Es gibt so Momente
da vergisst man seine Friedfertigkeit.
Kleienr Tiger bekam von Oma&Opa ein Tiptoi-Bauernhofbuch. Das sorgt nicht nur für Bruderzwist und hebt den Lärmpegel durch sein Geplapper, man kann anscheinend die Sprache verstellen. Ich begreife nicht wie das geht, aber Mini-Tiger hat das natürlich locker geschafft.
Jetzt redet dieser Stift japanisch. Das mag zwar wegen der asiatischen Märkte und der Zukunftschancen total opzimal sein und andere Eltern zahlen das Äquivalent eines Kleinwagens für entsprechende Privatstunden, aber es klingt einfach nur nach Kriegserklärung und nervt.
Banzai!
Herzlichen Glückwunsch, Kleiner Tiger!
Seit gestern beschwerst du dich, dass aber "schon heute Geburtstag ist".
Eigentlich solltest du ja schon gestern kommen. Aber du wolltest nicht.
Eigentlich hattest du deine Chance auf natürliche Geburt auch schon vertrödelt und sollst per Kaiserschnitt zwangsgeräumt werden. Aber Tigermama und die Hebamme haben dich da rausgeturnt.
"13:07" verkündete Tigerpapa als du endlich da warst.
Und dann wurde es noch richtig spannend. Tigermama war grundentspannt, das medizinische Fachpersonal nicht. Da Tigermama es bei der Geburt deines grossen Bruders fast geschafft hätte, völlig retro-mässig zu verbluten, waren die nervös bis die Planzenta kam. Und die kam nicht.... also zog die das medizinische Fachpersonal Schlachter-Schürzen über und ging bis zum Ellenbogen rein, sie rausholen. Begleitet von so fachkundugen Kommentaren wie "ich hab sie! Nein, doch nicht" und "Mist, ist sie wieder weggeflutscht". Das war nicht nur schmerzhaft, es war auch nicht sehr vertrauenserweckend...
Tigerpapa und Tigerbaby waren sicherheitshalber aus dem Raum geschockt worden. Zu Tigerpapas Protest, er steht schon weder im Weg noch fällt er in Ohnmacht wenn er Blut sieht. Sagte er, aber das sah die Weißkittelfraktion anders. Er beharrte drauf, dass sie mich doch schon während der Wehen nicht alleine festgehalten bekommen hätten (was stimmte, ich hatte zwischendurch die Ärztin hochgehoben und mir vom Bauch geschoben als sie versuchten, das feststeckende Kind da rauszudrücken). Aber auch das galt nicht, das medizinsche Fachpersonal verwies auf sien Fixierungsgurte.
Dann war es endlich geschafft. Das medizinische Fachpersonal war mittlerweile auf 4 angewachsen, den Spass wollte sich ja keiner entgehen lassen.. Tigermama war die erste, die merkte, dass das nicht so geklappt hatte wie geplant und sagte
Atonie.
Dann sprang ein medizinsiches Fachpersonal quer über das Bett und bohrte eine weitere Braunüle in den tigermütterlichen Arm. Tigermama wollte sich beschweren, dass das auch mit weniger Aua geht, aber das erschien Tigermama angesichts der Gesichtsausdrücke im Raum schlagartig als nicht sooo wichtig. Und ausserdem war das der Moment, wo die Welt erst sehr bunt und dann schwarz wurde....
Als Tigermama wieder aufwachte sah der Raum aus als ob jemand ein Schwein geschlachtet hätte. Tigermama erkundigte sich, ob sie noch eine Gebärmutter habe.
Tigerpapa kam wieder rein und hielt Wort- er fiel nicht in Ohnmacht angesichts der Blutpfützen.
Der ursprüngliche Plan sah vor, nach der Geburt wieder nach hause zu gehen. Wir revidierten diesen Plan- sooo schlimm sind Krankenhäuser eigentlich doch nicht.
5 Jahre bist du jetzt alt. Grosser Junge...
Flötentöne
Die Nanni ist immer noch weiter und kann das tiefe C schon spielen. Grosser Tiger nur bis zum cis.
Nur noch 1 Mal Unterricht bis zu den Sommerferien. Ich fürchte, wir werden hinter Nanni zurückbleiben... wie viel Vorsprung wird sie in den 6 Wochen Sommerferien aufbauen?
Sollen wir die chinesische Flötenlehrerin für Ferienunterricht engagieren, mit Verweis auf Mutter Chua?
