Hausaufgaben
Ich mag Hausaufgaben etwa so sehr wie Zahnarztbesuche. Meine Abneigung gegen Hausaufgaben ging so weit, daß ich in Klasse 11 das Hausaufgabenmachen weitgehend eingestellt hatte. Mein Englischlehrer wollte am Ende nie wieder den Satz "I did'nt do my homework for today" von mir höre, ich solle ihm einfach Bescheid sagen, falls ich sie mal ausnahmsweise haben sollte. Es gab ein Fach, in dem ich sie allerdings immer erledigte: Mathe. Nicht weil ich Mathe so superklasse fand, sondern weil ich wußte, daß ich ohne baden gehen würde.
Meine Abneigung ist allerdings nur ein schwacher Schimmer wenn man das Verhältnis des Großen Tigers zu Hausaufgaben anguckt. Er findet sie langweilig, nervig, zeitraubend und einfach nur Kinderschikane und ihn dazu zu bewegen, sie mal eben kurz zu erledigen, nervt mich weil das "eben mal kurz" massiv unter "keinen Bock" leidet.
Trotzdem fehlte mir die Begeisterung als
logo! gestern den Vorschlag, die Hausaufgaben abzuschaffen, berichtete.
Wenn man bei den Erwachsenennachrichten ein bißchen gräbt, findet man raus daß
- dieser Vorschlag nicht brandneu ist
- damit die flächendeckende Einführung der verpflichtenden Ganztagsschule verknüpft ist, und die mag ich bekanntlich nicht.
Schreiben muß man üben. Da gibt es wenig zu begreifen, denn die Form des "g" läßt sich kaum herleiten oder erklären. das ist eien Frage der Feinmotorik, die geübt werden muß. Einige Kinder können das schneller, andere brauchen mehr Übung und das ist auch völlig in Ordnung. Ob dabei immer der Lehrer dabei sein muß? Ich denke eher nicht.
Das Argument "viele Eltern können gar nicht helfen"- das mag später anders sein, aber in der Grundschule sollte erst mal jedes Elternpaar im Stande sein zu helfen.
Auch Vokabeln muß man erstmal "nur" auswendig lernen. Begreifen, wie man aus dem englischen "beam" und der deutsche "Baum" herleiten kann, braucht in der Schule keiner.
Wie wäre es denn, wenn alle Schulen für alle Schüler eine offene Hausaufgabenambulanz anböten?
Dann kann jeder, der Schwierigkeiten hat, sich helfen lassen. Schülern, bei denen man sieht, daß es nicht klappt, kann man ja nahelegen, doch zu kommen. Muß ja auch nicht jeden Tag sein.
Vielleicht braucht ein Schüler ja auch mal eine Pause und direkt nach der Schule oder als Teil der Schule paßt nicht zu jedem.
Beim Großen Tiger klappt es besser seit wir die Hausaufgabenzeit um 18 Uhr haben statt direkt nach der Schule. Dann lockt auch das abendliche Fernsehprogramm, das wartet nicht, also zieht sich das ganze mal nicht hin wie ein wochenalter Kaugummui.
Aber wer das alleine schafft, darf auch nach Hause oder zum Sport oder zur Musikstunde oder zum Kommunionsunterricht und so weiter. Denn alle diese Angebote leiden unter der Ganztagsschule.
Denn alle diese Angebote leiden unter der Ganztagsschule.
Ist dem so? Ich sehe nicht, warum sich das ausschließen müsste. Etliche Kinder, die hier in der Ganztagsbetreuung sind, machen auch andere Sachen von Kinderchor über Hockey bis hin zu Orchesterproben und was-weiß-ich. Letztens waren vor der Aufführung des Kindermusicals vom Evangelenchor die Proben so lang, dass es nicht mehr lohnte, die Kleine Freitag spät nachmittag noch zum Schachclub zu kariolen, da gabs fast Tränen deswegen. So viel zum Thema überforderte Kinder.
Mit der Hausaufgabenbetreuung in der Schule sind wir nach anfänglichen kleinen Reibungsverlusten sehr zufrieden. Das Zeug ist erledigt (in aller Regel auch zur Zufriedenheit des Lehrpersonals), und wir haben zuhause i.d.R. keinen Hassel damit. Das kann (und wird) sich auf der weiterführenden Schule womöglich ändern, aber bis dahin...
Die Sportvereine beschweren sich, daß ihnen nicht nur die Kinder wegbleiben, sondern die Hallen auch belegt sind von den Sport-AGs der Schule.
Die Ganztagsnummer geht bis 16 Uhr, im Spätdienst sogar bis 17 Uhr). Wenn man dann noch zur Sporthalle hin muß, kollidiert da einiges.
In der Schwangerschaft war ich mehr als bereit, die Hausaufgaben-Dramolette woanders aufzuführen. Das kollidierte aber mit dem Kommunionsunterricht und dem Sport.
