Problemtiger
Ich komme vom Elterngespräch im Kindergarten. Mini-Tiger war der zu Besprechende.

Er hängt zu stark an seinem Bruder, der ihn dann "beschützt".
Er ist zappelig- ADHS?
Hörfehler?
Eßfreudig- Gefahr von Übergewicht.
Versucht Konflikte selbst zu regeln statt die Erzieherin zu rufen, was halbwegs regelmäßig ruppig endet.
Hohes Verletzungsrisiko, weint nur wenig wenn er hinfällt, lernt dadurch nicht, Risiken abzuschätzen.

So kann man das sehen. Ich sehe es eher so:
bewegungsfreudig
starke Geschwisterbindung
kein Kind mit ADHS sitzt eine dreiviertel Stunde mit seinen Eltern am Frühstückstisch.
Übergewicht kann man via BMI-Berechnung einfachst ausschließen, der Junge wiegt für seine Größe (stolze 105 cm) völlig durchschnittlich und wer sich viel bewegt, verbrennt auch viel.
Selbständig und wehrhaft.
Robuster Kerl.

Ich habe versprochen, einen Ohrenarzttermin auszumachen. Und werde selbstverständlich den Kinderarzt auf ADHS ansprechen.

Übermorgen kommt Nr2 dran. Mal gucken, was der so hat :-)




admiral am 30.Sep 13  |  Permalink
Kenn ich.
Damals... *hach* ... hat eine Erzieherin bei unserm Großen direkt die Krankheit diagnostiziert, die sie bei der Fortbildung eine Woche vorher kennengelernt hat.

Ist alles ganz normal. Aber du läßt Dir ja nicht auf der Nase rumtanzen, da mache ich mir keine Sorgen. :-)

cassandra_mmviii am 30.Sep 13  |  Permalink
Ich werd' mal diesen Ohrenarzttermin ausmachen, der Ohrenfachmann ist ein ziemlich entspannter Zeitgenosse und sagt, man könne sehr wohl Kinder zu viel fördern, am Ende lernt das Kind nämlich, daß es ohne Hilfe nichts schafft und das wäre fatal.

loco-just-loco am 01.Okt 13  |  Permalink
Das ist ja die Ironie. Mit Über-Förderung (und somit Unter-Forderung) ziehen wir uns genau die Füße-auf-den-Tisch-Nachfolgegeneration heran, die wir nicht wollen.

cassandra_mmviii am 01.Okt 13  |  Permalink
"Hilf mir, es selbst zu tun"- der Leitsatz von Maria Montessori.

Juden -so lernte ich kürzlich- sehen es als ihre Pflicht an, ihre Kinder dazu zu erziehen, sie zu verlassen. Das erscheint mir klug- wer will schon Sohnemann noch mit 27 die Unterhosen waschen?

Kleiner Tigers Sprache entwickelte sich anders als die von anderen Kindern. Ich hatte den sicheren Boden auch mittlerweile verloren und wollte Logopädie, aber der Arzt blockte das ab und was er sagte, machte deutlich mehr Sinn als "Förderung schadet ja nie".
Er hatte recht- ganz ohne professionelle Hilfe fand er seinen Weg zur Sprache.

maracaya am 01.Okt 13  |  Permalink
Ich bin ja immer wieder froh, dass des halben Griechen Kita in der Hinsicht so voellig entspannt ist.

Essfreudig. Tsss. Na klar. Wenn ich den ganzen Tag rennen wuerde, haette ich auch immer Hunger.

cassandra_mmviii am 01.Okt 13  |  Permalink
Ich würde ihn als "verfressen" bezeichnen. "Vielfraß" trifft es auch ganz gut :-)

Samstag hatte er ein Croissant, ein halbes Marmeladenbrötchen und 2 Eier und Erdbeerpüree zum Frühstück.

kelef am 01.Okt 13  |  Permalink
kinder sind sowieso verschieden. und wenn mehrere in einer familie sind, dann kann man das besonders gut beobachten, andererseits lernen die ja auch voneinander - oder machen das genaue gegenteil, je nachdem.

meine zwillings-neffen hatten jahrelang ihre eigene sprache, sie konnten sich zwar untereinander ausgezeichnet unterhalten, leider aber mit allen anderen nur sehr mangelhaft. dafür quatschte die drei jahre jüngere schwester quasi von null auf hundert wie eine grosse, mit ordentlichem vokabular und in ganzen sätzen.

die buben beschützten die kleine schwester im doppelpack, letztere war daher kurzfristig eine mimose, bis sie draufkam dass sie immer hinter den buben zurückblieb: da wurde sie dann eine wilde range, ging zu den pfadfindern und wünschte sich zum 14. geburtstag: ein buschmesser. sie kann auch ausgezeichnet mit kampfsternen werfen. bei alledem ist sie aber ein totales mädchen, und noch dazu ein ausnehmend hübsches (na gut, mit 21 ist man wohl schon eine junge frau). und hervorragend kochen und backen kann sie auch.

die jungs sind immer noch auf dem beschützer-trip und unterrichten kindergruppen in selbstverteidigung, weil sie das für wichtig halten.

alle drei haben als kinder nicht stillsitzen können, und frassen wie die scheunendrescher, ohne dabei jemals auch nur ansatzweise füllig zu wirken.

was die schmerzempfindlichkeit anbetrifft: meine schwägerin ist, als die jungs so ungefähr vier jahre alt waren, jedesmal wenn sich einer unserienmässig bewegte mit dem betreffenden ins krankenhaus gefahren: war immer was gebrochen oder zumindest angeknackst, aber nie hat derjenige gesagt dass ihm was weh tut. sie meinen heute noch, es hat eben nicht wirklich stark weh getan, und dass es wehtut wenn man drei meter vom baum fällt mit acht jahren, oder wenn man mit zwölf mit dem kinn wegen nichtbremsens mit dem fahrrad dem vw-bus die heckscheibe einschlägt, das erkläre sich ja von selbst.

die nichte hat ein ganz merkwürdiges schmerzempfinden: schürf- und andere oberflächliche wunden schmerzen viel mehr als bänderzerrungen, gebrochene handwurzelknochen etc., sie ist sich manchmal selber unheimlich, meint sie.

gott sei dank sind wir nicht alle gleich. aber im kindergarten da bei ihnen gehen die uhren wohl anders: die hätten gerne genormte kleine unpersönlichkeiten, die keine arbeit machen.

ich finde das ja toll, wenn kinder ihre probleme selber zu klären versuchen. dass das zu beginn manchmal ein wenig aus dem ruder laufen kann, ist eine sache. aber später einmal wissen sie dann, wie es geht, und was man tun kann und was nicht. schlimm ist es nur, wenn die kinder das erst im jugendlichen- oder erwachsenenalter lernen , dann sind die probleme die entstehen können viel weitreichender.