Den Köcher voll
Der Spiegel auf ethnologischer Erkundungstour:

Korrekturen:
Angehöringen der Quiverfull-Bewegung (der im Video benutztze Ausdruck "Sekte" suggeriert, daß es ein Oberhaupt gibgt, was es aber meiens Wissens nicht gibt) geht es nicht dadrum, gegen Verhütung zu kämpfen, sie praktizieren sie einfach nicht.
Das Ziel ist nicht, so viele Kinder wie möglich in die Welt zu setzen, sondern Gott entscheiden zu lassen. Es soll durchaus auch Quiverfull-Familien mit deutlich weniger Kindern geben- ist ja nicht so, als ob Sex automatisch zur Schwangerschaft führte und als ob jede Schwangerschaft auch zu einem guten Ende kommt.

Katholiken können, ohne das der Vatikan sauer wird, NFP praktizieren. Vorteile: frau nimmt nicht am Langzeitexperiment Hormonbehandlung teil, riskiert nicht die teilweise doch recht heftigen Nachteile der Pille (ichse keine Lust auf Schlaganfall...) und es ist unschlagbar günstig. Außerdem kann man, wenn man denn ein Kidn möchte, dieselbe Methode anwenden, um seine Schwnagerschaft zu "planen"- aber auch hier gibt es keine Garantien.
Quiverfuller tun das nicht, sondern lassen es einfach laufen.

Was mich zur nächsten Anmerkung bringt:
von der Zahl der Homeschooler auf die Zahl der Quiverfull-Christen zu schließen, halte ich für gewagt. Alle Dackel heißen Waldi, aber ist auch jeder Waldi ein Dackel?
Homeschooler kommen mittlerweile aus vielen verschiedenen Hintergründen- von der Vorstadtfamilie, die ihre Kinder nicht auf die örtliche Schule schicken will weil ihnen da das Niveau zu niedrig ist und sie sich die Gebühren für die Privatschule nicht leisten können oder wollen oder die Schule ablehnen weil sie lieber keine religiös geprägte Schule wollen bis hin zu religiösen Gründen.


Und was denke ich zu dem Artikel?
Sind halt Aussteiger aus der Massengesellschaft. Sollten wir eigentlich kennen und weniger verwundert reagieren, die Ökos der 1980er Jahre waren teilweise auch ganz schön seltsam (Papa, in dem Kakao ist Weißzucker! Den kann ich nicht trinken!". Die Weltherrschaft werden sie wohl nicht in absehbarer Zeit übernehmen, also kann man sie entspannt vor sich hin leben lassen auf ihrem Hof.
Jedes Kind wird von seinen Eltern irgendwie "indoktriniert"- das nennt man Wertevermittlung.




sid am 30.Nov 12  |  Permalink
Da erzaehl ich Ihnen noch was, wenn ich mehr Luft hab (also später) - darüber schüttel ich noch heute den Kopf...

cassandra_mmviii am 30.Nov 12  |  Permalink
Seltsam sein und seltsam sein lassen.

Der Lebensstil vieler meiner Zeitgenossen ist nicht meiner, aber meiner ist auch nicht derer, also sind wir wieder quitt.

loco-just-loco am 01.Dez 12  |  Permalink
Schlimmer als die Massengesellschaft (viele tun das Gleiche, oft ohne darüber nachzudenken) ist die Einheitsgesellschaft: "was ich für mich gut finde, muß ich allen anderen auch aufdrängen".
Die ist leider den Franzosen in die Wiege gelegt.
Ein harmloses Beispiel:
seit ein paar Jahren gibts hier ein neues Kennzeichensystem, das nicht mehr an Zulassungsbezirken festgemacht wird. Ursprünglich war vorgesehen, daß wer will, am rechten Kennzeichenrand auf einem blauen Feld die Nummer eines (frei gewählten) Departements mit dem Regionalwappen aufbringen lassen dürfte.
Dann kamen ein paar Leute und krakeelten "wir wollen unsere regionale Identität spazierenfahren", und zwar so laut, daß das Departement jetzt verpflichtend auf dem Kennzeichen steht. Allerdings immer noch frei wählbar; dasjenige auf meinem Auto hat mein Auto noch nicht gesehen, und der Lieferwagen mit 974 (La Réunion), der gestern vor mir herfuhr, war bestimmt auch noch nicht dort.

cassandra_mmviii am 01.Dez 12  |  Permalink
Wer seine regionale Identität spzierenfahren will- bitte.
Ich hätte dann aber ein Problem: ich bin fremd in Bremen. Zugelassen wäre mein Auto hier, aber bevor ich Bremerin werden, muß entweder ich eine Lobotomie bekommen oder Bremen zur Vernunft. An jeder Ecke "Bremer Lösungen", die den Charme einer Siemens Luftleitung haben.... sorry an alle Bremer, aber Bremen ist manchmal eigenartig. Ich verstehe ja nicht mal den Dialekt vernünftig, dabei bin ich doch auch Nordlicht!

Wer das will- bitte, gerne, andere Leute haben den Wappenaufkleber ihres Heimatdorfes an der Heckscheibe kleben oder Fanaufkleber ihres Fußballvereins oder Spielmannszuges...

Aber dadraus eine Pflicht machen..? Muß nicht sein.


Wenn Familien wie die beschriebene lieber Eier einsammeln als "Germanies next Topmodel" zu gucken- wen hat das zu stören?
Keiner ist duch die Erziehung vorbereitet auf alles im Leben- wenn das Kind einer Doppelverdienergroßstadtfamilie mit 25 entdeckt, daß es lieber in der Selbstversorger-Landkommune leben werden will, wird es dadrauf auch nicht vorbereitet sein durch Ballettstunden oder "Internetführerschein" in Klasse 2.