Ja, aber...
ich weiß, daß viele Familien das Zweiteinkommen brauche, damit Monatsende und Geldende nicht zu weit auseinanderliegen. Das ist ein ernstes Problem.
Wollen und Müssen sind zwei verschiedene Dinge.
Wie wäre es denn, wenn wir das Problem "Aber ich muß mein Kind in die Krippe geben weil wir sonst nicht genug Geld haben!" mal von der anderen Seite aus aufzäunen?
Wie wäre es denn, wenn man für seine Arbeit vernünftig verdient?
Der Wahlkampf fängt an. Wenn der lokale SPDler mir wieder Blumen schenken will, frag' ich ihn das mal. Der Lokal-CDUler weist mich immer nur auf die Tatsache hin, daß die Bundeskanzlerin eine Frau ist und das er sich ganz doll für Krippen einsetzt. Als ich ihn fragte, wie er drauf komme, daß ich das gut finde, meinte er "Aber Sie sind doch Mutter".
Das stimmt, und zwar in einer privilegierten Position, wir können mit einem Gehalt durchkommen. Das können viele nicht. Was spricht dagegen, dieses "Privileg" mit anderen teilen zu wollen?
Manchmal hätte man auch ganz gerne die Wahlmöglichkeit. Und damit meine ich nicht unbedingt, sich schon mit Feststellung der Schwangerschaft entscheiden und/oder weite Umwege in Kauf nehmen zu müssen.
Ich gehe davon aus, dass wir ohne Kita auskommen, weil wir in der privilegierten Situation sind, Arbeitszeiten relativ frei einteilen zu können und sowieso unfreiwillig halbtags arbeiten. Aber was, wenn meine Rechnung nicht aufgeht?
ich bin auf keinen Fall gegen eine Wahlmöglichkeit, ich bin "nur" dagegen, ökonomischen Zwang als Freiwilligkeit zu verpacken. Ich würde die Krippenfrage eher so stellen "Wenn sie sich keine finanziellen Sorgen machen müßten, wie wollten Sie dann ihr Kind ab dem YX. Lebensmonat betreuen lassen? Und wenn ja, wie oft und wie lange?" statt ständig Wollen und Müssen gleichzusetzen.
Bei uns stellte sich die Frage nie. Beim Großen Tiger war ich nach Kaiserschnitt, fiesem Blutverlust und ein paar anderen "Kleinigkeiten" nicht im Stande, ab Ende des Mutterschutzes wieder arebiten zu gehen- verdammt, ich kam ja nicht mal die Treppen bis zu unserer Wohnung ohne Probleme hoch (4. Stock Altbau) und noch bekam Krankengymnastik gegen Narbenprobleme. Außerdem schaute ich in der Krippe in der Nachbarstraße vorbei unsd fragte nach einem Platz, woraufhin die Leiterin anfing, manisch zu kichern. Sie habe 60 Leute auf der Warteliste, ich kann gern Nr61 werden.
Völlig frustriert bei meiner Tante, die in einer anderen nahen Ganztagseinrichtung (Krippe&Kindergarten und ich meine auch Hort) arbeitete vorbeigeguckt und sie sagte mir, daß ich froh sein solle und wenn es irgendwie klappt, bitte das Kind die ersten 3 Jahre zu Hause behalten solle, so als Rat vom Profi.
Dadraufhin hatte sich das gegessen.
Kleiner Tiger war ein absolutes Klammerkind. Heute sehe ich ihn ja meist von hinten oder höre Gerüchte, wo in der Nachbarschaft er sich rumtriebt und meist muß man nur dem Lärm nach wenn man ihn sucht, aber mit 10 Monaten fing er an zu klammern und hörte damit bis er 2 1/2 war nicht auf. Ich konnte nicht mal alleine ins Bad, der Versuch, in in der Kinderbetreuung vom Fitness-Studio abzugeben und selbst mal ein bißchen bewegung zu kriegen, scheiterte. Mehrfach. Kläglich. Rat vom Kinderarzt: am besten durchstehen und ihn entscheiden lassen, wenn er nicht unbedingt in die Krippe muß, dann soll er sich die Nähe holen die er braucht. Wenn er ganz heftig wurde, schlief er bei einem von uns auf dem Bauch.
