Die wollen doch nur spielen...
"Ich bezweifle aber auch, dass gegen die Haltung von Eltern irgendwelche Zwangsmaßnahmen durchgesetzt werden könnten."
Vielleicht sollte die
Dame erst mal Kinder bekommen und ein paar Praxiserfahrungen sammeln bevor sie sich eine Meinung bildet.
Zwangsmaßnahmen werden relativ oft durchgesetzt: Gewaltfreiheitstraning im Kindergarten, auch wenn die Eltern sagen "finde ich sinnfrei, unnötig und den falschen Ansatz". Ernährungsdiktatur, dadrüber schüttele ich oft genug den Blogkopf.
Das hat man auch in der Schule, und da kann man nicht mal sagen "dann schick dein Kind doch woanders hin/gar nicht hin"; Schule an sich ist nämlich eine Zwangsmaßnahme, und da stehen durchaus Dinge auf dem Lehrplan, die man so oder so sehen kann.
"Ich meinerseits verstehe nun wirklich nicht, was verkehrt daran ist, Geschlechterrollen zu hinterfragen."
Hinterfragen kann man immer alles, im Zweifelsfall auch die Schwerkraft. Wenn man zB hinterfragt hat, ob die Erde eine an den Polen leicht abgeflachte Kugel sei, muß man, trotz aller Gestaltkritik, sagen "ist". Oder man wird zum Hohlwelttheoretiker.
"Dass diese aber nicht hinterfragbar seien, wird oft einfach so in den Raum gestellt und dann untermauert mit Schein-Argumenten wie "Sie will aber mit der Puppe spielen, dann lasst sie doch!" oder "Schon Kleinstkinder krabbeln zu den geschlechtsspezifischen Gegenständen hin!" Solchen "Argumenten" traue ich nicht."
Ich mach' mir die Welt, widewide-wie sie mir gefä-ällt...
klar kann man immer Forschungsergebnisse bezweifeln und wenn sie einem zu lästig fallen, wird man einfach aggressiv und/oder negiert. Dann kann man da auch ein Grundsatzding draus machen:
"Das Feindbild der meisten Genderforscherinnen sind die Naturwissenschaften. Da ähneln sie den Kreationisten, die Darwin für einen Agenten des Satans und die Bibel für ein historisches Nachschlagewerk halten. "Naturwissenschaften reproduzieren herrschende Normen." – "Naturwissenschaften konstruieren Wissen, das den gesellschaftlichen Systemen zuarbeitet." – "Der Objektivitätsanspruch der Wissenschaft ist ein verdeckter männlicher Habitus." – "Naturwissenschaft und Medizin haben eine ähnliche Funktion, wie die Theologie sie einst hatte". Von solchen Sätzen wimmelt es in den Einführungen. Irgendwie scheint Genderforschung eine Antiwissenschaft zu sein, eine Wissenschaft, die nichts herausfinden, sondern mit aller Kraft etwas widerlegen will. Aber wenn Wissenschaft immer interessengeleitet ist, was vermutlich stimmt, dann gilt dies wohl auch für die Genderforschung."
schrieb letztens die
Zeit
"Das Geschlechter-Paradox besteht darin, dass sich in freien Gesellschaften mit ausgeprägten Frauenrechten nicht weniger, sondern mehr Frauen für angeblich typische Frauenberufe entscheiden, soziale oder kreative Berufe. Wenn Frauen die Wahl haben, tun sie eben nicht das Gleiche wie die Männer. Sie werden, ohne Druck, im Durchschnitt lieber Ärztin, Lehrerin oder Journalistin als Statikerin, Ingenieurin, Schachprofi oder Patentanwältin. Über Individuen sagen solche Statistiken natürlich nichts aus, es kann auch hervorragende, glückliche Notarinnen geben und Physik-Nobelpreisträgerinnen. Wer aber glaubt, dass wir alle dem gleichen Normgeschlecht angehören und deshalb überall in der Gesellschaft ein Verhältnis von 50 zu 50 herrschen muss, der kann dies, laut Susan Pinker, nur mit staatlichen Zwangsmaßnahmen erreichen. Weder Hannelore Faulstich-Wieland noch Uta Brandes kannten ihre Kollegin Susan Pinker."
Wenn am Ende von ganz viel Hinterfragen und ganz viel Möglichkeiten bieten und noch mehr Habenwollen Mädchen doch lieber Tierärztin werden wollen als Baggerfahrerin, dann muß ohne Frage noch mehr hinterfragt werden, solange, bis der Mensch endlich in die Ideologie reinpaßt.
" Im Gegenteil, ich betrachte Zweifel an althergebrachten Strukturen als Basis, um darauf aufbauend vielleicht zu ganz anderen Erkenntnissen zu kommen."
