Und dann war da noch...
Wer in Deutschland eine Stelle sucht (ob nun weil er ohne Maloche nicht glücklich ist oder weil er die Kohle braucht), muß irgendwann zum Arbeitsamt. So auch Cassie. War toll :-)
Erster Vorschlag: "Sie haben studiert, gehen Sie doch an die Uni"
Ich spreche das Problem der fehlenden Promotion an. Gegenfrage: ob man wirklich einen Dr brauche...
die Stlellensituation an der Uni- na, wenn man da Glück hat und einen guten Draht, dann läßt sich da was finden, sagte er.
Alternative: ich kann ja Nachhilfe geben. Vormittags, wenn die Kinder betreut sind (und die Nachhilfeschüler den Unterricht schwänzen)
Er diskutiert die Möglichkeit, das Lehrerexamen nachzuholen. Grundsätzlich gute Idee, aber dafür bräuchte ich ein Auslandssemester, was mit Familie schwer zu machen ist bis unmöglich. "Na, ob Sie das wirklich brauchen, weiß ich nicht". Verweis auf die Studienordnung der Uni Bremen. "Naja, das sehe ich anders"
Blick in den Lebenslauf: während des Studiums in einer Spedition als Büromäuslein gearbeitet. Das ist gut, bei Speditionen werden immer mal Leute gesucht. Tippt auf der Tastatur rum, da hat er auch was: Lagerhelfer (m/w). Wenn ich da flexibel wäre, was ich mache, dann wäre das doch was! Ich gebe zu bedenken, daß das körperliche Schwerarbeit sei und ich dazu wahrscheinlich nicht in der Lage. Im Stillen frage ich mich, ob der Mann mich mal angeguckt hat: Business-Make-up, dunkelgraue Hose, hellgraue Kostümjacke, hellblaue Bluse, Haare im Nacken zusammengefaßt, Absatzschuhe. Sehe ich aus wie eine Lagerarbeiterin?
Er meint, ich solle das ja nur kurz machen und dann da Kontakte knüpfen und dann könne ich ja mal sehen, ob ich nicht was im Büro finde, wie ich es schon mal gemacht habe. Oder, ich habe ja einen Führerschein, als Fahrerin.
Er diskutiert die beste Lösung: mein Mann findet wieder was, wo er ausreichend verdient. Will der sich nicht mal bewerben?
Ich bewerb mich dann mal als Lagerhelferin. Das wird bestimmt ziemlich lustig.
Spitze!
Warum fangen Sie nicht selbst beim Arbeitsamt an? Das wird bestimmt noch lustiger, man kann herrlich Leute verarschen.
Ich meine, Denken und Realitätssinn müssten Sie sich noch etwas abtrainieren - aber das gehört sich wohl auch so, für einen beflissenen Arbeitnehmer.
Der Gedanke kam mir auch schon :-)
Besonders mochte ich den Vorschlag, mein Mann solle sich neu bemühen, möglichst um eine dauerhafte Anstellung statt um befristete Projekte, das sei doch wichtiger. Stimme ich ihm ja zu, ich befürchte nur, die Gesetzeslage könnte das anders sehen.
Was haben Sie denn studiert?
Nicht vernünftiges :-)
Geschichte, Kulturanthropologie und Englisch.
Hinweis: In den meisten Bundesländern kann man Lehrerexamen als Seiteneinsteiger nachmachen. Dann gilt nicht mehr die Studienordnung der Uni sondern die des Studienseminars bzw. der einstellenden Behörde. Und die verlangen dann in der Tat meist kein Auslandssemester mehr. An Ihrer Stelle würde ich es nochmal in Erwägung ziehen....sofern das Lehrersein sie reizen würde und es nur das Auslandssemester wär, das im Wege stünde.
das ist grundsätzlich richtig, aber in Bremen wird grad nichts gesucht, was ich bieten könnte, Englisch und Geschichte sind keine Mangelfächer. Niedersachsen sieht genauso aus.
Grundsätzlich hatten wir uns das schon vor der aktuellen Situation überlegt, aber es sieht mau aus.
Ich hatte hingegen bei der Arbeitsagentur ein konträres Erlebnis. Ich bat darum, Jobs als ungelernter Hilfsarbeiter in der Montage am Fließband oder im Straßenbau vermittelt zu bekommen und bekam zur Antwort, dass das wegen meines Doktortitels und überhaupt akademischen Abschlusses nicht ginge. Mein Arbeitsberater riet mir aber, meinen Lebenslauf zu fälschen, um an solche Jobs herankommen zu können.
Aus Bremen fällt mir da noch ein ganz witziges, um nicht zu sagen aberwitziges Schmankerl aus meiner Studienzeit ein. Da verdingten sich ein paar Genossinnen auf einer Baustelle. Sie fanden die harte körperliche Maloche eine sportliche Herausforderung und genossen die zahlreichen Komplimente der Kollegen. Nach ein paar Tagen sagte der Polier, dass er sie nicht weiter beschäftigen könne, da sie den Baufortschritt gefährdeten. Sie protestierten und wiesen darauf hin, dass sie doich fleißig arbeiten würden. Das bestritt der Polier auch nicht, wand sich lange wie ein Aal und erzählte dann unter Erröten, worum es eigentlich ging. Die Kalksandsteine mit dem geschweiften Loch in der Mitte, wo man so praktisch reingreifen könne hießen wegen des Lochs bei den Maurern "Fotzen", und seit Frauen auf der Baustelle arbeiteten traue sich niemand mehr, "Kalle, bring mal ne Karre Fotzen rüber" quer über den Bauplatz zu brüllen, und deshalb käme das Material nicht an seinen Ort.
Probleme der Arbeitswelt;-)
Update:
Ich habe ein Vorstellungsgespräch! Nicht auf dem Lager :-)
Ach, die gute Arbeitsagentur. Ich hab mich zum Schluss auch aus Verzweiflung auf alles beworben. Sogar freiwillig, weil von denen nichts kam. Aber auch als Fahrerin für medizinische Produkte, Telefontante, etc. wollte mich keiner.
Und dann plötzlich war der Knoten geplatzt. Nach einem Aufruf auf Facebook hatte ich plötzlich einen Praktikumsplatz, der zu einem Minijob wurde und kurz danach noch zusätzlich eine Festanstellung in Teilzeit bei einem Architekten. Ganz ohne deren Hilfe und nach diesem Monat habe ich das erste Mal wieder ein Gehalt.
Viel Glück beim Vorstellungsgespräch!