Da hätte die Krippe morgens um 5 aufmachen und um 10 schließen können und auf der anderen Straßenseite stehen können- uns hätte das nicht geholfen.
Und eines Tages ließ er los- genau wie der Profi gesagt hatte.
Zeitgleich mußte eine Freundin wieder anfangen weil ihr Mann was von "Möbel abwohnen geht nicht" erzählte. Der Kleinen ging es wirklich und ernsthaft schlecht. das mußte aber gehen, sie gewöhnt sich schon dran, muß sie ja lernen, etc.
Ich finde zur Zeit meine 2 Vormittage "frei" toll. Das klappt alles super, Mini-Tiger liebt es und sobald wir reinkommen bin ich völlig unwichtig. Er hatte immer das "Netz" zu Hause, was ihn auffängt. das weiß er und deswegen mußte ich noch nie im Nebenzimmer sitzen und so tun als sei mir nicht langweilig.
Das war mit Kleinem Tiger und der Kindergarteneingewöhnung genauso. Ich ging am ersten Tag weil er mich rausschmiß und die Erzieherin guckte leicht überfordert- sie kannten ihn doch gar nicht und verbale Kommunikation war echt nicht seine Nummer...
Bei der ganzen Diskussion kommt das Kindswohl zu kurz. Kinder lassen eines Tages in den allermeisten Fällen los, Mütter, die mit auf Abi-Fahrt fahren, sind ja wirklich selten :-)
Aber dazu braucht es Zeit und wir haben immer das Kind entscheiden lassen, wann es wie weit gehen wollte. das hat ziemlich unternehmungslustige Junx hervorgebracht.
manche Kinder lieben KiGa und Krippe, die soll man lassen, die können halt eher. Andere bracuehn länger aber hey... sie sind dann 3 oder 4 und das ist doch nicht wirklich zu spät, oder?
Wie bereits andernorts mehrfach festgestellt: akademisches Arbeiten ist anders, besonders in den geisteswuissenschaften. Während Biologen manchmal Sklaven ihres Versuchs sind, können wir "Laberfächer" uns die Zeit sehr, sehr frei einteilen. Wenn man dann noch zu zweit ist, kommt das hin. Ich kenne Eltern, die ihr Kind zwischen Seminaren & Vorlesungen "ausgetauscht" haben im ersten Jahr, so haben beide zu Ende studiert, und zwar relativ streßfrei.
Das ist eine privilegierte Position. Wer sonst kann sein Kind im Notfall schon mit ins Büro nehmen? Großer Tiger saß letztens auch bei Papa im Büro, lesen. Mini-Tiger war schon bei einer Besprechung dabei, guckte bis ich ihn holen konnte mit Kopfhörer "Die Sendung mit dem Elephanten". Da können Handwerksberufe nur den Kopf schütteln.
Damit, dass bei der ganzen Angelegenheit nicht vom Kindswohl her gedacht wird, haben Sie völlig Recht. Ich bin ja auch nicht für eine Abgabe in die Kita so früh wie möglich.
Und, das mit dem "Möbeln abwohnen geht nicht" wäre ein Trennungsgrund.
Und, das mit dem "Möbeln abwohnen geht nicht" wäre ein Trennungsgrund"
Trennung uns Sabotage der Hobbyeisenbahn oder sonst was Grausames.
ich finde das Argument der frühkindlichen Bildung in der Krippe wirklich haarsträubend. Wir reden von Kindern zwischebn 1 und 3. Was bitte müssen die unbedingt lernen, was man nur vom "Profi" lernen kann?