Oder lieber Flöte via homeschooling weiterüben und uns drauf verlassen, dass die Nanni in den Ferien schon mal Pause machen wird? Mutter Chua sagt, dass Europäer so was machen, das ist unsere Chance.
Sommerferien nutzen, um das chinesische Au-Pair des Kindergartenkumpels des Kleinen Tigers zu engagieren, um Mandarin zu pauken? Spricht die überhaupt Mandarin oder irgendwas anderes?
Oder reicht das Sportcamp nicht vielleicht doch?
Flötentöne
Grosser Tiger flirtet mit Nachbarstochter.
Während er letztens noch über den Zaun tschilpte "Oh, C., wir müssen unbedingt wieder zusammen Fahrrad fahren" (C. flötete ihr Entzücken über diesen Vorschlag zurück) hiess es gestern:
"Wollen wir morgen zusammen Musik machen? Du spielst Klavier und ich Flöte!"
Das anvisierte Stück heisst "Old MacDonald has a Farm"
Sie sind auch zum Tennis verabredet wie es scheint. Tennis???
noch mehr Grosse Junx
Grosse Jungs frühstücken morgens nur im Vorbeigehen. Mini-Tiger wird von Milch direkt auf espresso umsteigen.
Bremische Lösungen...
diese Stadt hat ein Problem. Sie muss unbedingt immer alles anders machen als alle anderen.
Ausserdem hat sie hat ein Image-Problem oder meint das zumindest. Man könnte auch von einen städtischen Minderwertigkeitskomplex sprechen, man nimmt sich als stadtgewordenes Problemviertel wahr.
Das ein Kind totgeprügelt im Kühlschrank lag ist schlimm jenseits jeder Beschreibung. Das man bei so eienr Tragödie nach Ursachen und Strukturproblemen sucht ist auch klar.
Eine Mutter aus der Kinderturngruppe ist umgezogen, von dort nach hier. Dort war ein anderes Stadtviertel von Bremen. Hier wartete sie nun, dass die Familienhelferin sich für ihren Besuch ein Jahr nach der Geburt anmeldet. das war dort nämlich so, da kam sie vorbei, mal schauen wie es läuft.
Aber die Familienhelferin kam nicht. Also rief sie mal an, beim Amt für Familienhelferinnen, Nummer hatte sie ja noch vom letzten Kind.
Ja, da ist noch keiner dagewesen?
Wieso sollte denn jemand kommen? Gab es Probleme?
Wo wohnen Sie denn?
Ah.... das ist viertelbezogen. da wo sie jetzt wohnen kommt keiner, das machen wir nur in W, X, Y und Z.
Logik: im Kleinfamilienidyll gibt es keine Probleme per definitionem, in den Brennpunkten gibt es per definitionem nur Familien, die das mit dem Elternsein nicht alleine geregelt kriegen.
Letzter Fall von publik gewordener Kindstötung: Viertel S. Nicht W, X, Y oder Z
Förderkind
Man
erinnere sich...
gerade kam das offizielle Ergebnis der Sprachstandsfeststellung vom Kleinen Tiger.
Er liegt über dem, was er können müsste und wäre sogar eine Alterskohorte höher durchgegangen
Immer noch kein Förderkind.
Mini-Tiger
fehlt die Beisshemmung gegen grössere oder der Überlebeninstinkt oder wir ziehen grad den völligen Brutalo gross.
Spielplatz: er ignoriert den Kleinkindspielplatz und tobt hinter seinen Brüdern her. Nach einer Weile kam er sogar ein Stück die Kletterwand hoch.
Auf der Rutsche steht ein deutlich grösserer Junge. Der zögert, steht also im Weg. Mini-Tiger kommt, schiebt ihn zur Seite, rutscht.
Das passiert ein paar mal.
Die Grossen sind heute ja alle zum nett-sein erzogen, zurückschubsen tun die nicht. Ich wünschte, sie täten es... so bescherte sich das Kind bei der Mutter, die versuchte, mit mir ein problemorientiertes Lösungsgespräch zu führen.
Die Lösung war eigentlich ganz einfach: lass dich doch nicht von einem 2jährigen wegschubsen!
Der Junge hat überhaupt keine Hemmungen, gegen Grössere rabiat zu werden. Er weiss ja auch, dass er im Zweifelsfall nur kreischen muss damit Kleiner Tiger auftaucht und "lass meiner kleinen Bruder Ruhe!" sagt und notfalls auch durchsetzt.
