Quietschanfall
Ich bin halbtaub, zumindest gefühlt. Das Klingeln hat sich mittlerweile gegeben.

Ich telefonierte mit meiner Schwägerin. Und irgendwie erwähnte ich den Terminus "PoC". Sie fragte zuerst, was denn das nu' wieder sei.

Ich erklärte es und sie fing an zu quiecken.


Meine Schwägerin hat eine Hautfarbe, die sie selber imerm als "Schokolade" bezeichnet, was die Tiger immer dazu gebracht hat, zumindest versuchsweise mal reinzubeissen. Sie stammt aus Südiniden, lustigerweise sogar auis der gleichen Stadt wie eine Nachbarin von uns. Die mit dem Haus und dem Baulummenärger.

Sie begriff auch nicht warum ich es wahnsinnig lustig fand ihr vorzuschlagen, sie möge in New York doch mal in eine German bakery gehen und auf deutsch bestellen.
Sie brauchte eine Weile bis sie begriff, was dadran komisch sein könne.

Auf die Frage eines Kellners im "Delhi Palace!". woher sie komme, antwortete sie mit dem Namen des Dorfes in dem sie lebt seit sie 8 ist. Und einem "Warum?"

Desweiteren zeichnet sie eine lebhafte Abneigung gegen "diese ganzen Türken, die einen immer anbaggern" aus. Wollen Baggern, aber nicht für die Getränke bezahlen. Unmöglich.




sid am 18.Nov 11  |  Permalink
Bin vor 2-3 Wochen in einem Blog über das Wort gefallen und hatte auch keine Ahnung. Find ich... ich weiß nicht... irgendwie auch nicht so korrekt. Immerhin ist rosa auch eine Farbe. Sorry, mußte nu sein.

cassandra_mmviii am 18.Nov 11  |  Permalink
Ich wusste, was es bedeutet, muss aber sagen, das ich die Argumentation dahinter sehr vereinnahmend und vereinheitlichend finde und da eine Deutungsmacht zu Tage kommt, die ich so nicht teilen will.

Die Situation eines schwarzen Akademikers mit deutscher Staatbürgerschaft ist deutlich anders als die eines Flüchtlings im Abschiebeknast. Da eine Einheit herbeireden zu wollen schent mir gewagt.

Und meine schwarze Schwägerin assoziierte auch eher "schweinchenrosa" als sich selbst.
Wobei der stehende Witz ihrer Mutter bei dummen Blicken, ob das wirklich ihr Kind sei, auch immer ist "die ist zu lange im Backofen gewesen" oder "ich habe ziemlich viel Schokolade in der Schwangerschaft gegessen" ist.

Als der Grosse Tiger mit 4 Jahren ein Bild von meienr Tante sah und fragte, wer das sei und ich sagte, das sei meine Tante, kippte er vor Lachen fast um. Das geht nicht, Tanten sehen doch aus wie Schokolade.

sid am 18.Nov 11  |  Permalink
So in die Richtung sehe ich das mit dieser Abkürzug auch.

maracaya am 18.Nov 11  |  Permalink
PoC musste ich jetzt auch erstmal googlen - als IT-Tante kenne ich das nur als Proof of Concept. Damit ergab aber der ganze Text keinen Sinn.

Erinnert mich an den Cartoon, wo so ein Dackelbesitzer einem Schwarzen sagt "Geh doch dahin, wo du hergekommen bist!" - und der antwortet "Was soll ich denn in Duesseldorf?!"

sid am 18.Nov 11  |  Permalink
Mir fällt dazu ja ur der Slogan von Ben*etton ein - und mich wunderts halt... na was solls.

Der Blogeintrag vor paar Wochen dazu, war, weils wo anders wohl pseduo raufbeschworenen Knatsch gab und wie könnte man denn oder auch nicht wissen und so weiter. Nur aus dem Grund weiß ich aktuell um die Abkürzung (find sie aber grauenhaft, weil ich mit den 3 Buchstaben auch was andres im Kopf bild).

cassandra_mmviii am 18.Nov 11  |  Permalink
was in dem Kontext hatte ich auch gelesen, mir aber jeden Kommentar verkniffen. Es gibt Leute, mit denen muss ich nicht diskutieren.