Fremdsprachen? Da arbeiten Erzieherinnen, und das Englisch von Erzieherinnen ist nunmal seltenst das von Muttersprachlern, was auch völlig ok ist. Ich saß vor einer Weile beim Frühenglisch im KiGa meiner Schwiegermutter daneben und mir sträubten sich die Haare. Die Erzioeherin hatte eine Fortbildung gemacht, in der es um Methodiken ging. Leider war ihr Englisch schon
a) seit dem Schulabschluß nicht mehr gebraucht worden und dementsprechend "rostig"
b) Schulenglisch auf Realschlußlevel halt
c) hatte sie nie Aussprachetraining bekommen
Mal ein englisches Lied singen- okay, das klappt wohl meist, aber das als die Garantie für späteren beruflichen Erfolg sehen und/oder das Fehlen einer solchen Förderung alsdie Garantie für einen absoluten Fail halte ich für völlig überzogen.
In den ersten 3 Jahren geht es, zumindest meinem Eindruck nach, doch erst mal dadrum, "selber machen" zu lernen, und das bekommt man, wenn man nicht grad ein Vollpfosten ist, auch als Elter hin.
Die Betreuungsquote dürfte selbst hier (in der "Großfamilie") immer besser als in Zweijährigengruppen sein.
Und ich WEIGERE mich mittlerweile, mich als Vollpfosten darstellen zu lassen, mir vorwerfen zu lassen, die Kids säßen doch eh nur vor dem Flachbildschirm etc.
Ich weiß, daß es ziemliche Horrorszenarien gibt, unter denen Kinder aufwachsen müssen, und das ist schlimm, aber das sollte man wirklich nicht verallgemeinern, genau das geschieht in der Diskussion.
Halber Grieche ist ja jetzt noch nicht ganz drei und seit er 1 ist, in der Krippe.
Alles, was er an fruehkindlicher Bildung mitbringt (Kinderlieder. ... aehm... was noch, faellt mir jetzt nicht ein), haette ich ihm auch beigebracht, wenn ich ihn zuhause gehabt haette.
Das Bildungsargument in der Krippe halte ich fuer Quatsch.
Kinderlieder, Laternebasteln, Fingerspiele... ich bin echt nicht die Bastelmama, ich kann es einfach nicht, aber für Klebebilder aus bunten Blättern und Laterne reicht es noch.
Meine Schwiegermutter riet uns, den Kindergartenplatz ab Januar (da wird er 3) doch einzuklagen, sei doch ganz einfach, gibt ja ein Gesetz. Als ich ihr die Umsetzung erklärte, fand sie das mit dem Einklagen auf einmal eine extrem dumme Idee, da Kinder in verschiedenen Kindergärten auf Dauerrennerei hinauslaufen zumal unser KiGa wnur 300 Meter entfernt ist.
Huch, jetzt ist der lange Kommentar von Marion leider weg. Schade. Sie schrieb unter anderem:
Das bedeutet, sich freundlich lächelnd immer den gleichen Quatsch über karrieregeile Weiber anzuhören, die ihre armen Rabenkinder in Krippen und Ganztagsschulen abschieben, wo sie doch so schön zuhause vom Verdienst ihres Mannes leben könnten, wie es sich gehört.
Ich kann gut verstehen, dass Ihnen das zum Hals heraushängt, mir geht diese Argumentation auch gehörig auf die Nerven - und ich habe nicht einmal Kinder (bedauerlicherweise). Raben sollen übrigens entgegen ihrem schlechten Ruf fürsorgliche Eltern sein.
Dass bedeutet, alles dafür zu tun, damit das Kind nicht aufgrund seiner familiären Situation ausgegrenzt wird. Aber das lässt sich nicht vermeiden, das Kind muss sich schon rechtfertigen, dass es ohne Papa wohnt. Die Eltern entscheiden schon sehr früh wer als Freunde für die Kinder gesellschaftlich akzeptabel ist und wer nicht. Ein Kind ohne Papa ist es eher nicht.
