Sonntag, 3. Oktober 2010
Bremen
Die Einheitsfeier findet wie üblich unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Okay, wer hat auch schon Lust, eine Rede von Wulff anzuhören?

Wer irgendwann mal am 14. Juli in Frankreich war, der weiss, wie ein Nationalfeiertag aussehen sollte. Gut, Juli ist für Tanzen auf der Strasse bis die Füsse bluten auch viel besser geeignet als Oktober, und wenn Deutsche einen auf "Lieb Vaterland" machen geht meistens etwas ganz gehörig schief und halb Europa liegt in Scherben, aber... irgendwie traurig.

Wir sind ein Land, was nicht mal die eigene Gründung feiert. Da tönt es in meinen Ohren einfach hohl, wenn beim Fussball auf einmal alle "für Deutschland" sind.

Letztes Jahr diskutierte "die Politik", ob man den 3. Oktober nicht lieber im Interesse des "Standorts Deutschland" zum Werktag machen sollte und ihm am nächsten Sonntag "nachfeiern" sollte. Das ist bitter, aber ganz ehrlich: wen interessiert denn, wann das Bundestagsorchester ein Streichquartett entsendet, was für sich hinfiedelt, nachdem ein Haufen Würdenträger (wo tragen die die Würde eigentlich hin und kann man sie von da wieder zurück bekommen?) gemessene Reden gehalten hat, gemahnent und erinnert?

In Bremen gibt es die üblichen Fress- und Nippes-Stände und beim Anblick der schwarz-rot-gelben Pappkrönchen und Bierdosen hätte ich gestern ja beinahe einen dieser "A la Bastille!"-Anfälle bekommen.

Sehr hübsch waren auch die Warnungen der Polizei vor der Demo. Nach dem, was in Stuttgart passiert ist, haben mir die uniformierten Schwerbewaffneten, die formiert überall rumstanden, wesentlich mehr Sorgen gemacht als ein paar Bürger in Ausübung ihrer staatsbürgerlichen Rechte!