Meine Meinung steht fest, deren Meinung steht fest.
Meine Meinung von denen steht fest, deren Meinung von mir steht fest.

Das sind suboptiomale Bedingungen für einen Austausch.

che2001 am 28.Nov 11  |  Permalink
@"Die Situation eines schwarzen Akademikers mit deutscher Staatbürgerschaft ist deutlich anders als die eines Flüchtlings im Abschiebeknast. Da eine Einheit herbeireden zu wollen schent mir gewagt." ----Das ist für mich ja ein wesentlicher Punkt in der Debatte. Und für die Flüchtlinge, die ich so kenne, sind z.T. Studierende aus dem subsaharischen Afrika in Deutschland "Pflanzerkinder" und Klassenfeinde.

Übrigens, bei aller Wertschätzung für Noah, hätte mich als Student jemand gefragt "Wieviele PoC studieren an Eurer Uni?" hätte ich "Wer hat Pocken?" zurückgefragt, ich hätte mit der Begrifflichkeit nämlich absolut nichts anfangen können.

cassandra_mmviii am 28.Nov 11  |  Permalink
"Und für die Flüchtlinge, die ich so kenne, sind z.T. Studierende aus dem subsaharischen Afrika in Deutschland "Pflanzerkinder" und Klassenfeinde"

Das ist der Punkt. Eine Grünen-Politikerin, die iwir beide glaube ich beide kennen, hatte mal einen andere Staatsangehörigkeit. Sie empfand es als schlimm, mit "solchen Leuten" zusammen im Ausländeramt anstehen zu müssen.

Ein Klassenkamerad von mir war Iraner. Kind von anerkannten Asylanten. Der musste zwar in unregelmässigen Abständen (zwischen 2 und 12 Monaten gab es alles) sich eine neue Aufenthaltserlaubnis ausstellen lassen (er war nicht anerkannt als Asylant weil erst hier geboren) , aber ansonsten hatte er nie Probleme. Auch die Frage, ob er bleiben darf, war eher akadmeisch.
was das Stichwort ist: Papa Arzt, Mama hatte auch stidiert, Schwester studierte Zahnmedizin.

Noch Fragen?

che2001 am 28.Nov 11  |  Permalink
Während unsere gemeinsamen kurdischen Bekannten von früher, die heute alle deutsche Staatsbürger sind, ein paar Jahre mit Kalaschnikow und RPG gegen Sadam gekämpft haben, Giftgasangriffe selber mitangesehen haben und einer von denen ein Fort mit Republikanischen Garden drin in die Luft gejagt hat und ansonsten für die Bestrafung von Verrätern zuständig war. Und ein anderer Genosse aus diesen Zeiten ist jetzt wieder im Kongo, den neuen Aufbau mitgestalten.


Das sind halt ganz andere Leute.


Wobei ich auch jemanden kannte, der es vom Flüchtling aus Darfur über den Barkeeper in Bagdad zum Zahnarzt in Deutschland gebracht hat. Ich glaube, die Geschichte erzähle ich mal drüben bei mir.

cassandra_mmviii am 28.Nov 11  |  Permalink
Das sind halt ganz andere Leute

Das ist der Punkt, an dem es knackt. Rassismus zum alleinigen Schlüssel zur Unterdrückung/Diskriminierung zu machen ist zu kurz.
Und ignoriert einen Rassismus innerhalb der als PoC Definierten, der sich gewaschen hat. Ich erinnere an die "Spannungen" in den Sammelunterkünften, als die Roma sich als deutlich über den Schwarzen stehend begriffen eben weil sie weiss waren.

che2001 am 28.Nov 11  |  Permalink
Au ja, und der Russe, dem ein Georgier ein Messer ins Gesicht gerammt hatte einfach nur weil er Russe war, und selbst Bantus, die sich als "höherwertig" gegenüber Angehörigen kleinwüchsiger afrikanischer Völkerschaften betrachteten und Haussa, die auf Bantus herabsahen. Oder die Roma-Omi, die meinte, es läge im Erbgut "des Serben", mit dem MG auf Leute zu schießen.