Zur Einführung gab es die Möglichkeit, bis 15:30 anzuwählen und nur einzelne Tage ganztags mitzumachen. Das geht aber nicht mehr.
Die Schule hat die Erfahrung gemacht, daß Kinder, die in der Schule gut mithalten und bei denen es keinen Hausaufgabenärger gibt, selten zum Ganztag angemeldet werden.
Ich finde die Idee, daß Schulen das anbieten, hochgradigst sinnvoll. Nur möchte ich keine Zwangsveranstaltung draus machen.
Die Schule hat die Erfahrung gemacht, daß Kinder, die in der Schule gut mithalten und bei denen es keinen Hausaufgabenärger gibt, selten zum Ganztag angemeldet werden.
So eindeutig korreliert das hier nicht, etliche der Top-Performer sind in der Ganztagsbetreuung und nehmen dessenungeachtet auch noch an anderen Aktivitäten teil. Tendenziell hat man von ein paar Ausnahmen abgesehen eher den Eindruck, als würden die Problemkinder zuhause weggebunkert. Und das sind auch nicht die, die außerschulisch Bratsche lernen oder Ballett tanzen.
Praktischerweise kommt die Geigenlehrerin der städtischen Musikschule, bei der unsere Lütte lernt, in die Schule, so dass dafür wenigstens kein nennenswerter Logistikaufwand vonnöten ist. Aber grundsätzlich ist früher abholen hier kein Problem. Die beste Freundin meiner Kleinen hat privat Klavierunterricht und wird Montags früher abgeholt, während ihre Zwillingsschwester bis 16 Uhr bleibt. Das geht hier alles. Wenn Töchterlein sagt, heute will ich früher nach Hause, weil das und das, dann kann ich da anrufen und Bescheid geben, dass sie heute früher nach Hause darf. Da muss ich nicht mal sagen, warum, das ist dann halt so.
Diese Flexibilität lässt sich der Betreuungsverein auch was kosten, die monatlichen Beiträge für die Ganztagsbetreuung sind nicht ohne. Und das hat auf die Soziodemographie der Anwesenden natürlich schon einen selektiven Einfluss.
Wir sind in Bremen, da sind wir alle gleich und deswegen müssen auch alle gleich lang bleiben. Dafür würden wir nur das Essensgeld bezahlen.
An den AG-Tagen wäre es sogar extrem praktisch wenn Großer Tiger dableiben würde weil er im Prinzip nur unterwegs ist, aber das klappt nicht und das Nachmittagsprogramm ist zu sehr gemocht, um es gegen den ganzen Tag in der Schule einzutauschen.
Als zwischen der Elternfraktion und dem Lehrerinnenbrigade Absprachen liefen, er könne doch Ganztagskind werden (das war als seine doppelte Hausaufgabenheftführung aufgeflogen war und wir die sich abzeichnende Karriere als Steuerflüchtlingsberater verhindern wollten), verwehrte er sich entschieden gegen das Ansinnen. Nö, will er nicht, dann kann er nicht mehr zum Judo und zum Kommunionsunterricht.
Ich hätte es eigentlich wissen müssen, dass Bremen Mittel und Wege findet, eine an sich sinnvolle Sache mit detaillierten Reglementierungen zu ruinieren.
DiB- Das ist Bremen. Bei uns mittlerweile so was wie eine Standardantwort wenn etwas an sich gutes solange verwaltet wird bis man es auf keinen Fall mehr will und solange gerecht gemacht wird bis alle unglücklich sind. Nennt sich "Bremer Gleichheit" und dadran verzweifeln gelegentlich sogar gebürtige Bremer.
Als freiwilliges Angebot bin ich dafür- jemanden zu haben, der dieses blöde Rechnen mit x Unbekannten, das man dann auch noch malen soll, nochmal kurz klarer macht- gute Idee bei Bedarf danach.
Nur wird es niemals das Schreibenüben ersetzen oder das Vokabellernen und da bin ich einfach nicht dafür zu haben, es zwangsweise unter Lehrerbegutachtung tun zu müssen.
Angebot- prima Idee. Dann kann man ja mal sehen, ob es hilft. Und wenn keiner hin will kann man es immer noch verpflichtend machen (das wäre dann wieder "DiB")
Dabei ist Bremen doch gestern so im heute-journal gelobt worden, wegen dem Betreuungsschlüssel in Kitas.
Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen, kenne ich Doch Deine Berichte hier.......
Betreuungsschüssel... Betreuungsschlüssel... im KiGa haben sie regelmäßig Fachpersonal (!!) von Zeitarbeitsfirmen. Die bleiben halt solange (manchmal ein paar Monate) bis man jemanden gefunden hat.
Ansonsten ist er das, was ich auch aus Niedersachsen als Standard kenne: 2 pro Gruppe, dh 25 Kinder, es sei denn, es ist ein Kind mit besonderem Förderbedarf in der Gruppe.
