Mittwoch, 21. September 2011
Von alten und von neuen Freunden
Gestern stand das Telefon nicht still. Erst rief eine alte Studienfreundin an, die anno dazumal mein Weltbild gehörig ins Wanken brachte.

Ich war ein braves Mädchen, linksradikal sozialisiert und hatte eine Reihe von unumstösslichen Wahrheiten im Kopf. Dann traf ich sie. Sie sah superbürgerlich aus, immer im Kostümrock unterwegs, Perlenkette und Barbourjacke. Ich nannte sie insgeheim immer nur "das Perlhuhn".
Wie sich später rausstellte hatte Dame sich gehörig in mich verguckt...
wir klärten dass das einseitig war, und schafften das, was man nur selten schafft: wir wurden Freundinnen. Und das stellte mein Weltbild gehörig auf den Kopf. Ich hatte (braves Mädchen das ich war) gelernt, dass Lesben per se systemkritisch bis linksradikal seinen, dass man als homosexueller Mensch sozusagen automatisch in Opposition zum System gerate, und das Lesben niemals einen Kostümrock, das stoffgewordene patriarchale Denken, tragen könnten.
Und da sass sie nun und fragte mich, wo ich eigentlich zur Kirche ginge und ich was dagegen habe, dass sie am Sonntag mitkommt. Da war Klein-Cassie endgültig aus dem Gleis. Das geht doch nicht!
Da brauchte mein Weltbild eine Weile bis es wieder funktionierte.

Jedenfalls rief sie einfach mal wieder an. Nett wars.


Etwas abstrus wurde es dann als eine neue Bekannte anrief, wir wollten doch mal grillen (Feuer wärmt ja, also macht nix dass es saukalt ist abends!) und ihr Freund hatte da noch ein paar Fragen zur Göttinger linken Szene von anno dunnemals, sozusagen ein Zeitzeugeninterview.
Mal schauen, wir laden dann noch den Bundesbruder des Tigergatten ein, der war auch dabei. Dann können alte Leute weise Geschichten von früher erzählen und junge Leute lauschen und lernen.

Dazu riefen noch noch Tigertante, Familienneuigkeiten weitergeben, und Tigeroma an, irgendwas fragen, und so hing Tigergatte auch am Telefon fest. Der Segen von 2 Anschlüssen...