Rassismus zu analysieren ohne Klassenwiderspruch und Sexismus ist aber imho ohnehin ein verkürztes Modell.

cassandra_mmviii am 28.Nov 11  |  Permalink
So wie ich ihn begreife ignoriert der PoC-Ansatz eben genau diese "Differenzen", um es mal in Diplomatensprech auszudrücken.

Es wäre ja ehrlich gesagt geradezu phantastisch supergrossartig wenn alles, was man bräuchte, um die diversen intra-afrikanischen Spannungen in den Griff zu kriegen ein kleiner Ausflug nach Europa oder Nordamerika wäre wo dann alle erkennen "Mensch, wir sitzen ja im gleichen Boot" und ihre landwirtschaftlichen Nutzgeräte nicht mehr zum sich gegenseitig abschlachten benutzten.

che2001 am 28.Nov 11  |  Permalink
@ "So wie ich ihn begreife ignoriert der PoC-Ansatz eben genau diese "Differenzen"," ---- Nein, so unterkomplex ist dieser Ansatz nicht. Teilweise setzt er sogar bei einem antiimperialistischen Klassiker, nämlich Frantz Fanon an. Es ist da allerdings ganz viel von Cultural Studies, aber sogut wie nicht vom Klassenwiderspruch und der Kaptalakkumulation die Rede.

cassandra_mmviii am 28.Nov 11  |  Permalink
Der Hauptwiderspruch wird in der Hautfarbe bzw der dadraus erfolgenden Sozialisation gesehen.

Das ignoriert weitestgehend, dass es durchaus auch Schwarze gibt, die im System ganz gut fahren. Und Weissse, die im System beschissen gestellt sind.

Dazu kommt die Angst vor Asien. Da spielen eher Unterlegenheitsgefühle als Überlegenheitsgefühle auf europäischer Seite mit.

che2001 am 28.Nov 11  |  Permalink
Das trifft jetzt gerade aber auf denPoC-Ansatz von Noah Sow und Co. nicht zu.

cassandra_mmviii am 29.Nov 11  |  Permalink
was trifft nicht zu?

Müssen wir auseinanderdröseln:
Rassismus als Hauptwiderspruch
Sozialisation und mit rassistischen Einflüssen
Soziale Stellung von Menschen, egal welcher Hautfarbe

Oder Europas/Noramerikas Angst vor Asien?

Ich lebe ina nderen Zusammenhängen als du. Glaub mir einfach, dass es eine Menge Eltern gibt, die "Battle Hymn of a Tiger Mother" eher als Herausforderung sehen. Da wird zwar wortreich bedauert, was Mutter Chua im Verlauf ihrer Erziehung so gefordert hat, aber heimlich bewundert und vor allen Dingen sollen die eigenen Kids nicht hinter den Tigern zurückbleben. Also, nicht meinen Tiger (die sind eh uneinholbar, aber dazu wann anders mehr), sonderen den chinesisch-japanischen Tigerkids. Nicht umsonst gibt es Englischkurse im Kindergarten, Malkurse für Erstklässsler mit Künstlern aus Worpswede etc.
Da wird das Kind nicht in den Chor geschickt weil es Spass am Singen hat, sondern weil es der beste Kinderchor der Stadt ist.
"Aber natürlich hat I. ein eigenes Klavier, sie ist doch schon 5!" sagte Mama als ich mich wunderte.
Eine andere mittlerweile 7jährige hat einen Malkurs, einen Tanzkurs, einmal Ballet, einmal Schwimmen und dann kollidierte der Flötenunterricht mit irgendwas. Und Mama suchte eine Tagesmutter, denn sie schaffte es nicht mehr, ihre beiden Töchter zur selben Zeit an 2 Orte zu begleiten.

