Dienstag, 13. Dezember 2011
Eine Weihnachtsgeschichte
Es war 2002. Über Heiligabend Blitzeis.
Die beim "Untenehmen Zukunft" ging um Hannover rum gar nichts mehr, Oberleitungen vereist. Die Passagiere verbrachten Heiligabend im Waggon.

Frau F wollte, dass ihre Tochter sie besuche. Frau F war verheiratet in 2. Ehe und wie der Zufall so spielte studierten die Töchter von Herrn F an der gleichen Uni wie Frau Fs Tochter. Und zusammen mit dem Freund von Fräulien F war man zu fünfen, was prima mit dem Wochenend-Ticket der Bahn hinkam.

Der Plan war, sich am 1. Feiertag am Bahnhof zu treffen. Am Bahnhof erfuhr man, dass es einen Katastrophenalarm für die Reisestrecke gäbe, die noch nicht mal frei war. Die Bahn hatte keine Ahnung, wann sie die Züge von den Schienen bekommen würde und sagte dies auch sehr deutlich.
Die Rettungsdienste hatten gebeten, dass man bitte nur unterwegs sein möge wenn es unbedingt sein müsse, sie könnten keine Hilfe zusichern, ihre Fahrzeuge würden größtenteils noch nicht mal vom Hof kommen.

Der Freund von Fräulein F rief seine Mutter an. Die wohnte mittendrin statt nur dabei und sagte, sie habe heute morgen die 4 Schritte zur Mülltonne nicht geschafft. Die "Kinder" mögen bitte Vernunft zeigen und nicht bahnfahren.

Fräulein F rief ihre Mutter an. Kommen unmöglich. Frau F reagierte prompt: es sei nicht glatt, das Radio lügt. Und die Bahn würde schon fahren, das sagten die nur nicht. Man sollte einfach in den nächsten Zug steigen und zusehen, wie man durchkommt.

Fräulein F weigerte sich. Frau F begann zu weinen- alle Eltern hätten heute ihre Kinder bei sich, nur sie sei einsam. Dem Freund, der mithörte, reichte das. Er sei ja auch nicht zu Hause, von alle Eltern könne nicht die Rede sein. Fräulein wies auf den Ehemann hin und die 2 Katzen, das sei nicht einsam, Mutter möge ein wenig nachdenken und sehen, dass sie deutlich besser dran ist als die immer noch festsitzenden Passagiere der Bahn. Überdies würde hier garde überhaupt kein Zug irgehdwohin fahren.
Mutter F bestand weiter dadrauf, dass die "Kinder" kommen müssten, sonst sei kein Weihnachten. Sie hätten ja auch gar nicht eingekauft für die Feiertage.

Die Schwestern besschlossen spontan, bei ihrer Mutter einzufallen, da sei immer der Kühlschrank gefüllt. Und Frau Fs Tochter und deren Freund könnten ja mitkommen. Die beiden hatten aber noch die Reste ihrer Weihnachtsente im Kühlschrank und lehnten dankend ab. Und murmelten sich gemütlcih zu hause ein, genossen das Katatstrophengefühl und taten das, was Verliebte nun mal tun wenn mit keinerlei Störung zu rechnen ist. Oder besser: sie hatten das vor.

Klappte aber nicht, da Mutter F alle halbe Stunde anrief. Vielleicht sei die Bahn ja jetzt frei, sie habe im Internet nachgesehen, da gibt es noch eine Stecke über Paderborn. Man möge doch einfach losfahren.
Tochter F riet ihrer Mutter irgendwann, sich doch bitte mit einem Glas Wein in die Badewanne zu legen und danach es sich mit ihrem Ehemann gemütlich zu machen- das habe sie nämlich auch vor.
Das war deutlich genug, dachte Fräulein F. Denn die nächste Stunde war Telefonruhe.

Dann rief Frau F noch mal an. Klang sie, als ob sie getrunken habe? Fräulien F war sich nicht so sicher. Ziemlich aufgedreht, aber anders als sonst... der Freund, mittlerweile vor dem Fernseher, meinte, er habe da ein ganz dummes gefühl plötzlich.