Gute Idee ist auch die "verläßliche Grundschule".
ich stand als Grundschülerin öfters schon um 10 wieder auf der heimischen Fußmatte weil der Unterricht ausfiel, und zwar ohne Vorankündigung. damit so was nicht mehr passiert, hatten in Göttingen eine Reihe von Grundschulen die "verläßliche Grundschule" eingeführt- man konnte sich als Eltern entscheiden, ob das Kind auf jeden Fall bis zum vorgesehenen Unterrichtsschluß dableiben sollte oder nach einem Telefonanruf nach hause geschickt werden sollte. Nach hause konnte es auf jeden Fall nur wenn jemand ans telefon ging, also auch die Tür öffnen konnte. Sinn der Sache war, daß die Kinder nicht vor verschlossener Tür standen. Eine, wie ich finde, sehr gute Idee.
ich ging naiverweise davon aus, daß "verläßliche Grundschule" genau das bedeutet.
In HB bedeutet es, daß das Kind auf jeden Fall bis um 13 Uhr in der Schule zu bleiben hat, auch wenn es die letzte Stunde nur "Betreuung" auf dem Plan stehen hat.
Ich löste ernsthafte Verwunderung aus mit meinem Versuch, ihn aus der Betreuung abzumelden, die ist nämlich verpflichtend.
Noch mehr Verwunderung löste ich mit der Frage, was die Kinder denn in der Zeit tun, aus.
Sie werden halt betreut.
Das sehe ich dann.
Das hat noch nie einer gefragt, wieso will ich das wissen?
Da muß ich mich nicht drum kümmern.
Was ich denn sah, war nicht so überzeugend: eine Betreuerin (Fachqualifikation Geheimhaltungssache) lief in Jogginghose hinter den Kindern her und keuchte "nicht so schnell" als sie 5 Minuten nach Unterrichtsschluß denn mal am Klassenraum ankam. Sie hatte den Schlüssel, also konnte der Tiger nicht mal seinen Ranzen rausholen, wir warteten also. Was doof war, immerhin mußte ich 5 Minuten nach Schulschluß den Kleinen Tiger aus dem Kindergarten holen.
Perlenarmbänder basteln fand auch nicht jedes Kind so supertoll, also rannten sie im Schulögebäude rum, machten einen Krawall, den man in jedem Klassenzimmer hörte. Da immer ein bis 2 Klassen "Betreuung" hatten, waren die "Arbeitsplätze" auf dem Flur weitgehend sinnfrei weil es zu laut war und dauenrd jemand vorbeitobte und auch gern mal Stühle flogen.
Das war die Zeit, die die Schläger der Klasse nutzen, sich zu kloppen oder sich Opfer zu suchen.
Bei dem Mist wunderte mich nicht, daß zwischendrin die Toiletten kaputt waren weil jemand sie mit Klopapier verstopft hatte.
Dezente Fragen nach der Aufsichtspflicht verpufften- wie ich mir denn das vorstelle? Sollen sie etwa jedes Kind an die Hand nehmen?
Wie gesagt- ich wollte den Tiger von dem Spaß abmelden, in Ruhe zum KiGa fahren schien mir wichtiger.
Ging nicht wegen der verläßlichen Grundschule und die ist "für die Mütter, die arbeiten". Ich dankte für den Service, stellte dar, daß ich wegen des Mini-Tigers aber eh zu Hause wäre, ihn einfach nicht benötige, sie also mehr Zeit für die Kinder haben, die ihn brauchen, was doch auch toll sei und bitte mein Kind nach Unterrichtsschluß wiederhaben möchte.
Geht nicht, das ist verpflcihtend- weil es politisch gewollt ist, daß berufstätige Mütter gefördert werden und die brauchen die Verläßliche Grundschule. Gerne, wirklich, ich will ja auch die Verläßlichkeit nicht abschaffen, aber die Förderung trifft nicht auf uns zu. Macht nichts, wir bekommen sie trotzdem. Egal ob wir wollen oder nicht.
Die Betreuungszeit wurde übrigens nicht für die diversen Anti-Aggressions-Trainings genutzt, die fanden in der Unterrichtszeit statt...
wie gesagt, gute Idee in den Sand gesetzt.
Bremen scheint Frankreichs Außenstelle zu sein... *seufz*
zum Artikel hab ich noch eine Frage, denn von beam zu Baum kriege ich den Bogen nicht - Baum heißt meines Wissens auf englisch tree, und beam ist eher ein Lichtstrahl, oder nicht?
Der "beam" kommt noch bei Dachbalken, Schiffmittelplanken (ich glaub, so heißt das) vor.
Altenglisch ea hat 2 Enstehungsmöglichkeiten, eine davon wird im Deutschen dann zum au.
Dream-Traum
seam- Saum
Die Wörter "town" und "Zaun" sind übrigens auch verwandt. Sprachgeschichte ist nur eingeschränkt was für die Grundschule, man kann Wortstämme herleiten und dann erklären, er wann wo "abgebogen" ist, aber leichter zu begreifen wird der Spaß dadurch nicht.