Warum tun Eltern das?
Weil sie Angst haben, dass ihre Kinder in einer Welt, die als fordernd und selektiv erlebt wird, nicht genug können.

Als ich spassehalber überlegte, ob man das chinesische Au-pair als Sprachlehrerin engagieren könne, hatte ich einen Vater (Kind ist jetz 14 Monate alt), der sofort dabeiwar. Sollte ich das hinbekommen müsse ich ihn auf jeden fall anrufen. Als Tigerpapa die Augen verdrehte, hörte er "Hör auf deine Frau, Chinesisch ist eine Wahnsinnschance für die Kinder!"

Das ist eher die Angst vor der Niederlage als Überlegenheit die da spricht.

che2001 am 29.Nov 11  |  Permalink
Rassismus als Hauptwiderspruch wird so monokausal von Sow&Co. nicht gesehen, und Asiaten sind für die auch PoC, da stehen dann eher arme Vietnamesen in Deutschland als als überlegen imaginierte Chinesojapaner im Focus.

@Leute, die wir kennen: Das, was Du da beschreibst, kenne ich nicht mal aus der Literatur. Eltern von Kindern, die ich unterrichtet habe sind VW-Arbeiter mit äußerst bodenständigen Problemen, proletarischem IGM-Selbstverständnis, aber in der Regel mehr als einem eigenen Haus oder aber syrisch-kurdosibirischkosovotschetschenische Migrantens, die stolz wie Hulle darauf sind, ihre Kids aufs Gymnasium zu schicken (komplette Ansprache der Mutter einer Schülerin, die mich ihren Eltern zum Abi vorstellte: "Tochter gutt!"), diejenigen Leute im eigenen halbwegs gleichaltrigen Bekanntenkreis mit Kindern z.B. ein Dir von früher auch noch bekannter Genosse, der eher damit beschäftigt ist, seinen Jungen irgendwie durchzubringen als mit solchem abgefahrenen Müll oder eine Frau mit Bildungshintergrund Bild-Zeitung-Gerichtsshows-Gala, deren Sohn mal wieder wg. Dopevertickens im Knast sitzt.

cassandra_mmviii am 29.Nov 11  |  Permalink
Unter Eltern gibt es eine wahnsinnige Spannbreite, das teilen wir mit dem Rest der Welt.

Arme Vietmanesen vs sinojapanische Koreaner:
kommt drauf an was man sieht. Da ist die Fokussetzung stark davon geprägt, wen oder was man selbst erlebt und was man als seine Umgebung betrachtet.
Wenn man "Elite in einer globalisierten Wirtschaft" denkt, kommt man auf Chinesisch-Unterricht für Kindergartenkinder, eben um ihnen die Existenz eines vietmanesischen Nudelverkäufers zu ersparen.
Wobei man vom Nudelverkaufen ganz gut Leben kann- Fast Food geht in Krisenzeiten immer. Und wer von diesen ganzen Leistungsträgern hat noch Zeit, selber zu kochen? Die Zeit kann man doch besser nutzen.

Ich war total schockiert als auf dem Klassennachmittag wir die einzigen waren, die selbstgebackene Kekse mitbrachten. Dafür hatte der Rest der Elternschaft schlicht keine Zeit.

dazu kommt der Wunsch, all' das kreative Potential des eigenen Kindes auch zu nutzen um der abgerundeten Persönlichkeit willen und weil es einfach dazu gehört, sinnvolle Hobbies statt rumdödddeln zu haben.

Nachtrag: das ist eher die Ablehnung der Armut im Falle des als arm wahrgenommenen Vietnamesen. Und evtl (kann regional sein) die Stigmatisierúng als "DR-Relikt".

che2001 am 29.Nov 11  |  Permalink
Und ich bin noch in einem Haushalt aufgewachsen, in dem man keinen Klebstoff kaufte, weil man dafür alte, nicht mehr genießbare Kartoffeln (die als Zentnerware geliefert wurden und für die es im Keller eine Kartoffelschütte gab) auskochte und aus der Kartoffelstärke Kleister gewann. Und kenne keine Leute, die über globalisierte Eliten nachdenken.

cassandra_mmviii am 29.Nov 11  |  Permalink
Diese Leute sind nicht unbedingt globale Elite (die Anzahl an Investmentbankern in meinem Bekanntenkreis ist äusserst gering), aber sie haben Angst, von dieser abgehängt zu werden. Sowohl persönlich als auch was die Bundesrepublik angeht.

