Was wäre wenn...
Ich fange mit einer Selbstdistanzierung an. Ich denke nicht, daß die deutsche Nord- oder Ostseeküste in absehbarer Zeit von einem Hurrikan getroffen werden. Aber Sturmfluten sind an der Nordseeküste nicht völlig unbekannt.

Man sagt sich immer "das kann nur woanders passieren", aber was wäre wenn ein deutsches Ballunggebiet von einem großflächigen und langfristigen Stromausfall getroffen würde wie zur Zeit New York?

Als vor ein paar Jahren im Münsterland der Strom ausfiel war das der "Schneekatastrophe" geschuldet. Na ja, mit 50 cm Schnee muß man schon mal rechnen, Katastrophen sehen anders aus.
Jedes Jahr wieder stellt die Bahn überrascht fest, daß es schneien kann in Deutschland. Im Sommer rechnen sie auch nicht mit Hitze. Das ist immer total unerwartet.
In Bremen brechen ÖPNV und Müllabfuhr schon bei 5 cm Schnee zusammen. Wenn man anfragt, warum die Mülltonne nicht geleert wurde, bekommt man die Frage zurück, ob man das Wetter nicht bemerkt hätte?! in einem Ton, bei dem ich "Ostfront, Winter 1944/45" denken mußte.

Nun sind nichtfahrende Züge ärgerlich, aber noch wegzustecken. Und im Münsterland ging es ja noch relativ glimpflich aus und wenn der Müll eine Woche nicht geleert wird, kann man sich ja einen Extra-Müllsack kaufen und so der ewigklammen Stadt Bremen unter die Arme greifen, tut man ja gerne...

Wie ist nicht nur die staatliche Katastrophenhilfe (auf die man als Bürger nur sehr wenig Einfluß hat), sondern mein Haushalt vorbereitet?
Heizung: wird elektrisch gesteuert, fällt also flach bei Stromausfall.
Warmwasser: wird auch elektrisch gesteuert
Licht: Kerzen und Taschenlampen sind da, ebenso Batterien für's Radio.
Im Winter wird das sehr, sehr schwierig. Kamin einbauen wäre die Lösung der Wahl, aber mir fehlt die Lust, unserem Vermieter den Schornsteinbau und den Kamin zu schenken.
Ich weiß grad nicht, ob das Kaltwasser irgendwo auf seinem Weg zu meinem Hahn elektrisch gepumpt werden muß.
Diverse Nachbarn haben Gartenpumpen, da müßte man wegen Wasser fragen und das durch einen Kohlefilter jagen, was aber machbar ist.
Lebensmittel für grob 3 Tage sind auch im Haus.


Uff, das ist ein ziemliches Hoprrorszenario, aber dummerweise nicht völlig unrealistisch.




wajakla am 02.Nov 12  |  Permalink
Da ich mitten im Münsterland wohne, könnte ich theoretisch etwas zum Diskurs beitragen, kann mich allerdings wirklich nur noch an lauschige Kerzenabende erinnern. War der Strom ausgefallen?! Ja, ich glaube, aber maximal eine Nacht lang, ich habe eine Kühltruhe und kann mich nicht an größere Wegwerfaktionen erinnern. Alles war sehr still, aber auch das ist ja eher angenehm. Und erfroren bin ich auch nicht.

Aber das war auch eher ein Kindergeburtstag im Vergleich zu dem, was da jetzt in NJ an Land gekommen ist...

cassandra_mmviii am 02.Nov 12  |  Permalink
Eine Freundin kommt aus dem Münsterland und deren Eltern saßen grob eine Woche ohne Strom da, was sie wohl weniger lustig fanden.

Lauschige Kerzenabende sind nett und erfroren ist auch keiner, im Nachihinein also alles paletti.

Aber das war ein Kindergeburtstag mit Ponyreiten im Gegensatz zu dem, was in NY und NJ grad passiert. Ist halt ein Unterschied, ob man ohen Strom dasitzt oder dem Haus die Wände fehlen.

Im Münsterland ist es sprichwörtlich friedlich, in Berlin sähe das anders aus (Plünderungen etc).

Wir waren mal eingeschneit als ich Kind war, aber alles ziemlich entspannt. Es hatte eh fast jeder noch eine Holz- oder Ölheizung zusätzlich und wer keine hatte, dessen Verwandte oder Nachbarn hatten eine. Ich fand das mit den alten Lampen, die sonst nur auf Dachböden rumflogen, ziemlich cool und Schlittenfahrten mit Trekkerantrieb auch. Aber ich bin ja auch Landei :-)

berenike am 03.Nov 12  |  Permalink
Ich hatte mal zwei Wochen lang weder Strom noch Wasser, allerdings mit Kohleofen immer schön warm. Ich lebte damals in einer fünfer WG und wir fanden das sehr romantisch. Mit Kerzen und Taschenlampen wurde Treppenhaus und Bad begehbar gemacht und da wir in der Küche noch einen alten Kohleofen hatten, der eigentlich nur noch zum heizen diente, konnte wir uns auch mit warmen Essen versorgen und saßen abends einfach mit einer (oder auch mehr...) Flasche Wein zusammen. Als Wasser für die Klospülung haben wir Schnee aufgetaut, zum Trinken und Zähneputzen wurde das Nachbarhaus angezapft, geduscht wurde halt alle paar Tage mal bei Freunden oder in den Sportanlagen der Uni.