein.

mark793 am 19.Okt 13  |  Permalink
Dem Lateiner an sich
wäre die Vorstellung, dass Würfel einfach so fallen, zutiefst fremd gewesen. Irgend jemand muss sie (oder den einzelnen Würfel) ja wohl geworfen haben, insofern zeigt sich Latein wieder einmal als die logischere Sprache.

cassandra_mmviii am 19.Okt 13  |  Permalink
Ich liebe Latein. Diese Sprache ist weitgehend logisch, amn kann sie lernen ohne daß so was wie "was sagt denn dein Sprachgefühl?" (was sich, trotz Mädchensein, bei mir nie so recht einstellen wollte) auch nur angesprochen wird.

mark793 am 20.Okt 13  |  Permalink
Mir ist Latein in der Schule sehr leicht gefallen - was auch einem sehr guten Lehrer in den ersten beiden Jahren gedankt sein mag. Mit diesem Rüstzeug habe ich auch die nächsten drei Jahre bei einem absoluten A****loch ganz gut überlebt, ohne abzukacken. Ich habe auch Nachhilfe gegeben in Latein, aber als die Übersetzung-Marathons ("de bello gallico" etc.) mehr und mehr durch schwülstige Lyrik in kontra-intuitiven Hexametern und subjektive Gedichtinterpretation verdrängt wurden, habe ich den Spaß daran verloren, und das große Latinum habe ich auch nie vermisst.

Mal gucken, ob ich mir das wieder draufschaffen muss, wenn Töchterlein damit konfrontiert wird.

cassandra_mmviii am 20.Okt 13  |  Permalink
Latein ging an Schule 1 nur als AG, ohne genug Wochenstunden, um das Latinum abzulegen.
An Schule 2 war das genauso, außer daß sie auch noch ein völlig anders strukturiertes Lehrbuch benutzten und mir dauernd Vokabeln fehlten.
Das war alles ziemlich nervig, also versuchte ich es an Schule 3 nicht mal mehr, außerdem lag auf dem Lateinslot noch irgendwas interessanteres.

Dann aber an der Uni. Kleines Latinum in einem Semester, wir bekamen den "bello civile" statt "bello gallo" weil die Dozenten alle paar Semester Gallien nicht mehr sehen konnten.
Danach Mittelalterlateinkurs. Und weil es so schön war noch der Kurs zum Mittleren Latinum.

Ich mag Latein. Tigergatte mag Latein. Großer Tiger und Latein könnten auch sehr gute Freunde werden, wir müssen mal gucken, daß er hier in Bildungsverwirrtistan eine Schule findet, auf der lingua nostra zumindest eine Möglichkeit ist.

mark793 am 20.Okt 13  |  Permalink
Hier wird das auf der Angebotsseite nicht ganz so schwierig sein, trotzdem muss man gucken, was sinnvoll ist und was nicht. Da die Kleine mit Englisch schon sehr weit ist, bietet sich im Gymnasium der bilinguale Zweig an, und ob dann irgendwann die Priorität auf Spanisch oder Latein liegt, wer weiß das heute schon zu sagen. Ich hatte zwar Latein als zweite Fremdsprache vor Französisch, bin aber nicht der Meinung, dass es zum Erlernen romanischer Sprachen zwingend notwendig ist, vorher Latein gehabt zu haben.

cassandra_mmviii am 20.Okt 13  |  Permalink
Ich war zur 7. Klasse entschlossen, Latein zu wählen, aber auf der Bildungseinrichtung, die zuständig weil die einzige im Verwaltungsunterbezirk, gab es das nicht, Sprachwahl entfiel ganz. "Franz", PunktundEnde.
Also lernte ich Französisch und weil ich schon mal dabei war auch bis zur 13. Klasse. Es klappte auch ohne vorher Latein gelernt zu haben, das lief seit der 9. Klasse zwar als AG, aber so richtig in Caesars Nähe kamen wir da nie.

Die Uni Göttingen wollte für jeden geisteswissenschaftlichen Studiengang und für fast alle gesellschaftswissenschaftlichen Studiengänge (inklusive Sport, was aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen bei den Sozialwissenschaften geladnet war) das Kleine Latinum sehen. Das ersetzte den NC in einer Reihe von Fächern. Also dann der Crash-Kurs, wobei die Latein-AG dann schon sinnvoll gewesen ist, ich hatte immerhin grobe Ahnung, wieso man diese Nominativ-Genitiv-Dativ-Akkusativ-Ablativ-Nummer von Anfang an ernst nehmen sollte, was mehr war als viele andere.

Es ist mir zwischenzeitlich gelungen, eine städtische Oberschule mit Latein zu finden. Plan A ist zwar die katholische Bildungseinrichtung, aber wenn der scheitert, weil die Privatschulen alle überlaufen sind, dann nach Möglichkeit da. Nicht nur wegen Latein, sondern weil das Schulprofil insgesamt passend klingt und sie auch noch ohne allmorgendliche Safaris durchs Wilde Bremen erreichbar ist.

cassandra_mmviii am 22.Okt 13  |  Permalink
Die Würfel sind gefallen: aleae (Nominativ Plural) iactae (richtet sich nach dem Subjekt des Satzes, also den Plural-Würfeln) sunt.