Deswegen wird Bildung in die Kinder gestopft in einem Tempo, bei dem einem schwindlig werden kann.

cassandra_mmviii am 29.Nov 11  |  Permalink
Und kenne keine Leute, die über globalisierte Eliten nachdenken

natürlich kennst du Leute, die drüber nachdenken. Wenn man über Wirtschaftssysteme nachdenkt kommt man an der Frage nicht vorbei

che2001 am 29.Nov 11  |  Permalink
Investmentbanker und einen Topmanager in einem Weltkonzern kenne ich nun wieder, aber die haben irgendwie andere Probleme. Da wird alle fünf Jahre ein neues Haus gebaut oder der Sohn auf eine Privatuni geschickt, aber dieses Bildung in ziemlich kleine Kinder stopfen gibt es definitiv nicht. Leute, die darüber nachdenken, ob der Asiat an sich eine Bildungskonkurrenz darstellt kenne ich tatsächlich nicht, wobei zu den Leuten, die ich kenne aber viele Solche gehören die so ähnlich wie Asato Noctai heißen.

cassandra_mmviii am 29.Nov 11  |  Permalink
Der Asiat als solcher. Nicht unbedingt der konkrete Asiate von nebenan.

Wobei ich da durchaus Leute kennengelernt habe, auf die das Klischee voll zutraf:
mit 12 nach Deutschland gekommen weil Papa hier wg Doktorarbeit war. Konnte die wichtigsten Sätze auf Deutsch, hatte man in der Familie geübt.
Einen Tag hatte der Junge, um den Jetlag zu überwinden, am nächsten sass er in der Schule. Und konnte nach 2 Monaten Deutsch.


Zumindest hier im Bundesland herrscht ein deutlcihes Misstrauen, ob die Schulen denn wirklich genug lehren. Undd as wird dann halt ggf mit Privatunterricht ausgeglichen.

Wobei das nur teilweise Elternhysterie ist: in einer Göttinger Grundschule wird erwartet, dass die Kids bei der Einschulung alle Buchstaben kennen und bis 100 zählen können. Und auf dem Level legen die dann los.
Kommt aber arg auf's Viertel an.

che2001 am 29.Nov 11  |  Permalink
In den Grundschulen die ich kenne, eine davon leitet meine Schwester, wird erwartet, dass die Kids bei der Einschulung weder Buchstaben noch Zahlen kennen, die sind dann erstmal der Unterrichtsstoff.

Mein größter eigener Unterrichtserfolg war ein 16 jähriger Schüler, der seine 1 in Geschichte so kommentierte: "Geboren in einem Dorf am Rand der Sahara, zweieinhalb Jahre in Deutschland, das nennt manm dann wohl Integration."

cassandra_mmviii am 29.Nov 11  |  Permalink
dass die Kids bei der Einschulung weder Buchstaben noch Zahlen kennen, die sind dann erstmal der Unterrichtsstoff

Das ist ja eigentlich auch so wie es sein sollte. man geht schliesslich in die Schule um was zu lernen.

Aber in dem Bereich scheint der common sense öfter mal den Notausgang genomnen zu haben.

Ich habe auf dem letzten Elternabend einen veritablen "nu langt's"-Anfall bekommen als die Frage aufkam, warum die Kinder denn "so viel Spielzeit" hätten, da könnte man doch auch "was mit ihnen machen".
Ein Teil Erzieherinnen verteidigt echt mittlerweile das Eingemachte. Da wird dann gefordert, dass die Kinder schon mal Englisch lernen sollten, natürlich ganz spielerisch. Dann können sie späterm in der Schule, schneller lernen und müssen nicht "Zeit verschwenden".
Eigenlich sollen die Kids im Kindergarten lernen, wie man sich die Schuhe richtigrum anzieht, eine Schleife bindet, wie man eine Mappe anlegt, einen Tuschkasten benutzt etc. Dann können die Lehrer auf diesem Fundament weitermachen.
Aber genau dises Fundament wird nicht mehr beachtet.

