Mittwoch, 10. Juli 2013
Reich oder nicht reich, das ist hier die Frage
http://www.youtube.com/watch?v=brpjnbx9_dQ

Zwischen 1:00 und 1:12 stellt der Abgeordnete klar, daß er mit 7600 Euro nicht reich sei.

Damit habt sich die Frage, ab wann man reich ist und Steuern erhöht werden können, zumindest eingeschränkt.



Manieren
Gestern in der Eisdiele:

weiter vor uns ein Mädchen, Großer Tiger kannte sie aus der Schule. Mama war in der Nähe, stand aber nicht in der Schlange und es war gerappelt voll.
"Eine Kugel Schokolade" sagt die Lütte.
Keine Reaktion der Eisverkäuferin.
"Ich will eine Kugel Schokoladeneis" versucht die Kleine es nochmal. Ton nicht quengelig, sondern nur eine Spur lauter, um den Hintergrundlärm zu übertönen.
Keine Reaktion bei der Verkäuferin.
"Ich will eine Kugel Schokoladeneis haben" die Kleine wird unsicher und guckt nach Mama. Die Verkäuferin ignoriert weiter.
Mama kommt ran, die Lütte probiert es nochmal.
Mama erkundigt sich bei ihrer Tochter, was los sei. Verkäuferin erwacht zum Leben.
"Das heißt "ich möchte"" blafft sie los. "und man sagt "Guten Tag" und "bitte"".
Mama guckt sie an. Ich muß ähnlich geguckt haben. Tochter versucht es nochmal "Ich will eine Kugel Schokoladeneis". Heldenhaftes kleines Mädchen, nicht aufgeben!
Wieder keine Reaktion auf der eisbesitzenden Seite des Tresens. Mutter wird biestig, die Schlangestehenden werden ungeduldig.
"Wir bekommen 2 Mal eine Kugel Schokoladeneis"- ruhig, freundlich, distanziert, aber mit einer gewissen Drohung in der Stimme.
Keine Reaktion.
"Entschuldigen Sie, aber warum verkaufen Sie uns das Eis nicht?"
"Weil "ich will" schlechtes Benehmen ist und ich mache das nicht mit!"
Kleine Pause.
"Freche Kinder kriegen von mir kein Eis!"
Mutter bleibt der Mund offen stehen, dann legt sie los: "Sie sollen es ihr ja auch nicht schenken, sondern nur verkaufen!"
"Nein, das mache ich grundsätzlich nicht!"
Mann hinter mir: "Jetzt verkaufen Sie ihr doch das Eis!"
"Nein, so nicht! Das heißt "Ich möchte", nicht "ich will"!"

Mittlerweile hat die Szene gut Publikum.

Es geht noch eine Weile hin und her. Es fallen Sätze wie "Wie heißt das Zauberwort?" und ich verkneife mir "FLOTT!" reinzurufen.

Am Ende verlassen Mutter und Tochter die Eisdiele. Eis gibt es auch woanders. Mit ihnen ein Teil der Eiskaufwilligen, darunter wir. Nicht mal Mini-Tiger protestiert.


Ich gebe es zu: ich lege einen gradezu schon altmodischen Wert auf ein Mindestmaß an Manieren. "Bitte", "Danke" & Co sind mir wichtig. Sollten die Tiger später mal eine Rüpelphase haben, sollten sie zumindest wissen, daß sie rüpeln.
Aber es muß erstens nicht jeder, der zufällig anwesend ist, sich gleich zum Erziehungsberechtigten befördern.
Zweitens ist "Ich will ein Eis" noch nicht per se unhöflich, da kommt es auf den Ton an und er war, soweit man das durch den Hintergrundlärm hörte, in Ordnung.
Drittens hatte die Mutter recht: es gibt einen Unterschied, ob ich ein Geschenk bekomme oder etwas kaufe.

Wir haben jetzt eine Eisdielen-Blacklist.