Nochmal eine Stunde später klingelte das Telefon. Unbekannte Handy-Nummer... "Wir kommen!" schrillte Frau Fs Stimem aus dem Hörer. "Wir sind schon bei Holzminden! Wir kommen! Mit Geschenken! Und Essen!Auf der Weserbrücke (auf der sich jeden Winter x Menschen totfahren bei Glatteis...). Du, die Wetterdienste hatten wirklich unrecht! Hier ist kein Stau, kein einzige Auto unterwegs! Wir kommen gut durch!"
"Mutter, bist du wahnsinnig? Willst du dich umbringen?"
"Keine Sorge, der Herr F (der seit einem halben Jahr einen Führerschein hat und schon einen Totalschaden hatte) fährt!"
Das war da erste mal in ihrem Leben, dass Fräulein F ihre Mutter anbrüllte. Wesentliche Punkte waren der Fahrstil ihres Gatten.
"Dreh sofort um, wir fahren zurück! Zu so einem Kind will ich nicht!" sagte Frau F zu Herrn F.
"Du fährst jetzt weiter und kommst hierher! Du kannst da nicht nochmal durchfahren!"
Herr F mischt sich ein:"Kinder haben ihren Eltern keine Massgaben zu setzen".
Fräulein F brüllt weiter: "Und du bist nicht mein Elter und ich erwachsen, also hast du mir auch nichts zu sagen!"
Frau F schluchzt "aber ich habe deinen Stiefschwestern doch schon gesagt, dass sei zu dir kommen sollen"
Fräulein F sieht sich entsetzt in der Wohnung um und bemerkt dabei, dass die Wohnungsbewohner nackt sind während sie überlegt, wann die Tür wohl schellen wird.

Interludium: die Stiefschwestern hatten zwar gesagt bekommen, dass sie zu Fräulein F kommen sollten, aber keine Ahnung warum. Überraschung!


Also schnell die Wohnung zumindest haklbwegs präsentabel gemacht, sich slebst auch und da klingelte es auch schon. Die geehrte WElterngeration segelte rein. Mutter F lud einen Haufen Kram in der 4 qm grossen Küche ab, redete ohne Ende, dass jetzt doch noch ein schönes WEihnachten für alle werde und wo denn der Baum stehe?
Baum? Wieso Baum? Noch bevor Tochter F dadrauf hinweisen konnte, dass es keinen Sinn mache, einen Baum auszustellen wenn man eigentlich plant wegzufahren, dräute die nächste Katasrophe: Mutter hatte auf ihrer Suche nach der Mikrowelle den Vorratsschrank geöffnet.
Tochter F hat einen ausgeprägten Kriegskindkomplex (unklar aus welchem Krieg der stammen soll) und muss immer inbedingt genug Vorräte für ein paar Tage im Haus haben. Man weiss ja nie... man könnte zB einschneien. Und so sah Mutter F nun, dass ihre Tochter ja nie vorgehabt hatte, wegzufahren! Der ganze Schrank stand ja voll! Nudeln, Reis, Gemüsekonserven, ein paar Dosen Fisch- völlig klar, das mit dem Wetter war nur vorgeschoben!

Ausserdem hatte Tochter F keine Mikrowelle... dabei hatte Mutter F doch schon vorgekocht, sogar die Spätzle. Die waren samt dem Kochwasser (sollen ja frisch bleiben) 300 km durch die Winterwunderwelt gekarrt worden. Und wie sollte man die jetzt warmkriegen?

Während Fräulein F noch Erklärungsversuche für die mangelnde Küchenausstattung lieferte, klingelte es und die Schwestern standen vor der Tür, genauso begeistert von der Nummer und abends um 9 auch ausreichend gesättigt, da Mama sie kurzerhand ins Restaurant eingeladen hatte.

Aber Mutter F stand in der Küche, lauthals erklärend, dass nun auch alle satt werden könnten, es sei genug da. Derweil wurde die erste Flasche Wein geköpft und auch gleich geleert. Den hatte man auch mitgebracht.

Das Menu bestand aus Spätzle, Schweinebraten und einem Glas Rotkohl.

Danach brachen die Erzeuger wieder auf, sie wollten noch weiter, eine Freundin besuchen. Das bisschen Eisregen? Ha, das packen wir locker!

Zurückblieben 5 schockierte Nachkommen und eine verwüstete Wohnung.