Grosser Tiger
hat eine ausgeprägte militaristische Phase
Letzte Woche beantworteten wir endlose Fragen dazu, was Soldaten tun oder können.
Können Soldaten Fallschirm springen?
Können Soldaten dabei auch Taucherausrüstung dabeihaben?
Können Soldaten auch mit Fallschirmen auf Schiffe springen?
Und dann ein Loch in Schiffswände sprengen?
Gestern spielte er mit Tigerpapa auf dem Spielplatz Hindernisparcour. Der Fallschirmsprung wurde auf dem Klettergerüst simuliert.
Opa baut ein M16 aus Holz, diese Plastikdinger halten doch nichts.
Grosser Tiger quengelt, dass er unbedingt eine Hose in Tarnmuster braucht.
Einer Militär-Kariere steht eigentlich nur entgegen, dass der Junge Brillenträger ist, chronische Debattitis hat, morgens nicht aus dem Bett kommt und so weiter.
Mitteilung an Frau Brantner:
es gibt Dinge, die sind so toll, die muss man einfach bloggen.
Das hier gehört dazu.
Das ist ein Brief, den lt dem Blog "Mädchenmannschaft" die Europaabgeordnete Franziska Brantner an Klaus-Heiner Lehne, den "Chair of the Conference of Committee Chairs" (allein den Titel finde ich zu grossartig, dass hätte ich
Lord_Vetinari zugetraut, aber nicht der EU-Verwaltung!) schrieb. Weitere Unterzeichner bleiben im Dunkeln und das kann ich ihnen kaum verübeln....
"Dear Mr Lehne,
We are writing to you as mothers and fathers of young children to raise your attention to the fact that it's not always easy to combine our political duties as Members of the European Parliament and our duties as parents.
The Parliament's crèches close at 7 pm latest, which means we have to leave at latest the Parliament at 6.45 pm or to arrange an additional child care. Of course, this does not only apply to MEPs but also to our assistants, the political groups' staff and in
general the staff of the EP.
It would facilitate our life as parents a lot if there were no official Committee meetings or related meetings such as Bureau and Enlarged Bureau meetings scheduled after 6.30pm. Of course, exceptions are always possible but the general rule
should foresee 6.30pm as the end of such meetings.
We therefore would like to ask you as Chair of the Conference of Committee Chairs to raise this point in one of the next meetings of the Conference to see with the other Chairs if and how a limitation of meetings until 6.30pm would be possible.
As you are aware, the reconciliation of family and business life is a core concern for today's society. We as elected Parliamentarians should be role models and show that the possibility of holding an office and being politically active does not eliminate the
possibility of having and caring for children.
We are looking forward to your response!"
übersetzt von mir:
"Sehr geehrter Herr Lehne!
Wir wenden uns an Sie als Mütter und Väter junger Kinder um Ihre Aufmerksamkeit auf dem Umstand, dass es nicht immer einfach ist politische Pflichten als Mitglieder des Europäischen Parlamentes und unsere Pflichten als Eltern zu kombinieren.
Die Parlaments-Krippe schließt spätestens abends um 7 Uhr, was bedeutet, dass wir das Parlament spätestens um 19:45 verlassen müssen oder zusätzliche Kinderbetreuung arrangieren. Natürlich trifft dies nicht nur auf Abgeordnete des Europa-Parlamentes zu, sondern auch auf unsere Assistenten, die Angestellten der politischen Gruppen und allgemein auf Angestellte des Europäischen Parlamentes.
Es würde unser Leben als Eltern sehr vereinfachen wenn es keine offiziellen Komitee-Sitzungen oder darauf bezogene Treffen wie Büro- oder Erweiterte Bürotreffen nach 18:30 mehr eingeplant werden würden. Selbstverständlich kann es immer zu Ausnahmen kommen, aber generell sollte 18:30 als Ende solcher Treffen vorgesehen werden.
Wir möchten daher darum bitten, dass Sie als „Chair of the Conference of Committee Chairs” diesen Punkt in einer der nächsten Sitzungen der Konferenz aufbringen mögen, um gemeinsam mit den anderen Chairs zu entscheiden, ob und wie eine solche Begrenzung bis 18:30 möglich wäre.
Wie Ihnen bewusst ist, ist die Vereinbarkeit (wörtlich: „Versöhnung“) von Familie und Geschäftsleben ein Kernanliegen der heutigen Gesellschaft. Wir als gewählte Parlamentarier sollten Rollenmodelle sein und zeigen, dass die Möglichkeit, ein Amt innezuhaben und politisch aktiv zu sein nicht die Möglichkeit ausschließt, Kinder zu haben und diese zu versorgen.