Ganz einfach, ist wie ein Ikea-Regal zusammenbauen: man findet das Prädikat, dann sucht man das passende Subjekt und puzzelt sich dann seine Objekte, Adjective (von Latein (adiaectare, dazu-, dahin, dabeiwerfen) usw dazu.
Da im Lateinischen etwas herrscht, was KNG-Konguenz heißt, kann man da wenig falsch machen.


Der Dozent des Fortgeschrittenenkurses verteilte übrigens Milka-Schoki für den kreativen Wörterbucheinsatz, also wenn man durch einen Minimalfehler beim Nachschlagen ganz neue Bedeutungen fand:
wenn aus den Galliern, die aus den Gräben heraus angreifen, auf einmal angreifende gallische Kampfkaninchen wurden
Getreide die Pest bekam
jemand "zum Zwecke der Einschüchterung ("terrendi causa") befiehlt, auf dem Fuß des Hügels Wurzeln auszugraben
die überflüssigen Jungfrauen zum Heer formiert werden, während die Greise auf den Mauern zusammen mit den Kindern die Hände der Ehefrauen herabwerfen und die Jugendlichen in dem Tempeln sich gegen die Statuen der unsterblichen Götter warfen (Kommentar des Tutors: "Ich beginne zu begreifen, warum Caesar den Bürgerkrieg nicht verlieren konnte... was bitte ist eine überflüssige Jungfrau? Jeder bekommt 3 und der Rest ist fürs Schlachtfeld?")

Man kann mit Latein jede Menge Spaß haben. Echt.

loco-just-loco am 26.Okt 13  |  Permalink
Die Theorie, Lateinkenntnisse erleichterten das Erlernen der romanischen Sprachen, ist überholt, aber sowas von. (Und ich führe jetzt mal nicht die Millionen Kinder an, die das jedes Jahr tun, nicht mal meine eigenen.) Im Gegenteil ist es sogar störend, denn die modernen Sprachen, ob nun Spanisch, Portugiesisch, Französisch oder Italienisch (um nur die schulisch relevanten zu nennen) haben nun mal ihre eigene Geschichte hinter sich und unterscheiden sich untereinander wesentlich deutlicher als die meisten slawischen Sprachen. Und natürlich entsprechend auch vom Latein.
Natürlich kann man bei gutem Willen im Passé Simple das lateinische Perfekt noch vage wiedererkennen. Nur: das Passé Simple gehört zur Vergangenheit, das benützt heute niemand mehr. Und die Perfektbildung mit Hilfsverb und Partizip kennt wiederum das Lateinische nicht - außer in so wunderbaren Werken wie Voragines Legenda Aurea, die aber jedem Lateinlehrer Rollnägel an Händen und Füßen einbringt...
Die Herausforderung beim Sprachenlernen ist außerdem - anders als beim Lateinischen - eben nicht das Übersetzen, sondern das Nicht-Übersetzen: denke und verstehe in der Fremdsprache, ohne deine Muttersprache als Krücke zu mißbrauchen.

Ich habe meine Lateinstunden geliebt. Und auch meine Augustinus-Lektüre im Originaltext, lang ists her. Aber ich bin froh und dankbar, daß mein Vater vom Fach war und deshalb dafür sorgte, daß ich erst mal lebendige Sprachen lernte, solang das Sprachzentrum noch jung und frisch war, und Latein erst am Ende. Denn selbst im Kirchenstaat wird ja heute kaum noch Latein gesprochen - und da kann man so schlecht arbeiten, wenn man verheiratet ist... ;)

zwetschgenkrampus am 20.Okt 13  |  Permalink
Würfeliges
Dann gibt es noch ein paar Cäsar-Biographen (der verstorbene Joachim Fernau war zwar keiner, aber in "Cäsar läßt grüßen", kommt der Julier immerhin im Titel vor), die bei Ober-Altphilologen abgeschrieben haben und ganz genau wissen:
- Der Würfel der alten Römer war keiner (sie spielten mit den Gelenksknochen von Nutztieren, die sind nicht kubisch);
- das Zitat ist nicht von Cäsar, sondern der hat auch nur zitiert;
- das Original (von wem auch immer) war griechisch;
- und richtig müßte es angeblich heißen "alea iacta esto" (nach der gängien, aber falschen Übelsetzung "Der Würfel möge fallen")
Ich (kein Altphilologe) weise nur darauf hin, daß "iacta" nicht von "iactare" kommen kann (PPP wäre "iactatus"), sondern von "iacio, iacere" - heißt aber genauso "werfen, schleudern" usw. Also, lasset uns schmeißen die Würfel (oder "die Knöchel", wie es so schön in der Ballade heißt)