So richtig genervt
So richtig genervt ist grad der Große Tiger. Und zwar von seinem eigentlich besten Kumpel. Das Verhältnis hat sich aufgrund der ... hmmm.... Eigenheit des Kumpels eh schon abgekühlt. Die Weigerung des besten Kumpels, mit auf Klassenfahrt zu fahren, gibt dem grad den letzten Schubs.
Kumpel liest nicht, sondern läßt sich vorlesen, was führt dazu, daß man mit Kumpel weder Mittelerde noch Winnetou spielen kann.
Kumpel fährt nachmittags nicht mit dem Rad durch die Gegend.
Kumpel fährt zwar mit dem Rad zur Schule, springt aber bei jedem Insekt runter und geht in Deckung weil es ihn ja stechen könnte.
Kumpel ißt keine Muffins.
Kumpel will nicht zum Judo.
Kumpel will nicht mit dem Zelt im Garten schlafen.
Das ist für uns Erwachsenen zwar alles nur Kleinkram, aber Großer Tiger nimmt es schwer.
Ich bin mir nicht so sicher, ob ich akzeptieren soll, daß sie auseinanderleben oder versuchen soll, zu vermitteln und wenn ja, wie lange das gutgehen mag.
Ich kann verstehen, daß ein Kumpel, der fast nichts tut von dem, was man selbst tut, auf die Dauer kein Kumpel ist.
Letztens kamen sie beide rein. Großer Tiger hatte Durst und Hunger. Tigermama hatte grad einen Satz Muffins fertig und Großer Tiger sprach "oh, Muffins", griff mit der einen Hand nach den Muffins, mit der anderen nach seinem Stuhl und fing an zu essen.
Mit vollem Mund: "willst du nicht auch welche?"
"Hmmm... nein, ich mag keine Muffins."
Das ist an sich nichts, was man erwähnen sollte unter Erwachsenen. Dann mag der Junge halt keine Muffins, was soll's. Aber ich verstehe schon, daß Großer Tiger es eigenartig findet, daß sein Kumpel nie irgendetwas mag.
Er macht auch in der Klasse nur selten etwas mit, auf Klassenfahrt will er absolut nicht fahren.
Kindheit kann ziemlich kompliziert sein. Und auch Elternsein heißt nicht, daß man alle Probleme lösen kann.
Ich glaub auch nicht, dass man da als Eltern was loesen kann... bester Kumpel hin oder her, wenn die Junx nichts miteinander anfangen koennen, ist es doch nur dauerfrustrierend. Entwerder aendert sich das nochmal, oder jemand anders wird bester Kumpel.
So war das jedenfalls in meiner Kindheit, da war nichts fuer ewig, was die Kumpelkonstellationen betraf :)
Zwingen kann man da nix.
ich hoffe, das ändert sich, auch weil es denke ich gut für den Kumpel wäre, wenn er vielleicht nicht mehr vor Angst vor der Fliege vom Fahrrad springt oder wenn er mal das Lesen anfinge.
Einzelkind von Eltern, die nicht mehr ganz jung waren und Mama ist eine ganz vorsichtige der Sorte "komm vom Klettergerüst, du fällst sonst runter".
Großer Tiger ist ein ganzes Stück vorsichtiger (um es mal nett auszudrücken) als seine Brüder, deren Motto so was wie "ich kann von höher runterspringen als du!" ist. Aber gegen den Kumpel wirkt er immer wie der Kerl aus Stahl.
Bisher habe ich immer versucht zu vermitteln, daß man Freunde sein kann, auch wenn man nicht alles mag was der andere tut. Aber langsam stoße ich da an die Grenzen des Vermittelbaren. Letztes Wochenende lehnte der Kumpel eine Einladung zum Grillen bei uns ab. Großer Tiger liebt es, im Garten zu ackern. Er hat (lang lebe die Kinderarbeit!) alle Rasenkanten geschnitten und echt was geschafft. Er hatte seinen Kumpel eingeladen, dazuzukommen weil es ja so viel Spaß macht und danach woltlen wir Grillen. Der Junge wollte nicht mal Grillen- er mag nämlich keine Würstchen.
Nach dem Grillen wurden noch Stöcker angezündet in der Glut. Das wollte er aber auch lieber nicht, Feuer sei ja ziemlich gefährlich.
Das erinnert an die (dann doch nicht mehr allerbeste) Freundin von mademoiselle793. Irgendwas macht diese Spaßbremse für meine Tochter aber anscheinend doch so interessant, dass ein dauerhaftes Zerwürfnis bislang ausgeblieben ist. Tja...
Einen Streit, der sie endgültig auseinanderreißt, sehe ich da auch nicht kommen, eher ein langsames Auseinanderleben.
Hier ist das schon so ein On-Off-Ding, zwischenzeitlich war das ein Jahr ältere japanische Mädchen, das früher mal hier im Haus wohnte (zu dem aber damals keine nennenswerte Kontakte aufgebaut wurden), die neue ABF, aber auch da ist nicht alles immer Sonnenschein, da gabs sogar schon Eifersucht, weil beide für den gleichen Jungen schwärmten.
Es bleibt also spannend.
"weil beide für den gleichen Jungen schwärmten. "
das fängt also nicht nur hier früh an... letztes Wochenende sagte ich zum Tigergatten, ich müsse die Treppe wischen, der Honig tropft da langsam runter, als er Damenbesuch hatte.