Wir freuen uns auf Ihre Antwort!"
Das ist ja dermassen daneben, dass es schon wieder komisch wird.
Die Damen&Herren wollen Rollenvorbilder sein? Aber sicher. Wie sieht das denn zB für eine Verkäuferin aus?
"Sehr geehrter Abteilungsleiter,
Wir wenden uns an Sie als Mütter und Väter junger Kinder um Ihre Aufmerksamkeit auf dem Umstand, dass es nicht immer einfach ist, unsere Pflcihten als Arbeitnehmer und unsere Pflichten als Eltern zu kombinieren.
Die betreibseigene Krippe schließt spätestens abends um 7 Uhr, was bedeutet, dass wir das Geschäft spätestens um 18:45 verlassen müssen oder zusätzliche Kinderbetreuung arrangieren. Natürlich trifft dies nicht nur auf Verkaufs-Personal zu, sondern auch auf unsere Regalauffüller, das Reingungspersonal und allgemein auf Angestellte dieses Geschäftes
Es würde unser Leben als Eltern sehr vereinfachen wenn es keine Arbeitszeiten oder darauf bezogene Tätigenkeiten wie Inventur oder Warenannahme nach 18:30 mehr eingeplant werden würden. Selbstverständlich kann es immer zu Ausnahmen kommen, aber generell sollte 18:30 als Ende solcher Tätigkeiten vorgesehen werden.
Wir möchten daher darum bitten, dass Sie als Abteilungsleiter diesen Punkt in einer der nächsten Sitzungen der Abteilungsleiterkonferenz anbringen mögen, um gemeinsam mit den anderen Abteílungsleitern zu entscheiden, ob und wie eine solche Begrenzung bis 18:30 möglich wäre.
Wie Ihnen bewusst ist, ist die Vereinbarkeit von Familie und Geschäftsleben ein Kernanliegen der heutigen Gesellschaft. Wir als Arbeitnehmer sollten Rollenmodelle sein und zeigen, dass die Möglichkeit, ein Einkommen zu erarbeiten, nicht die Möglichkeit ausschließt, Kinder zu haben und diese zu versorgen.
Wir freuen uns auf Ihre Antwort!"
Ich denke, auf die Antwort würde man sich wirklich freuen können- so man denn seinen Job nicht braucht.
Es ist ein extremes Privileg, in einem Parlament zu sitzen und dafür bezahlt zu werden. Politik zu machen. Viele andere Menschen machen das in ihrer Freizeit weil sie etwas verändern möchten. Sich neben dem Politikmachen nicht noch um ein Einkommen bemühen zu müssen (und Europa-Abgeordnete sind keine Geringverdiener!) sollte als das wahrgenomen werden, was es ist: eine Tätigkeit mit sehr grosser Selbstbestimmung, was viele andere Menschen nicht für sich in Anspruch nehmen dürfen.
Ihr wollt Rollenvorbilder sein? Für was? Oder besser- für wen? Für die Frauen und Männer, die dauernd Familie, Job und evetuell sogar noch Ehrenamt in Politik, Kirche oder Sportverein übernehmen?
Kommt wieder auf den Teppich. Von einer dermassen privilegierten Position aus kann man leicht über Vereinbarkeit von Familie&Beruf reden. Klar können Sie Ihr Kind solange es noch klein ist auch "mal eben" ins Büro mitnehmen. Oder einfach eher gehen. Machen Sie das doch mal am Montageband...
Geht es noch realitätsferner?
Willkommen im echten Leben, liebe Abgeordente. Das sind die Probleme, mit denen sich die von Euch Regierten jeden Tag herumschlagen müssen.
Man kann wirklich schön über "Versöhnung von Familie und Beruf" Reden halten, besonders wenn Reden-halten der Beruf ist. Diese Ideologie ausbaden müssen wir gewöhnliches Volk, der
plebs. Die Leute ohne Krippe neben dem Arbeitsplatz. Ich weiss: Sie wollen ja "machen", dass wir alle eine Krippe haben damit sie dann Reden drüber halten können, wie wunderbar Sie das doch gelöst haben.
Mein Tipp: arbeitsteilige Beziehungen haben Vorteile. Zum Beispiel dass man seinen Nachwuchs nicht erst abends um 7 aus der Krippe holt und gar nicht erst in diese Probleme kommt.