Noch was zur Sarrazin-Debatte
Ich wollte eigentlich nichts zum Thema Sarrazin sagen. Der Mann sagt nichts Neues, nur dass, was er schon immer sagte, und bekommt viel zu viel Aufmerksamkeit für seinen Unfug. Thilo S. hustet und die Republik steht kopf.
Aber: was ist eigentlich Integration? Alle reden davon, dass sie nicht klappt bzw. ausgezeichnet klappt, aber eine klare Definition, was das sein möge, fehlt. Das wäre wohl auch zu kompliziert für fernsehwirksame Debatten.
Schon der Begriff der Integration ist ein wahrer Widerporcht. Damit kann ja etwas sehr Negatives und Entwürdigendes gemeint sein: Ein sich Einfügen in die Gesellschaft unter Aufgabe jedweder eigenen Identität und Autonomie. Sarrazin hat eigentlich keinen Zweifel daran gelassen, dass er genau das erwartet: Die totale Assimilation. Nicht umsonst heißt eine der Strömungen des Islamismus Integrismus. Da geht es darum, dass weniger bestimmte religiöse Lehren oder die Intensität des Glaubens im Vordergrund stehen, sondern der Kampf gegen kulturelle Verwestlichung. Kopftuchtragen, Einhalten der Gebets- und Fastenzeiten, züchtiges Benehmen, Boykott von Pornografie und jeglicher bildlichen erotischen Darstellung sollen aus dem Volk insgesamt ein in sich homogenes, dem fremden kulturellen Einfluss trotzendes Kollektiv machen. In diesem Kontext wäre Integration das spiegelbildliche Gegenteil.
Selbst die "deutsche" (Anführungsstriche, man erstmal definieren müsste, was deutsch sei) Bevölkerung ist nicht in sich homogen (und das ist auch ganz gut so).
Ich weiss, da sind wir wieder bei der Leitkulturdebatte, aber das sind wir zwangsläufig, egal, ob ich das mag oder nicht. Die Frage ist nur: nehmen wir Döner oder Weisswurst oder kommen wir damit zurecht, dass es beides gibt, plus Leute, die lieber Salat essen?
Ich trug gestern Kopftuch und bin der Ansicht, dass das niemanden stören sollte.