Wissenschaft ist evidenzbasiert. Und bisher sagen die Indizien eher, daß es doch so was wie geschlechtsspezifische Tendenzen geben könnte.
"Kindheiten vernichten - Du meine Güte! Natürlich ist das dauerhafte, dem Kindeswohl entgegenstehende Ausüben von Zwang, losgelöst von der ganzen Genderfrage, ohnehin nicht unbedingt ein adäquates Mittel der Erziehung.
Irgendwie erstaunt es mich immer, dass diejenigen, die die ach so bösen "Genderisten" so wild kritisieren, die Hinterfragung bestimmter Strukturen gleich mit Zwang gleichsetzen."
Der Zwang ist da, denn aus dem Gedankenspiel ist Politik geworden, und die wird umgesetzt.
"Und mich erstaunt, wie groß offenbar das Bedürfnis von Eltern ist, sich dauernd rückzuversichern, dass niemand das wahre, wirklich echte Geschlecht ihrer Sprösslinge durch "unnatürliche" Maßnahmen verwässert, verweichlicht, verwischt. Als würde ein Junge weniger Junge, wenn er mal Nagellack probiert, und ein Mädchen weniger Mädchen, wenn es auf Bäume klettert."
Ein häufiges Mißverständnis, verbreitet unter Leuten, die nicht viel Ahnung von Erziehungsrealität haben.
Eltern reden über ihre Kinder weil sie stolz wie Bolle auf sie sind, weil sie den Entwicklingsprozess begleiten und staunen über dieses Wunder wenn sich der winzige "Blops" entwickelt, die Welt entdeckt und seine Persönlichkeit immer weiter ausprägt.
Auf die Tigerprinzessin wartet übrigens ein Schwert- selbstverständlich in rosa, ich konnte nicht widerstehen. Mein eigenes Shinai steckt in einer Tasche mit Glitzer.
Man kann später auch Taschenrechner mit Glitzer kaufen.
Das finde ich toll. Ich gehöre nämlich zu der Generation, die niemals Mädchen sein durfte: wir trugen Polyestherrollis, braune Cordlatzhosen und den Einheitsprinzeisenherz70erjahre-Haarschnitt. Prinzessin? Werd doch lieber Raumfahrttechnikerin...
Aber irgendwo in einer kleinen Ecke vom Herz&Kopf sind wir doch Prinzessin geblieben und unsere Töchter dürfen das auch sein. Wir werden ihnen nicht das nehmen, was uns genommen wurde. Wir werden sie nicht im Namen eines völlig mißverstandenen Feminismus ab dem Kleinkindalter versuchen umzuerziehen. Hat bei uns übrigens auch nicht geklappt :-)
Entgegen aller Theorie "zwingen" übrigens nur ganz wenige Mütter ihre freiheitsliebenden Töchter in Tutus und zwimngen sie, unter Bäumen statt auf Bäumen zu sitzen. Die Mädchen sichen sich die Elfenflügel meist ganz alleine. Ja, aber nur weil die gesellschaftlichen Erwartungen so sind... das ist erstens nur angenommen und zweitens: schon mal was von Respekt gegenüber den Entscheidungen anderer gehört?
Wißt ihr was: bekommt doch selbst Kinder und erzieht sie völlig frei von allen Geschlechtsrollenzwängen, dann könnt ihr beweisen, daß das alles nur Humbug ist. Ich schick dann die Flasche Hochprozentiges wenn die Ergebnisse nicht wie gewünscht sind und die Mädels ein genau solcher Flop für die Emanzipation werden wie ich. ich bin nämlich dazu erzogen, auf keinen Fall Hausfrau zu werden...
Moment: will ich wirklich, daß solche Leute Kinder erziehen?
Heute übrigens lecker Mittagessen, habe schließlich ich gekocht :-)
A propos Nobelpreis: Als Marie Curie den bekam, gab's das Wort Genderforschung noch gar nicht, ja sogar der Feminismus war noch nicht geboren - damals kämpften in vielen Ländern Suffragetten oder so ähnliche ums Wahlrecht. Nicht in Deutschland, da durften Frauen seit 1919 wählen, aber beispielsweise in Frankreich erst seit 1945 und in einem Schweizer Kanton erst 1989 erstmals...
Und doch hat Marie Curie den Nobelpreis bekommen. Und Henri Dunant, noch ein bißchen eher, Kranke gepflegt, was doch ein typischer Frauenberuf ist...
Gestern sah ich im Fernsehen einen Hebammenschüler. Fand ich ziemlich daneben, ehrlich gesagt. Ich kann mir vorstellen, daß es für eine Frau schon unangenehm ist, von einer Frau inwendig abgetastet zu werden, aber von einem Mann?