tot&begraben
Menschen bestatten ihre Toten. Wie sie dies tun, ist eine größtenteils kulturelle Frage. In Europa sind Begräbnis und Verbrennung üblich.
Ich hörte gestern abend in den Nachrichten, daß Böhnhard ein Jahr nach seinem Tod noch nicht begraben ist.
Als Rudi Dutschle starb, wollte ihn keiner begraben. Zu groß war die Angst vor einer "Pilgerstätte". Martin Niemöller überließ ihm sein Grab.
Der Bürgermeister von Wunsiedel äußerte, daß er keiner Gemeinde zu so einem Grab raten würde.
Jeder Mensch verdient ein Grab. Menschen bestatten ihre Toten, jemandem das Begräbnis zu verweigern heißt, ihm ein Stück weit das Mensch-sein abzusprechen.
In einem Land, welches im heldenhaften Kampf gegen rechts sogar gewisse Kaminkehrer sozial hinauskehrt, verwundert es nicht, daß hier nicht jeder einfach begraben werden kann. Und würde sich ein Pfarrer finden? Schließlich riskiert der das Schicksal des Kaminkehrers.
"Und würde sich ein Pfarrer finden?"
Was zu der Frage führt, ob der Verstorbene überhaupt Mitglied einer Kirche war.
Grundsätzlich steht in diesem Fall dem Toten zu, was jedem zusteht: Übernahme der Minimalkosten (also anonymes Grab, Urnenbestattung, etc) durch die städtischen Sozialbehörden. Trauerfeier, Grabstein etc sind da nicht enthalten. Aber unter die Erde kommt auch der Obdachlose, von dem niemand weiß, ob er Angehörige hat und dessen irdischer Besitz aus 3 Dosen Bier bestand.
Manchmal fragen die Behörden an, ob der Pfarrer oder jemand aus einer Kirchengemeinde mitgehen will. Das ist dann aber kein christliches Begräbnis, sondern einfach nur Anteilnahme und der Gedanke, daß hinter jedem Sarg (oder Urne) jemand hergehen sollte.
Wenn der Verstorbene Mitgleid einer Kirche war, steht ihm ein kirchliches Begräbnis zu. Punkt.
Der Kaminkehrer... einerseits ist die NPD, das mag mir passen oder nicht, eine legale Partei. In ihr darf man Mitglied sein und sollte deswegen nicht mir Nachteilen rechnen müssen.
Andererseits ist die Gedenkfeiern für rechtskräftig verurteilte politisch motivierte Straftäter (in diesem Fall die Rathenau-Mörder) nicht unbedingt das, was ich von einem Staatsdiener erwarte. Und am Ende ist der Kaminkehrer genau das.
Warum nicht verbrennen und verstreuen? Dann ist das Thema vom Tisch und das mit dem Pilgern auch... nun ja, man kann ja überm Wasser auskippen oder den Ort einfach nicht bekannt geben.
Verbrannt ist er schon und nu' muß die Asche irgendwohin.
In Deutschland gibt es für alles Vorschriften, aucn dafür, wo man Totenasche lagern darf, einfach auskippen würde wahrscheinlich diverse Regeln verletzen.
Eine anonyme Bestattung ist möglich, aber wenn die familie bekannt ist und wissen will wo und wie haben sied as Recht dazu.
Himmlers Asche wurde verstreut, aber ganz ehrlich: zwischen dem Reichsführer SS und den 3 NSU-lern besteht doch ein gewisser Unterschied.
In der BRD sind auch die RAFler begraben worden, und ihre Grabstätten sind auch bekannt.
Himmlers Asche kann also überall sein? Wenn das die Kämpfer gegen rechts wüßten, würden sie jegliche Aschen sofort verbieten.
Naja, ich würde jetzt nicht wegen Asche, die vor 67 Jahren verstreut wurde, das Atmen einstellen aus Angst vor Himmlerpartikeln.
Soweit ich weiß, wurde Uwe Böhnhardt doch schon Ende Januar 2012 in aller Stille auf dem Nordfriedhof in Jena beigesetzt. Das berichteten seinerzeit zumindest die
OTZ und die
TLZ. Und nicht nur die, auch die Nachrichtenagentur dapd.
Nachtrag: Offensichtlich meinen Sie
Uwe Mundlos. Der stammte ebenfalls aus Jena, dort hatte er seinen offiziellen Wohnsitz. In Jena hat die Familie aber noch gar nicht wegen einer Bestattung nachgefragt. Die Stadt Eisenach und einige andere Orte in Thüringen wollten ihn nicht haben. Da Eisenach den Antrag bereits vor einem Jahr ablehnte, klingt mir das eher so, als sei die Familie auch nicht gerade sehr dahinter her, für eine Bestattung zu sorgen.
Ich habe das gestern auf einem der Ost-Dritten-Programme gesehen.
Aber egal wer von beiden: begraben sollte er werden. Wenn die Hinterbliebenen sich nicht drum kümmern wollen oder können, setzt dann normalerweise der Amtsweg ein.