Im Kindergarten meiner Schwiegermutter bietet jede Erzieherin ein projekt an. Ihre Auzubi wollte einen Garten anlegen- säen, giessen und ernten, zusehen wie es wächst und probieren und so vertrauter mit Gemüsesorten werden.
Ging aber nicht, war der Kindergartenleitung zu "pillepalle", dann machen ihr die Eltern Rabatz, also ging sie ins Fotolabor mit den Krümmeln.

Und wer echt Spass haben will macht die Wunderkiste "Ernährung" auf dem Kindergartenelternabend auf. Da prallen dann echt Glaubenssätze aneinander. Grober Frontverlauf: heimisches Obst vs Kernobstallergiker.

Und in dieser Stadt hier ist das besonders extrem.

che2001 am 29.Nov 11  |  Permalink
@"Und in dieser Stadt hier ist das besonders extrem." ---- nö, nicht überall. Komm mal nach Walle oder Gröpelingen, da heißt es Döner rulez.

cassandra_mmviii am 29.Nov 11  |  Permalink
nein da heisst es "wir ziehen hier weg, der Lütte wird eingeschult".

Tigergattens Chefin liebt Gröpelingen. Meint aber, dass sie da auf keinen Fall wohnen würde wenn sie noch Kids in der Schule hätte.


Ich nehme an, dass die Frontverläufe (anders kann man das nicht nennen) hier so heftig sind weil der Unterschied zwischen sich selbst und Gröpelingen/Walle/Tenever als so krass wahrgenommen wird und die Gefahr, dass man sozial ansteigt, deswegen immer im Kopf mitspielt.

Hier stellt sich fast jeder vor mit "Wir haben vorher in Schwachhausen gewohnt". ich sag dann immer "wir nicht!" und freue mich an den Gesichtern.

che2001 am 30.Nov 11  |  Permalink
Na ja, mein Bremen-Bild wurde durch Junkies,Kurden und Antiras im Viertel geprägt. Wobei Du ja auch einen Schwachhausen-Spross kennst, der als Arbeiterkind sein eigenes Stadtviertel als feindliche Umgebung erlebte.

cassandra_mmviii am 30.Nov 11  |  Permalink
Schwachhausen-Spross:
Omma und Oppa hatten in Gröpelingen die Parzelle, richtig?

Kurden haben hier eher im Moment einen schweren Stand, Stichwort: Familie M.

Und seit der Junkie sein Kind totgeprügelt hat und im Kühlschrank versteckt wird Drogenabhängigkeit auch eher als Problem denn als Lebensstil begriffen.

Und die linke Szene ist dabei, von etwas übernommen zu werden, das "Struppis" genannt wird und diese Bezeichnung auch verdient. Radikalvegeaner mit einen Faschismusbegriff, der bei mir spontanes Kopfweh auslöst. Die finden nicht mal den Ludendorffer auf der StuPa-Liste!

che2001 am 30.Nov 11  |  Permalink
Von Großeltern und einer Parzelle weiß icht nichts, aber er wohnte mit mir zusammen und war unser Kampfsporttrainer und vertrat sehr traditionell den Klassenbegriff. H-Abhängigkeit wurde schon immer als Problem betrachtet, aber meine Bremen-Wahrnehmung ist halt wesentlich durch Sielwall-Punks, die teils drogig sind und teils auch nicht geprägt. Die "Gurkenkinder", wie Nullzeitgenerator die Veganen nennt gibt es in Bremen auch seit 20 Jahren.

cassandra_mmviii am 30.Nov 11  |  Permalink
Die Veganen haben zwischendurch mal ein Schlachterkollektiv im Viertel gestürmt. Gurkenschubser. Elendigliche.

Wir meinen den gleichen.