Meine einstmals älteste Freundin war auch alleinerziehend und berufstätig, ihr Ex-Mann lebte woanders und brauchte nach drei Jahren nur für das Kind Unterhalt zu zahlen. Sie berichtete mir Ähnliches von den anderen Kindergartenmuttis, obwohl die sich zum Teil von klein auf kannten. Sie war mit denen seinerzeit schon in demselbem Kindergarten gewesen. Und dennoch wurde sie den Eindruck nicht los, dass die anderen Mütter - von denen keine erwerbstätig war -, sie wegen ihres Status als alleinerziehende, berufstätige Mutter insgeheim schief anschauten. Bei einer unserer Unterhaltungen darüber fragte ich jene Freundin einmal, ob da nicht in dem ein oder anderen Fall auch eine gewisse Portion insgeheimer Neid dabei sein könnte. Immerhin verdiene sie ihr eigenes Geld und hätte jedes zweite Wochenende "kinderfrei". Sie überlegte einen Moment und bejahte. Bei den anderen sei es wohl Dünkel, vermutete sie dann.
"Wer weiß", meinte ich nur, "ob deren Ehen auf Dauer gut gehen."
Heute steht man da und kann sich anhören, daß man seinem armen Kind die frühkindliche Bildung klaut bzw die Sozialkompetenz und eigenrständige Entwicklung wenn man es zu Hause behält.
Und man selbst muß ja ohne jede Ambition sein, langweilig oder antriebslos.
Die Zeiten und Einstellungen haben sich gewandelt.
Zweifellos nervt das auch - genauso wie ja jeder Hartzie zwangsläufig ein Alkoholproblem hat, den ganzen Tag fernsieht und seine Kinder vernachlässigt. Ich kenne Akademiker mit Kindern, die in prekären Beschäftigungsverhältnissen zu wenig verdienen und deshalb unterstützende ALG II-Leistungen erhalten. Wie viel Aufstocker gibt es derzeit? Mehr als eine Million, wenn ich das richtig im Kopf habe. Aber auch die werden alle über einen Kamm geschoren.
ich fand den Vorschlag von Fr von der Leyen, arbeitslose Sozialpäds etc mögen sich um die HartzIV-Kinder kümmern, sehr amüsant. Wegen HatzIV nicht geeignet, sich um den eigenen Nachwuchs zu kümmern, aber um andere. Aha.
Das ist genau wie die HartzIV-Frauen (Männer betrifft das kaum), die massiv in Tagesmutterausbidlungen gedrängt werden. Das mag für viele/einige/ein paar eine gute Idee der Qualifizierung sein, da sie persönlich geeignet sind und Spaß am Umgang mit Kindern haben. In anderen Fällen führt es zu solchen
Szenen, mein Kommentar von 13:50. Diese Tagesmütter sind Teil des Tagesbetreuungsgesetzes als Alternative zur Krippe.
Akademische Beschäftigungsverhältnisse sind prekär, mies bezahlt und ein anderes Wort für 60-Stunden-Woche. Zumindest die ersten Jahre. das führt zu Hartzies mit Doktorgrad.
Ein Freubnd von uns wartete ein halbes Jahr auf sein Abschlußzeugnis als Übersetzer. Da das von irgendeinem Ministerium (Außen?) beglaubigt werden mußte, dauerte das. Er beantragte zur Überbrückung HartzIV und bekam sofort eine Qualifizierungsmaßnahme vorgeschlagen: Gabelstaplerführerschein, das schlagen sie Ungelernten immer vor, das sei eine echte Chance für ihn, regelmäßige Arbeit zu finden. Er fragte nach, wie das dann mit der Option, dauerhaft aus HartzIV herauszukommen, aussähe. Naja, eher nicht so, aber es wäre ja Arbeit und man muß ohne Ausbildung halt flexibel sein. Er habe eine Ausbildung. "Ja, aber ob sie da jemals was finden...", denn wenn das am Arneitsmarkt nachgefragt würde, säße er ja nicht in der ARGE.